Immer mehr Länder verbieten Einweg-Vapes. Und die Schweiz?
Australien, Neuseeland, Grossbritannien und viele andere: Immer mehr Länder verbieten Einweg-E-Zigaretten, sogenannte Vapes, oder planen diesen Schritt. Sie wollen damit insbesondere die jungen Menschen schützen. In der Schweiz ist ein solcher Schritt jedoch kaum wahrscheinlich – zu stark ist die Tabaklobby.
Anfang dieser Woche kündigte die britische Regierung an, Einwegzigaretten zu verbieten und die Geschmacksrichtungen einzuschränken. So will sie verhindern, dass Jugendliche und sogar Kinder nikotinabhängig werden. Das Verbot könnte Anfang 2025 in Kraft treten.
Schon jetzt ist es im Vereinigten Königreich illegal, Vapes oder Tabak an Kinder unter 18 Jahren zu verkaufen. Aber laut Behörden hat sich der Konsum von Verdampfern bei Jugendlichen in den letzten drei Jahren verdreifacht: Inzwischen rauchen knapp 10% der 11- bis 15-Jährigen Vapes. Billige, bunte Einwegverdampfer sowie Geschmacksrichtungen wie Kaugummi und Zuckerwatte wirken als besondere Lockstoffe.
«Kinder sollten nicht vapen; wir wollen nicht, dass sie süchtig werden. Wir wissen immer noch nicht, welche langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen das Rauchen mit Vapes hat», sagte der britische Premierminister Rishi Sunak. «Deshalb ist es richtig, dass wir energisch dagegen vorgehen.»
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind E-Zigaretten ab Juli 2023 in 34 Ländern verboten, darunter auch Brasilien und Indien. Viele Länder tun sich jedoch schwer, die Vorschriften für E-Zigaretten durchzusetzen, so dass diese oft illegal erhältlich sind.
Letzten Monat verabschiedete auch das französische Parlament einen Gesetzentwurf zum Verbot von Einwegzigaretten, um junge Menschen zu schützen. Irland und Deutschland sind weitere Länder, die ein Verbot erwägen.
Insgesamt 74 Länder, vor allem solche in Afrika, aber auch Pakistan und Kolumbien, hatten laut WHO bis Juli 2023 überhaupt keine Regelungen für Vapes. In anderen Ländern, darunter den wichtigen Märkte USA und China, lassen die Behörden Vapes zu, regulieren aber ihren Gebrauch.
Wie ist die Situation in der Schweiz?
In der Schweiz gelten nikotinhaltige E-Zigaretten nach Schweizer Recht als Ware und fallen nicht unter die Beschränkungen für herkömmliche Zigaretten.
Einige der 26 Kantone aber haben bereits gehandelt. Elf Kantone, darunter alle sechs in der Westschweiz, haben den Verkauf von E-Zigaretten an unter 18-Jährige verboten.
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Welche gesundheitlichen Argumente gibt es für und gegen E-Zigaretten?
Im Dezember 2023 gab die WHO im Zusammenhang mit Vapes eine Gesundheitswarnung heraus und forderte die Regierungen auf, E-Zigaretten ähnlich wie Tabak zu behandeln und alle Aromen zu verbieten. Dies im Namen des Kinderschutzes.
Die britische Regierung räumt ein, dass das Vapen Erwachsenen helfen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Doch für Kinder sollen Vapes verboten sein. «Das in E-Zigaretten enthaltene Nikotin kann stark süchtig machen», so die Behörden. Der Entzug verursacht manchmal Angstzustände, Konzentrationsschwierigkeiten und Kopfschmerzen, und die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sind «unbekannt».
Die Vape-Branche argumentiert jedoch, dass E-Zigaretten deutlich geringere Gesundheitsrisiken bergen würden als Tabak, und dass die Aromen der Schlüssel dazu sind, Raucher:innen zum Umstieg zu bewegen.
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Einwegverdampfer kamen 2020 auf den Schweizer Markt und sind bei jungen Leuten schnell sehr beliebt geworden. Eine Studie von Gesundheitsorganisationen in den Kantonen Waadt und Wallis von 2022 bestätigt das Ausmass des Vapings in der Westschweiz: Fast zwei Drittel, nämlich 59% der 14- bis 25-Jährigen haben mindestens einmal eine E-Zigarette ausprobiert. 12% vapen häufig (zehn oder mehr Tage in den letzten 30 Tagen), darunter fast zehn Prozent der 14- bis 17-Jährigen.
Eine Studie von Sucht Schweiz von 2023 besagt, dass bei den 15-Jährigen eine von vier Personen in den letzten 30 Tagen mindestens einmal E-Zigarette geraucht hatte.
Aber es sind Änderungen im Gange. Regierung und Parlament planen zwar kein Verbot von Einwegzigaretten. Aber ab Juni 2024 werden E-Zigaretten durch das neue Bundesgesetz über Tabakerzeugnisse und elektronische Zigaretten geregelt und dürfen damit nicht an unter 18-Jährige verkauft werden. Das Verbot betrifft auch die Vermarktung, also die an Jugendliche gerichtete Werbung für Tabakprodukte und E-Zigaretten. Diese ist in Printmedien, Online-Werbung und an Festivals nicht mehr gestattet.
Was sagen Schweizer Politiker zum Dampfen?
Die wachsende Beliebtheit von Vaping-Produkten bei jungen Menschen gibt auch bei Schweizer Politik, Behörden und Gesundheitsorganisationen Anlass zur Besorgnis. Die Schweizer Parlamentarierin Laurence Rielle Fehlmann, sie sitzt für die sozialdemokratische Partei im Nationalrat, hat in einem Vorstoss vor der Qualität der in der Schweiz verkauften Vaping-Produkte gewarnt.
In ihrer Antwort räumte die Regierung ein, dass billige Einwegdampfer ein hohes Suchtpotenzial hätten und eine Belastung für die Umweltprobleme darstellten.
Dennoch lehnte es der Bundesrat ab, konkrete Massnahmen zu treffen. Dies mit dem Argument, dass die im kommenden Sommer in Kraft tretenden Änderungen des Bundesgesetzes «den Schutz der Bevölkerung, insbesondere der Jugendlichen, verstärken werden».
Eine höhere Steuer auf Einwegdampfgeräten werde diese teurer machen und so junge Käufer abschrecken. Gleichzeitig würden Anstrengungen unternommen, um das Recycling von Vape-Geräten zu verbessern, so die Regierung.
Die Regierung fügte hinzu, dass sie nicht allein handeln könne: «Auch wenn in mehreren Ländern Schritte unternommen werden, gibt es ein solches Verbot in der Europäischen Union derzeit nicht. Ein auf die Schweiz beschränktes Verkaufsverbot von elektronischen Einwegzigaretten würde daher ein neues technisches Handelshemmnis schaffen.»
Doch auch in der Schweiz sind Forderungen nach einem Verbot laut geworden. Eine Studie eines 38-köpfigen Gremiums mit Fachpersonen aus Medizin, Gesundheit und Prävention, die im Februar 2023 in der Schweizerischen Ärztezeitung veröffentlicht wurde, empfiehlt ein Verbot des Verkaufs von Einwegdampfern.
«Wenn dies nicht möglich ist, müssen bestimmte Aspekte der Produktzusammensetzung, der Vermarktung, des Verkaufs und des Konsums streng geregelt werden», so die Schlussfolgerung der Expertinnen und Experten.
Letztes Jahr hat Christophe Clivaz von den Grünen im Nationalrat, der Grossen Kammer, einen parteiübergreifenden Antrag eingereicht, in dem er ein Verbot von Einwegdampfern fordert. Diese seien besonders schädlich für die Gesundheit von Jugendlichen und stellten ein echtes ökologisches Problem dar, so seine Begründung.
Editiert von Reto Gysi von Wartburg; Übertragung aus dem Englischen: Renat Kuenzi.
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