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Italienischer Premier setzt sich für Expo 2015 ein

Bei seinem Besuch in Mailand versuchte Ministerpräsident Matteo Renzi die Bevölkerung zu überzeugen: "Der Staat ist mächtiger und stärker als die Diebe." AFP

Die juristischen Turbulenzen um die Expo 2015 haben Matteo Renzi auf den Plan gerufen. Er ist angetreten, den schlechten Ruf der Weltausstellung zu korrigieren und jene – wie Beppe Grillo – zurechtzuweisen, die lauthals die Unterbrechung der Arbeiten fordern. Für den Ministerpräsidenten muss die Weltausstellung das Aushängeschild eines Italiens werden, auf das man "stolz" sein kann.

In Mailand wird er von den Bürgern, den Institutionen und den Zuständigen für die Bauten schon lange erwartet. Doch der Besuch von Matteo Renzi unterschied sich sehr von jenem im April. Er erfolgte nämlich am Tag nach der Verhaftung von sieben Personen, darunter Politiker, Unternehmer und Manager, die angeklagt sind, bei der Vergabe von Aufträgen für die Expo 2015 Bestechungsgelder angenommen zu haben. Damals ist der italienische Premier den Journalisten ausgewichen und hat es sorgsam vermieden, irgendwelche Erklärungen zur Expo abzugeben. 

Dieses Mal hingegen sprach er Klartext zur Expo 2015, einer Baustelle mit einem Volumen von 13 Milliarden Euro. 20 Millionen Besucher werden erwartet. «Der Staat ist mächtiger und stärker als die Diebe», betonte  Matteo Renzi. Es brauche die Mithilfe aller, so Renzi weiter, um für die internationale Begegnung bereit zu sein. Auch jene der Unternehmer, die er am Sitz der städtischen Handelskammer getroffen hat. «Ich bitte um das Engagement aller Mailänder. Es braucht einen zusätzlichen Effort, damit sich das Klima in unserem Land ändert und Hoffnung einkehrt.»

Die italienische Regierung werde ihren Teil dazu beitragen, versicherte Matteo Renzi. «Bis 2015 müssen die Reformen durchgesetzt werden, damit wir wieder zu einem Land werden, das auf seine Vergangenheit stolz sein kann und sich  sorgsam um die eigene Zukunft kümmert.  Die Expo soll nicht bloss eine bürokratische Angelegenheit werden, sondern  identitätsstiftend wirken.» 

Diesen schönen Worten sollten nun Taten folgen. Der italienische Ministerpräsident hat den ehemaligen Staatsanwalt, Raffaele Cantone, der im vergangenen März zum Präsidenten der Anti-Korruptionsbehörde gewählt wurde, mit der Aufgabe beauftragt, die Baustelle der Expo von diesem neuen «Tangentopoli» zu säubern.

SRF Echo der Zeit vom 30.04.2014: Expo 2015: Ein Eldorado für die Mafia?

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Grillo verlangt den Stopp der Arbeiten

Dank der klaren Stellungnahme Renzis  haben praktisch alle politischen Kräfte in Italien ihre Unterstützung zugesagt – auch Parteien wie die Lega, die Forza Italia und die Fratelli d’Italia, die im Parlament ständig in Opposition zur Regierung stehen.  

Eine Ausnahme macht lediglich Beppe Grillo, der Führer der «Fünf-Sterne-Bewegung», der sich laut Umfragen zu den Europawahlen im Aufwind befinden soll. Er verlangte beim Richteramt die Unterbrechung der Arbeiten, «weil noch 4-5 Milliarden auf dem Spiel stehen».

«Wir müssen wachsam sein. Die Expo ist nicht dazu da, der Welt ein Bild von Italien zu vermitteln, sondern um Geld zu waschen und kriminellen Vereinigungen eine Plattform zu bieten», polterte Grillo. Er befindet sich mitten im Wahlkampf und spart nicht mit direkter Kritik, auch nicht gegenüber andern Politikern. So hat er die Anti-Korruptionsbehörde aufgerufen, sich ausschliesslich mit den Parteien zu befassen, vorab mit den Demokraten, deren Sekretär Matteo Renzi heisst.

Die Ermittlungen gehen weiter

Unterdessen förderten Ermittlungen neue Fälle von frisierten Aufträgen zutage.

Die Weltausstellung in Mailand (Expo Milano) findet vom 1. Mai bis 31. Oktober 2015 statt.

Das Thema der Expo 2015 lautet: «Den Planeten ernähren. Energie für das Leben.» Ernährungsfragen für die Menschheit und der Respekt für die Umwelt stehen im Vordergrund dieser Weltausstellung.

Die Teilnehmerländer sind eingeladen, ihre spezifischen Kompetenzen in den Bereichen Landwirtschaft, Nahrungsmittel-Industrie, Handel und wissenschaftliche Forschung zu präsentieren, um eine gesunde, ausreichende und nachhaltige Ernährung für die Menschheit zu garantieren.

Die Organisatoren erwarten während der sechs Monate rund 20 Millionen Besucherinnen und Besucher: 75%, aus Italien, 25% aus dem Ausland, davon 40% aus der Schweiz.

Sie beschränkten sich nicht nur auf die Bauaufträge für das eine Million Quadratmeter grosse Expo-Gelände am nördlichen Stadtrand von Mailand, sondern auch auf die Aufträge für die Ausstellungshallen der Länderpavillons.

Vor allem die Rolle des Managers Angelo Paris wurde durchleuchtet. Schon bald wurde er an der Spitze der Expo durch Marco Rettighieri ersetzt, Ex-Direktor der Lyon-Turin Ferroviaire. Paris wollte von den Vorgängen nichts gewusst haben, doch die Ergebnisse einer Abhöraktion liessen kaum Interpretationsspielraum: «Ihr macht eure Arbeit, wie ihr wollt, aber lasst mich meine Karriere machen.»

  

Zudem hat am 15. Mai hat die Staatsanwaltschaft der «Corte dei Conti per la Lombardia» eine Untersuchung angeordnet, die ermitteln soll, inwiefern bei der Ausschreibung für die Expo der Fiskus umgangen wurde. Dazu wurde ein Pool von Justizbeamten zur Verfügung gestellt unter der Führung des leitenden Staatsanwaltes Antonio Caruso. Die Regierung tut das Möglichste, damit Mailand und Italien für das grosse Ereignis 2015 bereit sind. 

SRF Tagesschau vom 30.04.2014: Schweiz ist bereit für Expo 2015

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Die Führungsspitze der Expo darf auch auf die Unterstützung von Vicente Loscertales zählen, dem Sekretär des internationalen Ausstellungsbüros BIE (Bureau International des Expositions). Er sorgt für Ruhe und die planmässige Weiterführung der Arbeiten. 

Kürzlich versicherte der spanische Diplomat bei seinem Besuch der Baustelle, die Ausstellung werde ein Erfolg werden: «Italien ist das Land der Kreativität, des Sinns für Ästhetik und Schönheit. Doch es gibt auch die Kehrseite der Medaille, und ich wusste von Anfang an, dass die Ausstellung einen etwas unruhigen Weg gehen würde. Doch dies soll nicht die gute Arbeit schmälern, die bis anhin geleistet wurde.»

Wegen den gerichtlichen Affären hat Loscertales auch auf internationaler Ebene beruhigend eingewirkt: «Mailand ist ein zu wichtiges Schaufenster und die teilnehmenden Länder halten ihre Projekte und Investitionen unverändert aufrecht.»

Auch aus der Schweiz hört man beruhigende Worte. «Die italienischen Behörden haben die Baustellen der Expo im Griff. Die Untersuchungen und zahlreichen Kontrollen zeigen den Willen, die Unterwanderung zu reduzieren. Die Schweiz verfolgt mit äusserster Aufmerksamkeit die Entwicklungen dieser Untersuchungen», versichert Andrea Arcidiacono von Präsenz Schweiz gegenüber swissinfo.ch.

Eine erste Etappe war der Erfolg vom «Giro del Gusto» in Mailand. Vom 30. April bis zum 11. Mai empfing das «House of Switzerland» im «Parco Sempione»  60‘000 Gäste. Im Juli beginnen die Bauarbeiten für den Schweizer Pavillon «Confooderatio Helvetica», der mit kulinarischen Spezialitäten aufwarten wird – gleich neben dem italienischen Pavillon.

Übertragen aus dem Italienischen: Christine Fuhrer

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