Als der König von Thailand in der Schweiz Pedalo fuhr
1960 und 1961 lebte Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarang mit seinen Eltern und Schwestern in Puidoux-Chexbres am Ufer des Genfersees in der Schweiz. Er wird der zehnte Herrscher der 1782 gegründeten Chakri-Dynastie in Thailand.
Es war im Sommer 1960 vor dem Château d’Ouchy in Lausanne. Die thailändische Königin Sirikit hält einen 8-jährigen Jungen an der Hand. Er trägt eine Krawatte und auf dem Kopf eine Mütze einer Lausanner Schule. Von dem Fotografen eingeschüchtert, schaut er geradeaus.
Am 4. Mai 2019 wird er anstelle einer Mütze eine spitze Königskrone aus Gold und Diamanten aufsetzen: Maha Vajiralongkorn Bodindradebayavarang wird Rama X, der zehnte Herrscher der 1782 gegründeten Dynastie. Und das im Alter von 66 Jahren.
Vom 2. bis 6. Mai erwartet Bangkok 150’000 thailändische Besucher, die eigens für die Veranstaltung anreisen. Der Palast wird Essen und frisches Wasser für eine Zeremonie liefern, die Thailand seit 69 Jahren nicht mehr erlebt hat.
In einer Villa in Pully
Am 5. Mai 1950 war es sein Vater, König Bhumibol oder Rama IX, der im Alter von 23 Jahren nach der Ermordung (oder dem Selbstmord?) seines älteren Bruders Ananda 1946 in dessen Bett im Bangkok Palast zum Herrscher des ehemaligen Königreichs Siam wurde. Das Rätsel wurde nie gelöst. Die beiden Brüder hatten die Ecole Nouvelle de la Suisse romande und dann die Universität Lausanne besucht.
Unmittelbar nach seiner Krönung kehrte König Bhumibol in die Schweiz zurück, wo Königin Sirikit – die noch lebt – Prinzessin Ubol Ratana zur Welt brachte. Die am 5. April 1951 in der Montchoisi-Klinik in Lausanne geborene älteste Schwester des neuen Königs ist das einzige der vier Kinder des Königspaares, das nicht in Thailand geboren wurde.
Die Königsfamilie lebte in Pully, in der inzwischen abgerissenen Villa Vadhana. Die Waadtländer Polizei ergriff besondere Sicherheitsmassnahmen.
Das Königspaar verliess die Schweiz im November 1951, nicht ohne dem Schweizer Volk für seine Gastfreundschaft zu danken: «Wir waren kleine Schweizer wie die anderen und wir lebten das einfache Leben normaler Menschen», verriet Prinzessin Galyani einmal, die eine öffentliche Schule in Lausanne besucht hatte. Ein harter Kontrast zum Leben in Thailand, wo die Bevölkerung der königlichen Familie zu Füssen liegt.
Von Puidoux aus auf Tour zu den königlichen Höfen
Im Juli 1960 kehrten die Eltern des neuen Königs Rama X mit ihren vier Kindern in die Schweiz zurück. Sie mieteten ein Anwesen in Puidoux-Chexbres, mitten in den Weinbergen mit Blick auf den Genfersee.
Während ihre Kinder in Ouchy Pedalo fuhren, mit ihren thailändischen Nannies in Lausanne shoppen gingen und in den Parks am See spielten, begaben sich König Bhumibol und Königin Sirikit auf eine Tour zu den Königshöfen und den wichtigen Präsidenten.
Am 29. August 1960 wurden der König und die Königin im Bundeshaus vom Bundespräsidenten Max Petitpierre und dem Vorsteher des Militärdepartements, Paul Chaudet, empfangen.
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König Bhumibol in der Schweiz
Nachdem sie Weihnachten in den Schweizer Alpen gefeiert hatten, reiste die königliche Familie im Januar 1961 ab, mit «schönen Erinnerungen an den Aufenthalt am Genfersee» im Gepäck.
Wird der neue König Rama X nach seiner Krönung in die Schweiz zurückkehren? Er kaufte eine Villa bei München am Starnberger See, wo ein anderer König, Ludwig II. von Bayern, auf mysteriöse Weise ertrank. Wenn er in die Schweiz zurückkehrt, kann er eine Wallfahrt nach Lausanne machen, wo sein Vater 2009 einen thailändischen Pavillon stiftete, um der Stadt und dem Bürgermeister Daniel Brélaz für die Gastfreundschaft von 1933 bis 1951 und von 1960 bis 1961 zu danken.
Eine Zeremonie aus einer anderen Zeit
Vom 4. bis 6. Mai finden in Bangkok prunkvolle Zeremonien zu einem geschätzten Preis von 31 Millionen Franken statt. Sie sind die erste Krönung seit 69 Jahren in Thailand. Schätzungsweise 150’000 Menschen aus dem ganzen Land werden kommen, um sich auf der 6,7 Kilometer langen Prozessionsstrecke anzustellen.
Die Zeremonien werden live im Fernsehen übertragen. Die Feierlichkeiten werden mit buddhistischen und hinduistischen Riten gestaltet und folgen Überzeugungen, wonach die Könige von Thailand Reinkarnationen von Vishnu sind, dem zweiten Gott der «hinduistischen Dreifaltigkeit».
Zu diesen Zeremonien wurden keine Mitglieder ausländischer Königsfamilien eingeladen, aber der König wird ausländischen Diplomaten, darunter dem Schweizer Botschafter Ivo Sieber, am nächsten Tag eine Audienz gewähren.
(Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi)
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