An Schweizer Schulen unterrichten fast nur Schweizer Lehrpersonen. Die Pädagogische Hochschule Bern will das ändern. Sie plant eine Kampagne, um Studierende mit Migrationshintergrund zu finden.
Derzeit haben nur 10-15% der Studierenden an der Pädagogischen Hochschule PHBernExterner Link einen Migrationshintergrund, d.h. sie besitzen eine ausländische Staatsangehörigkeit, sind eingebürgert worden oder haben Eltern, die beide im Ausland geboren wurden. Die PHBern plant nun ein Projekt, das potenzielle Studierende mit ausländischen Wurzeln direkt ansprechen soll, vor allem jene, die kein Gymnasium besuchen oder besucht haben.
Daniel Steiner, Leiter des Instituts Vorschulstufe und Primarstufe der PHBern, sagt, dass Lehrer mit Migrationshintergrund in der Schule eine besondere Rolle spielen können: «Sie haben in der Regel einen besseren Zugang zu Eltern mit Migrationshintergrund, übernehmen in der Schule eine Vorbildfunktion für eine erfolgreiche Integration und sind Botschafter der kulturellen Vielfalt.»
Steiner weist aber darauf hin, dass auch Lehrpersonen mit Migrationshintergrund auf jene Vorfälle an einer Basler Schule, als zwei muslimische Schüler einer Lehrerin den Handschlag verweigerten, nicht unbedingt anders reagiert hätten als Schweizer Lehrpersonen. Ein Handschlag gehört zum Alltag in der Schweiz und ist Teil der Schweizer Kultur. Zudem müssen sich alle an die Schul- und Bildungsordnung halten.
Die Zahlen
Wie viele Lehrer haben derzeit einen Migrationshintergrund? Es gibt zwar keine genaue Statistik, aber einen Hinweis geben die Zahlen für Lehrer mit ausländischen Pässen. Laut Bundesamt für Statistik waren es 5,5% im Jahr 2015.
Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz Externer Link(LCH), der kürzlich mehr Lehrpersonen mit Migrationshintergrund forderte, hat eigene Statistiken erstellt. LCH vergleicht unter anderem den Migrationshintergrund verschiedener Bevölkerungsgruppen mit jenem der Kader der Lehrerverbände.
Herausforderungen
Allerdings möchten Lehrpersonen mit Migrationshintergrund in der Regel nicht als solche bezeichnet werden. In Deutschland, wo die Sensibilität in dieser Frage grösser ist als in der Schweiz, fühlen sich Lehrkräfte mit ausländischen Wurzeln stigmatisiert, wenn ihnen eine vermittelnde Rolle zugesprochen wird. Sie wollen wegen ihrer Professionalität anerkannt sein und nicht nur auf ihre Herkunft reduziert werden, sagt Carola Mantel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Forschungsprojekt «Lehrpersonen mit Migrationshintergrund»Externer Link an der Pädagogischen Hochschule Zug.
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)
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