Die Schweizer Medien befinden sich in einer schwierigen Lage. Das hat auch Folgen für die einzige Schweizer Nachrichtenagentur: Die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) baut bis zu 40 ihrer 180 Stellen ab.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
3 Minuten
swissinfo.ch/sb mit Agenturen und SRF (Echo der Zeit vom 8.1.2018)
Schweizer Medien sind finanziell unter Druck und bezahlen immer weniger für Nachrichten. Die SDA musste deshalb nach eigenen Angaben ihren Kunden – den Medienunternehmen – empfindliche Preiszugeständnisse machen. Es drohe ein Verlust in Millionenhöhe, sagte SDA-Geschäftsführer Markus Schwab gegenüber SRF.
Deshalb baut die SDA 35 bis 40 Stellen ab – etwa ein Fünftel der bisherigen 180 Stellen. Diese Restrukturierung erfolge unabhängig von einer im Oktober 2017 angekündigten Fusion mit der Bildagentur Keystone. Auch diese löste Angst vor Stellenabbau aus.
Weniger Berichterstattung
Die SDA wurde 1894 von den Schweizer Zeitungen gegründetExterner Link, die nicht mehr von den ausländischen Nachrichtenagenturen abhängig sein wollten. Ironie des Schicksals: Die SDA wird zukünftig vereinzelt internationale Meldungen direkt von den ausländischen Nachrichtenagenturen an ihre Kunden weiterleiten.
Bei Meldungen aus dem Ausland könne die Qualität leiden, gab Schwab gegenüber SRF zu. Die Teams der Inland- und Auslandredaktion werden zusammengelegt. Der Umfang der Berichterstattung wird laut SDA abnehmen.
Der Staat soll es richten?
Der massive Stellenabbau bei der SDA und auch deren allfällige Fusion mit Keystone sind umso problematischer, wenn man bedenkt, dass die Schweiz nur noch eine einzige Nachrichtenagentur hat. Die letzte Konkurrentin der SDA wurde 2010 geschlossen.
Das macht auch Medienprofessor Otfried JarrenExterner Link von der Universität Zürich Sorgen: «Wir haben leider keinen Wettbewerb mehr bei den Nachrichtenagenturen», sagte er gegenüber SRF. Wenn dann auch noch Personal und damit die Angebotsleistung reduziert würden, so sei dies eine «gravierende medienpolitische Veränderung» in der Schweiz. Laut Jarren müsste allenfalls die öffentliche Hand zusätzliche Unterstützung bieten.
Externer Inhalt
Bereits heute erhält die SDA indirekt Gelder des Bundes – weil dieser ein wichtiger Kunde ist. Ab 2019 soll die SDA zudem jährlich 2 Millionen Franken aus dem Topf der Fernseh- und Radiogebühren erhalten. Der Bundesrat zog im Rahmen des geplanten Mediengesetzes nebst der Förderung von Online-Medien auch eine Unterstützung der SDAExterner Link in Betracht.
Die Finanzierung von Medien durch Gebühren sowie staatliche Presseförderung im Allgemeinen sind in der Schweiz zurzeit allerdings stark umstrittenExterner Link. Am 4. März 2018 wird über eine Volksinitiative abgestimmt, welche die Gebühren für den öffentlichen Rundfunk SRG abschaffen will.
swissinfo.ch ist eine Unternehmenseinheit der SRG, die zu den Hauptaktionärinnen der SDA gehört. Wie die meisten Schweizer Medien verwendet und / oder publiziert auch swissinfo.ch Nachrichten der sda.
Mehr
Mehr
«Zeitungen werden nicht überleben»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Eine funktionierende Gesellschaft brauche dringend zuverlässige Orientierungspunkte, die der Markt allein nicht anbiete, sagen zwei Medienexperten.
Wie kann die Monopolisierung der KI durch mächtige Länder und Unternehmen verhindert werden?
KI hat das Potenzial, viele Probleme der Welt zu lösen. Aber die reichsten Länder und Technologieunternehmen könnten versuchen, diese Vorteile zu beanspruchen.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Mit staatlicher Medienförderung ins Digitalzeitalter?
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Journalistische Leistungen verkommen zum Nischenprodukt. Die Medienkommission will dieser Entwicklung mit staatlicher Medienförderung entgegenwirken.
«Informationsmedien sind das Lebenselixier der Demokratie»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Sie gehörte praktisch bis Ende des 20. Jahrhunderts zum Tafelsilber der Schweizer Demokratie: Die Medienlandschaft, die durch eine schier einzigartige Vielfalt bestach. Im Vergleich zum Ausland ist sie sogar heute noch äusserst mannigfaltig. Doch die Zahl der Titel ist in der Schweiz seit Jahren auf Talfahrt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Hauptgrund laut…
Sollen die Schweizer Medien vom Staat gefördert werden? Ja, aber …
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die direkte Demokratie bringt mit sich, dass die Bürgerinnen und Bürger zu vielen teils komplexen Themen Stellung beziehen können. Viele sind sich einig, dass für die Entscheidungsfindung die Informationen und Diskurse in den Medien wichtig sind. Darüber, wie die Medienvielfalt garantiert werden soll, gehen die Meinungen jedoch weit auseinander. Was früher oft nur durch Bezahlung…
«Es geht um mehr als eine reine Gebührendiskussion»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Debatte über die No Billag-Initiative im Nationalrat zeigte die vielen Ansprüche an die SRG auf. Ein Wortprotokoll zu vier Knackpunkten.
Öffentlicher Rundfunk im internationalen Vergleich
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schweiz debattiert über die Rolle des öffentlichen Rundfunks im digitalen Zeitalter. Ein internationaler Vergleich.
«Der Service public ist für die mehrsprachige Schweiz unverzichtbar»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Beim SRF in Zürich hatte Wappler die trimediale Kulturabteilung aufgebaut und geleitet. Statt in drei separaten Redaktionen planen und berichten Fernseh-, Radio- und Onlinejournalisten seither Hand in Hand. Seit November 2016 treibt die 49-Jährige diese Neuorientierung nun als Programmdirektorin beim öffentlich-rechtlichen Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Halle an der Saale voran. Hier umfasst ihr Bereich vornehmlich…
Wankende Agora oder wenn das Herz der Demokratie flimmert
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Verwirklichung dieses Ideals war an klare Bedingungen geknüpft. Es musste mit der Agora, dem Marktplatz der Ideen, einen gemeinsamen Ort der öffentlichen Debatte geben. Die Kommunikation auf der Agora sollte so gestaltet sein, dass sich die «sanfte Gewalt des besseren Arguments» bestmöglich zur Geltung bringen kann. Nicht Status oder Macht sollten den Diskurs beherrschen,…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Es wird wahrscheinlich zu hitzigen Debatten kommen, wenn die grosse Parlamentskammer (Nationalrat) am Dienstag über die Rolle der mehrheitlich mit Rundfunkgebühren finanzierten Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) diskutiert, zu der auch swissinfo.ch gehört. Ein Bericht der Regierung empfiehlt die Beibehaltung des aktuellen Modells. Die kleine Parlamentskammer (Ständerat) ist der Regierung gefolgt. Doch in der grossen…
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch