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Wie Google & Co die Schweizer Newsmedien schwächen

Soft-News, Messenger-Dienste, welche die gesellschaftliche Debatte privatisieren, Politikerinnen und Politiker als Agenda-Setter, Medienkonzentration – so hat sich die Schweizer Medienlandschaft gewandelt. Die Schweiz braucht einen neuen "Medienpatriotismus", wird im "Jahrbuch Qualität der Medien 2019" gefordert.

Die wichtigste Triebfeder für den Wandel in der Mediennutzung ist die wachsende Bedeutung der Tech-Plattformen Google, Facebook, Youtube und Co. Diese bedrängen auch in der Schweiz den professionellen Newsjournalismus, der für den politisch-demokratischen Prozess unverzichtbar ist.  swissinfo.ch fasst die Befunde und Probleme sowie die vorgeschlagenen Massnahmen der Studie zusammen.

Die Hauptbefunde der Studie zur Mediennutzung

Jahrbuch «Qualität der Medien 2019»

Download:Jahrbuch «Qualität der Medien 2019»
  • Signifikant zunehmende Medienkonzentration. Der Marktanteil grosser Medienhäuser wächst. Die Anzahl der Medienbesitzer und der Titel sinkt. Immer dominanter werden hingegen die Tech-Giganten.
  • Eine wachsende Verbreitung haben Messenger-Dienste, die immer häufiger auch für die Nutzung von News verwendet werden. WhatsApp ist heute die meistgenutzte Social-Media-App und wird von drei Vierteln der SchweizerInnen regelmässig verwendet.
  • Die Hierarchie der einflussreichen Agenda-Setter wird auf den Kopf gestellt: Bisher waren die Leitmedien die zentralen Regulatoren der öffentlichen Kommunikation. Heute setzen auch andere Akteure (Privatpersonen, Politikerinnen und Politiker) Themen.
  • Die etablierten Informationsmedien verlieren leicht an Qualität. Professionelle journalistische Standards (sachlich-abwägend, Quellennachweis, redaktionelle Eigenleistungen) bleiben zwar stabil, was vertrauensbildend wirkt. Abgenommen haben aber Relevanz und Vielfalt der Inhalte. Softnews gewinnen an Bedeutung.
Liniegrafik der Nutzungshäufigkeit der Medienkategorien zu Newszwecken
Kai Reusser / swissinfo.ch

Welche Probleme resultieren aus dieser Entwicklung für die Schweiz?

«Gesellschaftsrelevante Inhalte setzen Journalisten voraus, welche die nötigen Kompetenzen und Ressourcen haben.»

  • Das politische Wissen wird geringer. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger konsumieren keine oder unzureichende journalistische Inhalte. Die Teilhabe am politisch-demokratischen Prozess nimmt ab und damit auch das Vertrauen in staatstragende Institutionen.
  • Messenger-Dienste wie Whats-App fördern die Privatisierung der gesellschaftlichen Diskussion. Diese steht nicht im öffentlichen Interesse, sondern orientiert sich an Partikularinteressen. Dadurch nimmt die Gefahr zu, dass die Verbreitung problematischer Inhalte unerkannt bleibt.

Redaktionell produzierte News sind aber laut den Autoren des Jahrbuchs für die demokratische Gesellschaft unverzichtbar. «Gesellschaftsrelevante Inhalte setzen Journalisten voraus, welche die nötigen Kompetenzen und Ressourcen haben und sich an professionellen Standards und Qualitätsmassstäben orientieren», schreiben sie. 

Wie auf die negativen Entwicklungen reagieren?

«Die hiesigen professionellen Informationsmedien müssen angesichts des wachsenden Marktversagens gestützt werden.»

Die Mediewissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beschränken sich nicht auf eine Analyse der Entwicklung. Sie schlagen vor, mit einem «neuen Medienpatriotismus» auf negative Entwicklungen zu reagieren.

  • Besteuerung von Werbeerträgen, die auf journalistischen Inhalten durch die Tech-Plattformen erzielt werden. 
  • Die Förderung dieser Medien müsse ausgebaut werden, direkt und «gattungsunabhängig» ausgerichtet sein. Will heissen: Unterstützung sollen ausser dem öffentlichen Radio und Fernsehen (SRG) auch andere Qualitäts-Informationsmedien erhalten. Dass die redaktionelle Unabhängigkeit nicht darunter leide, zeigten die Erfahrungen mit der SRG (zu der auch swissinfo.ch gehört).  
  • Um den globalen Giganten die Stirn zu bieten, brauche es eine «digitale Allmend», also eine für den professionellen Informationsjournalismus allgemein zugängliche Infrastruktur. Diese käme nur dort zum Tragen, wo der publizistische Wettbewerb nicht geschmälert würde.  Deshalb müsste die Trägerschaft staatsfern und Interessen unabhängig sein.

«Die hiesigen professionellen Informationsmedien müssen angesichts des wachsenden Marktversagens gestützt werden», heisst es im Jahrbuch.

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