80 Jahre Rätoromanisch als Landessprache
Rätoromanisch ist seit exakt 80 Jahren offizielle Landessprache. Gleichzeitig ist die Sprache der Bergtäler vom Aussterben bedroht. Was kann die Schweiz tun, damit sie erhalten bleibt? Und ist das überhaupt noch möglich? swissinfo.ch führte ein Live-Gespräch mit Romanist und Publizist Rico Valär.
Rico Valär ist in Zuoz im Oberengadin aufgewachsen und spricht Rätoromanisch als Muttersprache. Der Romanist ist ab August Professor für rätoromanische Sprache und Literatur an der Universität Zürich.
Im Live-Gespräch mit swissinfo.ch erklärte er unter anderem, warum 1938 überwältigende 92% der Schweizer Stimmbürger Ja zu Rätoromanisch als Landessprache gesagt haben. Die damalige aussenpolitische Situation – der Druck von Deutschland und Italien – habe in der Schweiz ein Bedürfnis geschaffen, zusammenzustehen. Das ursprünglich rätoromanische Motto «Wir sind weder Italiener noch Deutsche» sei zu einem Motto der ganzen Schweiz geworden.
Laut einer Studie der Europäischen Kommission liegt die kritische Grenze der für das Überleben einer Sprache notwendigen Sprecher bei 300’000. Valär gab sich dennoch optimistisch, was das Überleben von Rätoromanisch anbelangt – obwohl schätzungsweise bloss 30’000 bis 60’000 Menschen in der Schweiz Rätoromanisch sprechen. Rätoromanisch sei immer schon eine kleine Sprachminderheit gewesen und habe dennoch eine Kultur entwickelt. Heute gebe es eine gute Infrastruktur und eine intakte Sprachgemeinschaft. Entscheidend werde sein, dass in den Familien und Schulen die Sprache weitergegeben werde und dass die Mehrheiten weiterhin die Minderheitensprache unterstützten.
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