Paketbombe explodiert in Schweizer Botschaft in Rom
Die Schweizer Botschaft in Rom ist Ziel eines Anschlages geworden. Bei der Explosion einer Paketbombe wurde ein Angestellter schwer an den Händen verletzt. Auch in der chilenischen Botschaft in Rom ging eine Paketbombe hoch. Verdächtigt werden Anarchisten.
Die Bombe in der Schweizer Botschaft explodierte am Donnerstagmittag, als der 53-jährige Postverantwortliche das Paket öffnen wollte.
Er wurde schwer an den Händen verletzt in die römische Poliklinik Umberto I. gebracht und notfallmässig operiert.
Ein Chirurg der Klinik sagte gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos, dass die linke Hand in einem «bedenklichen Zustand» sei.
Rund drei Stunden nach der Explosion in der Schweizer Botschaft ging am Nachmittag auch in der chilenischen Vertretung in Rom eine Paketbombe hoch. Eine Person wurde an Händen, Augen und am Brustkorb verletzt. Sicherheitskräfte durchsuchten daraufhin alle Botschaften der italienischen Hauptstadt auf Sprengsätze.
In der ukrainischen Botschaft wurde verdächtige Post gefunden. Diese stellte sich aber als harmlose Karte in einem Umschlag heraus.
Keine Bekennerschreiben
Ein Bekennerschreiben liege nicht vor, sagte der Sprecher des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Lars Knuchel, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Auch der Schweizer Botschafter in Rom, Bernardino Regazzoni, hat kein Schreiben erhalten, wie er vor den Medien in Rom sagte.
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Die Ermittler vermuten die Täter in anarchistischen Kreisen. Nach italienischen Medienberichten arbeitet auch die griechische Polizei mit den Fahndern in Rom zusammen. Die Sprengkörper wiesen Ähnlichkeiten mit den Paketbomben auf, zu welchen sich vor einigen Wochen griechische Linksextremisten bekannt hatten.
Die insgesamt vierzehn Paketbomben wurden damals unter anderem an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, an Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy und Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi verschickt. Auch mehrere Botschaften in Athen erhielten Sprengsätze zugeschickt, darunter diejenige der Schweiz.
Andere Vermutungen zielten auf Gruppierungen mit Verbindungen zu drei in der Schweiz inhaftierten Anarchisten. Die drei werden verdächtigt, im vergangenen Frühling einen Anschlag auf das sich im Bau befindliche IBM-Forschungszentrum im Zürcher Rüschlikon vorbereitet zu haben.
Bereits im Oktober war gemäss Agenturberichten vor der Schweizer Botschaft in Rom ein kleiner Sprengkörper gefunden worden, der jedoch nicht explodierte. Unweit des Sprengkörpers lag ein Brief mit Parolen für die Freilassung der drei in der Schweiz festgehaltenen Anarchisten.
«Beklagenswerter Akt der Gewalt»
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey verurteilte den Anschlag vom Donnerstag aufs Schärfste und sprach dem Opfer ihr Beileid aus. Die Explosion sei eine «heimtückische und unverzeihliche Tat».
Auch der italienische Aussenminister Franco Frattini verurteilte den Anschlag als «beklagenswerten Akt der Gewalt» und drückte den Opfern seine Solidarität aus. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, versicherte der Stadtpräsident von Rom, Gianni Alemanno. Kurz nach der Explosion besuchte er die Schweizer Botschaft im Stadtteil Parioli.
Die italienische Kolonie ist mit rund 500’000 Personen (inkl. Doppelbürgerinnen und -bürger) die grösste Ausländergruppe in der Schweiz.
Insgesamt 48’000 Auslandschweizerinnen und -schweizer leben in Italien.
Italien ist seit Jahren der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz.
Das Land ist der drittwichtigste Exportmarkt für die Schweiz und das zweitwichtigste Herkunftsland der Importe.
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