Betroffenheit nach Tod von Extrembergsteiger Ueli Steck
Ueli Steck am 11. September 2015.
Keystone
Die Schweizer Presse reagiert betroffen auf den Tod des Schweizers Ueli Steck in Nepal. Die Nachricht treffe einen wie eine Abrissbirne ins Gesicht. Trotzdem sind auch einige kritische Töne zu hören.
Steck plante, den höchsten Berg der Welt und einen danebenliegenden Berg in einer Tour ohne Sauerstoff zu besteigen. Das wäre ein Weltrekord gewesen. Doch Steck stürzte bei einer Trainingstour ab – unter noch ungeklärten Umständen.
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Ehrgeiziger Spitzensportler
Zu Lebzeiten warf man Steck häufig vor, zu grosse Risiken einzugehen. Der Alpinist habe niemanden kalt gelassen, schreibt deshalb die Zeitung «24 heures». Er habe viele Bewunderer gehabt, aber auch Kritiker, die seine Leistungen mangels Beweisen in Zweifel zogen.
Auch «Newsnet/Berner Zeitung» schreibt, Steck habe mit seinen ungesicherten Solo-Touren das Schicksal geradezu herausgefordert. Die Zeitung bezeichnete ihn deshalb als «Der Unverstandene». Er habe uns herausgefordert, verstört und inspiriert. «Der unerbittliche, ehrgeizige Spitzensportler Steck lebte seine hochriskante Obsession, die ihm weltweite Bekanntheit als ‹Swiss Machine› eintrug, mit buchhalterischer, ja kleinbürgerlicher Strebermentalität und fast unmenschlichem Trainingsaufwand.»
Grandes Jorasses, Frankreich.
Steck geniesst die atemberaubende Aussicht.
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Die Nordwand in 2 Stunden 21 Minuten: In dieser Zeit hat sie bisher noch keiner durchstiegen.
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Für Steck ist das Klettern in solch steilen Abschnitten sicherer, da er dort langsamer vorwärts geht und darauf achtet, dass jeder Griff sitzt.
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Rocky Mountains, USA.
Ein dünnes Eisband lockt die Klettergemeinde auf den Berg.
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Wie auf dem Hometrainer, aber in grossartiger Bergkulisse: Steck «sprintet» eine steile Flanke hoch.
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Tengkampoche (6500m), Khumbu-Tal, Nepal.
Für die Erstbesteigung der Nordwand wurden Ueli Steck und Simon Anthamatten mit dem Piolet d’Or, dem «Goldenen Eispickel» ausgezeichnet. Es ist dies die wichtigste Auszeichnung für herausragende alpinistische Leistungen.
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Geschafft – der letzte Meter am ausgesetzten Gipfelgrat des Tengkampoche!
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Rocky Mountains, USA.
Überhängendes Eis: Für Ueli Steck kein Hindernis.
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Annapurna, Nepal.
Nachtanken im Basislager an der Annapurna.
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Gefahrenzone Gletscher: Versteckte Spalten oder herabstürzende Eisblöcke, so genannte Séracs, zwingen Steck zu höchster Vorsicht.
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Silberfinger, Engelhörner, Berner Oberland.
«Free Solo»: Ueli Steck durchsteigt die als äusserst schwierig eingestufte spektakuläre Kalksteinwand – ohne Seil!
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Eiger, Schweiz.
Der Preis für den Ruhm: Stecks Hände, blutig und verkrampft, nachdem er die mythische Eigernordwand auf einer neuen Route bezwungen hat.
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Eigernordwand.
Steck ruht sich auf einem «Portaledge» am Eiger aus.
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Rocky Mountains, USA.
Zwei Pickel, Steigeisen und Seil: Der gefrorene Wasserfall ist für Steck kein Hindernis.
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Grandes Jorasses, Frankreich.
Harter Pressschnee, Diretissima: Das ideale Terrain für Stecks atemberaubende «Bergsprints».
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Tengkampoche (6500m), Khumbu Tal, Nepal.
Wohlbehalten zurück im Basislager: Ein glücklicher Ueli Steck nach der Erstbesteigung.
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Rocky Mountains, USA.
Fast wie im Märchen: Anmarsch zu einer Klettertour durch eine wunderbare Winterlandschaft.
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Trauer und Betroffenheit
In einem Nachruf der Zeitung «Der Bund» steht: «Ueli Steck war mehr als ein Bergsteiger.» Er sei eine Figur für jeden und jede gewesen sowie ein Forscher im Grenzbereich zwischen Leben und Tod. Er habe für die Daheimgebliebenen von dort berichtet, wo kein Wissenschaftler mit Messmethoden hinkäme. Die Nachricht seines Todes treffe einen wie eine Abrissbirne ins Gesicht.
Nicht nur die Zeitungen reagierten betroffen, auch in den sozialen Netzwerken war die Trauer gross. Bundesrat und Sportminister Guy Parmelin sprach den Angehörigen sein Beileid aus und würdigte Stecks Leistungen und seine Bescheidenheit.
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