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Psychiatrische Klinik für junge Straftäter

Die neue Klinik in Basel soll jungen Delinquenten, die psychisch krank sind, zurück ins Leben helfen. Keystone

In Basel ist die erste psychiatrische Abteilung für junge Kriminelle aus der Deutschschweiz eröffnet worden. Bisher gab es keine passende Institution für junge Straftäter mit psychischen Störungen.

«Das Gefängnis ist nicht der richtige Ort für sie, denn sie erhalten dort nicht die intensive psychiatrische Behandlung, die sie brauchen. Ihnen Medikamente zu verabreichen, ist das eine, was sie aber dringend benötigen, ist eine Reihe von Experten, die sie betreuen», sagt Oberarzt Peter Tischer, der die Abteilung leitet, gegenüber swissinfo.ch.

Zusammen kochen und Schulstoff nachholen – das sind weitere Bausteine des neuen Konzepts der psychiatrischen Abteilung für junge Straftäter.

Tischer war letztes Jahr nach Deutschland gereist, um dort die vier bekanntesten Kliniken für jugendliche Kriminelle zu besichtigen. Er wollte herausfinden, mit welchen Problemen die Spitäler konfrontiert waren, um danach ein Konzept für die Klinik in Basel zu erstellen.

Die neue Abteilung gehört zur Psychiatrischen Uni-Klinik Basel und startete mit sechs Patienten, Platz hat es jedoch für 12 Personen. Im Moment halten sich dort nur männliche Straftäter auf, denn die meisten Straftaten werden laut Statistik von Männern begangen. Künftig sollen aber auch psychisch-kranke Frauen aufgenommen werden. Die Einrichtung ist für Patienten zwischen 14 und 21 Jahren vorgesehen.

Gruppentherapie

Die Therapie auf der Station ist intensiv und wird von Sozialarbeitern,  Betreuern, aber auch von medizinischem und psychiatrischem Personal begleitet.

Das komplett neu zusammengestellte Team besteht aus 22 Voll- und Teilzeitstellen. Die Patienten erhalten Unterstützung bei der Bewältigung ihrer täglichen Pflichten und können mit ihren Betreuern auch über persönliche Probleme sprechen.

Die Jugendlichen stehen morgens zusammen auf und verbringen eine Stunde pro Tag im speziell errichteten Hochsicherheits-Aussenbereich der Klinik.

Sie sollen lernen, rücksichtsvoll miteinander umzugehen und sich bei einfachen Hausarbeiten wie Tischdecken zu helfen. 

Psychotherapie, Beschäftigungs- und Bewegungstherapie gehören ebenso zum Programm. Wichtig ist zudem, die Beziehung zur Familie zu verbessern. Auch Gruppentherapie sei sehr wirksam, sagt Tischer, denn in diesem Alter sei die Meinung Gleichaltriger besonders wichtig.

Zwei Lehrkräfte sind dafür zuständig, bei den Jungen Wissens- und Bildungslücken zu schliessen. Neben Hauptfächern wie Deutsch oder Mathematik werden im Unterricht auch künftige Job-Möglichkeiten für die Patienten erörtert, um sie wieder in die Gesellschaft eingliedern zu können.

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Die jugendlichen Straftäter arbeiten auch an Projekten, sprechen über ihre Herkunft und kochen zusammen. All diese Übungen dienen der Stärkung ihrer Identität.

Krankheit und Verbrechen

Während der Adoleszenz wird die Identität aufgebaut. Deshalb ist diese Phase für Jugendliche mit psychischen Störungen besonders heikel.

Vor allem schizophrene Jugendliche oder solche mit Wahnvorstellungen kämpfen mit Identitätsproblemen. Werden sie zusammen mit Erwachsenen untergebracht, die ähnliche Störungen haben, kann sich ihr Zustand verschlechtern.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat sogar festgelegt, dass junge Kriminelle nicht zusammen mit Erwachsenen eingesperrt werden sollten, weil dies negative Folgen haben könnte.

Viele Geisteskrankheiten, so etwa Schizophrenie, können vererbt sein. Um die Veranlagung zu aktivieren, braucht es einen Auslöser oder ein gewisses Stress-Niveau. Wahnvorstellungen und schizophrenes Verhalten können in kritischen Situationen zu Verbrechen führen.

Die neue Klinik in Basel wurde gegründet, um potenziell gefährliche oder schwer kranke Menschen zu behandeln.

«Es geht nicht darum, die schlimmsten Verbrecher aus der ganzen Schweiz zusammenzubringen, sondern um die Bedeutung dieser Krankheit und um die Behandlung dieser Fälle», sagt Tischer.

«Bis jetzt sei alles gut verlaufen», meint er halb im Scherz. «Natürlich schauen sich einige der Jünglinge um, um mögliche Fluchtwege ausfindig zu machen.»  

Darauf zu achten, dass die Türen immer verriegelt sind, ist aber nur eine von vielen Aufgaben, die das Betreuungsteam zu lösen hat. Dem Pilotprojekt ist zweifellos garantiert, dass es mit Argusaugen beobachtet wird.

In der Schweiz gibt es 114 Institutionen für den Freiheitsentzug.

Sieben davon sind für Gefangene gebaut, die ihre Strafen absitzen. Insgesamt bieten sie 6683 Plätze an.

Bei der letzten Erhebung des Bundesamts für Statistik Anfang September 2010 waren 6181 Personen in der Schweiz inhaftiert. 4428, also 72% davon, waren Ausländer.

31% waren in Untersuchungshaft, 61% sassen eine Strafe ab. 5% waren verwahrt und 2% aus anderen Gründen inhaftiert.

Die Belegungsrate betrug 92,5%, 1,5% mehr als im Vorjahr. Besonders in der lateinischen Schweiz war die Belegungsrate mit 105% sehr hoch, weil einige Gefängnisse überbelegt waren.

(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)

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