Psychischen und physischen Bedürfnissen nachkommen
Der Freiburger Jean-Francois Steiert setzt sich seit Langem für die Rechte von Patienten ein. Die Gesundheitsversorgung älterer Menschen ist für ihn eine der grossen Herausforderungen.
2008 reichte Steiert eine Motion zur Schaffung einer nationalen Demenzstrategie ein. Auch wenn der Vorstoss anfänglich zurückgewiesen wurde, veröffentlichte die Regierung Ende 2013 doch ihre erste Demenzstrategie 2014-2017.
2009 beliefen sich die Kosten im Zusammenhang mit Demenz auf 6,9 Mrd. Franken. «Spricht man über Krebs oder andere Krankheiten, dann gehen zwischen 80 und 90% der benötigten Gelder in Medikamente, an Ärzte und Spitäler», sagt Steiert. «Bei Demenz ist die Priorität eine andere: 90% ist Zeit. Und hier liegt das Problem: wir haben zu wenig Zeit und Fähigkeiten für ältere Menschen.»
Viele Demenz-Patienten werden in den Anfängen durch ihre Familien betreut. Wenn die Pflege jedoch für die Angehörigen eine zu grosse Last wird, kommen sie in ein Pflegeheim. «Wir müssen über die Betreuung nachdenken und auch darüber, wie wir garantieren können, dass die Kranken so lange es Sinn macht zu Hause bleiben können», sagt Steiert.
Nicht nur die Zahl älterer Menschen mit mentalen und physischen Problemen nimmt zu, sondern auch der Mangel an Pflegepersonal ist eine Herausforderung. «Man müsste die Berufe im Gesundheitswesen attraktiver gestalten und mehr Pflegefachleute und Ärzte ausbilden, die eine allgemeine medizinische Pflege erbringen», sagt Steiert.
Die Struktur des Medizinstudiums verändern ist eine Option. «Mit dem heutigen Selektionsverfahren für ein Medizinstudium findet man vermutlich nicht die richtigen Leute. Denn man wählt Studierende mit vor allem theoretischen Kompetenzen in Mathematik, Chemie und ähnlichen Fähigkeiten», so Steiert. «Es stellt sich die Frage, wie man sich im Interesse der Gesellschaft neu ausrichten kann.»
«Wo sehen Sie sich im Alter von 75?»
Jean-Francois Steiert: «Natürlich zu Hause! Solange wie möglich. In 25 Jahren werden wir vermutlich intermediäre Lebensformen haben: alleine zu Hause, zu Hause mit Ihrem Mann oder Ihrer Frau, in einem Pflegeheim mit 200 Patienten oder in einem Spital. Wir werden verschiedene Formen haben, gemischte Lebensformen. Das ist die Zukunft, denke ich.»
Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch