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«Ich versuche nicht zu viel nachzudenken, das bringt nichts»

Bild von Dogan Korkmaz
Steckbrief: Dogan Korkmaz, 40 Jahre alt, alleinstehend. Er hat seit 16 Jahren einen eigenen Imbiss im Berner Breitenrainquartier. Er ist gelernter Polymechaniker und hat eine Coiffeurlehre gemacht. Stammt ursprünglich aus der Türkei, von wo er vor über 20 Jahren geflüchtet ist. swissinfo.ch

Jetzt müssen viele Schweizerinnen und Schweizer improvisieren – für die meisten eine neue Erfahrung. In einer Serie stellen wir Menschen vor, die sich durch den Lockdown kämpfen. Welche Ängste haben sie durchlebt, welche Hoffnungen hegen sie? Heute: Dogan Korkmaz.

Seit dem 16. März dreht sich die Welt in der Schweiz langsamer. 

Viele Menschen wurden von einem Tag auf den anderen vor grosse Herausforderungen gestellt. Wie kann der Dönerstandbetreiber mit weniger Laufkundschaft am Ende des Monats die Miete begleichen? Wie kann die Coiffeursalon-Besitzerin den Lohn ihrer Angestellten bezahlen? Oder wie kann ein selbständiges Paar, das sein Yoga- und Pilatesstudio schliessen musste, trotzdem ein Einkommen erzielen?

Auch wenn die Schweiz schrittweise wieder zur Normalität zurückkehren soll: Die Kunst zu improvisieren bleibt gefragt.

«Seit dem Lockdown ist es sehr ruhig. Bei der Menge des vorbereiteten Essens – ich biete neben Kebab auch andere türkische Speisen an – muss ich jeden Tag improvisieren. Ich kann mich nicht mehr auf meine Erfahrungswerte verlassen, mit wie vielen Kunden ich jeweils rechnen soll. Am Abend bleibt oft etwas übrig, das ich dann leider wegwerfen muss.

Es sind schwierige Zeiten für mich. Viele sind im Homeoffice, der Unterricht der Berufsschüler, die hier in der Nähe normalerweise zur Schule gehen, fehlen, und die Leute im Quartier haben genügend Zeit, um zu Hause selbst zu kochen. Mein Umsatz ist um über die Hälfte zurückgegangen. Trotzdem bin ich täglich bis zu elf Stunden hier.

Es war ein Schock für mich, als ich vom totalen Lockdown gehört hatte. Klar, ich durfte meinen Betrieb immerhin als Take-Away weiterführen, das hilft. Andere mussten ganz schliessen. Aber mir war bewusst, dass mir die Laufkundschaft fehlen würde. Das hat mir Angst gemacht. Wie sollte ich in Zukunft die Miete bezahlen?

Dogan Korkmaz erzählt wie es für ihn im Moment ist

Die Bundespräsidentin hat von Solidarität gesprochen. Deshalb habe ich meinen Vermieter angefragt, ob er mir bei der Miete entgegenkommen könnte. Aber auch er brauche das Geld, hat er mir geantwortet. Ich solle mich an die Verwaltung wenden. Das werde ich mit meiner Nachbarin, die mit ihrem eigenen Coiffeursalon in der gleichen Situation ist, machen. Es ist nicht einfach, alle laufenden Fixkosten weiterhin zu begleichen, auch die privaten.

«Ich bin einfach extrem dankbar, dass meine Kunden zu mir halten.»
Dogan Korkmaz

Seit letzter Woche habe ich wieder mehr Kundschaft. Das schöne Wetter hilft mir. Die Leute sind wieder mehr draussen. Maximal zwei Personen dürfen in meinem Lokal auf ihr Essen warten. Die anderen warten vor der Türe.

Ich versuche nicht zu viel nachzudenken, sondern einfach weiterzumachen. Das ist zum Glück mein Naturell. Es würde sowieso nichts bringen. Sicher mache ich mir Gedanken, was wäre, wenn ich meinen Betrieb aufgeben müsste. Würde ich noch eine Stelle finden? Wird das Leben wieder einmal wie es vorher war? Aber jetzt gilt es einfach abzuwarten.»


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