Schweizer Doppelsieg auch in der Abfahrt
"Doppel-Doppelsieg" für die Schweizer Skiasse im amerikanischen Beaver Creek: Nach der Kombination hat Carlo Janka auch die Abfahrt gewonnen, diesmal vor Didier Cuche. Vortageszweiter Didier Défago wurde Neunter.
Welch Auftakt in den Olympia-Winter: Sechs Rennen, vier Schweizer Siege. Wo sind die Österreicher, könnte man frech fragen… Nach dem Kombi-Triumph von Freitag durch Janka/Défago ersetzte am Samstag bei der Abfahr der Neuenburger Didier Cuche seinen Vornamens-Vetter auf dem zweitobersten Podiumsplatz.
Auf der sehr schweren und pickelharten Piste «Birds of Prey» hatte der neue Star im Schweizer Team aber auch das Glück auf seiner Seite: Cuche verlor nur zwei Hundertstel, der drittplatzierte Norweger Aksel Lund Svindal vier Hundertstel.
«Es läuft im Moment wirklich super. Es war ein perfektes Wochenende bisher. Nach der Kombinations-Abfahrt hatte ich mir natürlich auch für heute etwas ausgerechnet. Dass es gleich ganz nach vorne gereicht hat, überrascht mich aber schon», so Jankas gewohnt nüchterner Kommentar zu seinem vierten Sieg im Weltcup.
Unfreiwillige Sommerpause
Dabei hatte im letzten Sommer nichts auf einen solch eindrücklichen Saisonstart hingedeutet: Wegen einer Viruserkrankung musste Janka ganze drei Monate mit dem Training aussetzen.
Über die neueste Darbietung seines Schützlings in einem Speed-Rennen geriet auch der Schweizer Cheftrainer Martin Rufener ins Schwärmen. «Er hatte jederzeit alles unter Kontrolle. Er musste nie ans Limit gehen. Bei ihm sieht alles so spielerisch leicht aus», sagte der Berner.
«Ein Geschenk Gottes»
Einmal mehr schrammte Cuche um einen Wimpernschlag am Sieg vorbei. Der Neuenburger nahm die knappe Entscheidung zu seinen Ungunsten sportlich und mit Humor zur Kenntnis.
Ist es erträglicher, hinter einem Schweizer mit einem so knappen Rückstand Zweiter zu sein, Didier Cuche? «Das wäre so, wenn es nicht hinter ‹Jänks› wäre», sagte der Routinier mit einem Lachen, war dann aber des Lobes voll über die abermals famose Leistung seines Teamkollegen.
«Nein, im Ernst. Ich mag ihm das von Herzen gönnen. Er hat es im Blut. Sein Talent ist ein Geschenk Gottes. Ich wäre froh gewesen, hätte ich das Gefühl für die richtige Linie in der Abfahrt so früh in meiner Karriere gehabt. Bei mir dauerte es halt ein wenig länger. Doch lieber spät als nie.» Sagte es und hatte abermals ein ganz breites Grinsen im Gesicht.
Mit ihrem «Doppelpack» schrieben Janka und Cuche auch ein weiteres Kapitel Skigeschichte. Schliesslich waren seit dem letzten Schweizer Mehrfach-Erfolg in der Abfahrt beinahe 14 Jahre vergangen. Damals, im Januar 1996, hatten Bruno Kernen, William Besse, Daniel Mahrer und Xavier Gigandet in Veysonnaz sogar für einen «Vierfachen» gesorgt.
Didier Défago rundete trotz missratener Einfahrt in den Steilhang als Neunter das Schweizer Ergebnis ab. Weltcup-Punkte holten zudem Silvan Zurbriggen (17.), Tobias Grünenfelder (21.), Patrick Küng (22.) und Ralf Kreuzer (25.), der in seiner vierten Weltcup-Abfahrt erstmals ein zählbares Ergebnis ablieferte.
Erinnerungen an die Hochblüte
Allen Grund zum Strahlen hat die gesamte Skination Schweiz. Die Zwischenbilanz vor der Rückkehr des Weltcup-Zirkus nach Europa lässt Erinnerungen an die Hochblüte der Alpinen in den Siebziger- und Achtzigerjahren aufkommen, und die Österreicher neidisch werden.
Die einstigen Überflieger müssen sich derzeit mit dem Status der Nummer 2 bei den alpinen Männern bescheiden. Als bester landete Michael Walchhofer auf der Raubvogel-Strecke auf Rang fünf, Mario Schreiber wurde Zehnter.
swissinfo.ch und Agenturen
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