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Senioren und Seniorinnen möchten ins Internet

Rund 40% der Über-65-jährigen surfen bereits im Internet. Die Studie sagt, es könnten noch mehr sein. Keystone

In der Schweiz nutzt die Mehrheit der über 65-Jährigen das Internet nicht. Sie scheuen die Technologie und den Aufwand, die Handhabung zu lernen.

Wie eine Studie zeigt, könnte jeder Dritte dieser «Offliner» ermutigt werden, das Internet zu benutzen, wenn sie ein bisschen Hilfe hätten. Experten meinen, Unterstützung aus der Familie und etwas Übung wäre nötig.

Die Studie, die am Dienstag in Zürich vorgestellt wurde, wurde vom Institut für Gerontologie der Universität Zürich durchgeführt im Auftrag der Pro Senectute.

Sie ergab, dass nur 38% der älteren Menschen online sind. Zum Vergleich: In der Gruppe der 14 bis 19-Jährigen sind es 90%, in der Gruppe der 40 bis 49-Jährigen rund 80%.

Je älter die Menschen werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Internet benutzen. 58% der 65 bis 69-Jährigen benutzen es, in der Altersgruppe der 70 bis 74-Jährigen halbiert sich diese Zahl. Von den 85-Jährigen sind nur 8% regelmässig online.

Senioren haben spezielle Bedürfnisse. «Besonders der Verkehr per E-Mail, Informationen zur Gesundheit und Verwaltung sowie Reiseinformationen interessieren ältere Benutzerinnen und Benutzer», sagt Hans Rudolf Schelling, der Leiter des Zentrums für Gerontologie der Uni Zürich gegenüber swissinfo.ch.

Musicdownloads und das Spielen von Online-Games, bei der jüngeren Generation sehr beliebt, ist bei den Älteren nicht so populär.

Abneigung gegen das Surfen

Die Studie wollte erforschen, warum im Zeitalter der ständig zunehmenden Internetnutzung 62% der über 65-Jährigen immer noch nicht auf dem Netz sind.

Die Forscher, die 1105 Personen in der ganzen Schweiz zu ihren Internet-Gewohnheiten befragten, stellten einige Unterschiede zwischen so genannten On- und Offlineren fest. Leute, die das Internet benutzen, Onliner also, haben tendenziell einen höheren Bildungshintergrund, sagte Schelling.

Aber es gebe auch andere Gründe. «Es gibt die Angst vor technischen Fragen. Die Leute meinen, dass sie zuviel Zeit investieren müssten, um mit dem Internet umzugehen zu lernen», sagte Schelling.

Dass das Internet nicht sicher sei, wird von beiden Gruppen oft als Befürchtung angeführt. Die Onliner haben sich davon aber nicht abschrecken lassen.

Ermutigung für mehr Benutzer

Ein Drittel der Nicht-Benutzer zeigt sich aber interessiert an der Nutzung des Internets. Sie seien aber abgeschreckt worden oder hätten nicht ausreichende Kenntnisse, gaben sie als Grund für den bisherigen Verzicht an. Diese Situation will die Pro Senectute ändern.

«Wir denken, dass es sehr wichtig ist, denjenigen zu helfen, die bis jetzt keinen Zugang zum Internet hatten», sagte Martin Odermatt, der Leiter Finanzen und Logistik der Organisation.

Die bessere Kommunikation zwischen den Generationen wäre ein Gewinn für die Gesellschaft.

«Heutzutage reisen die Leute viel herum und wenn wir es schaffen, die älteren Leute ans Internet zu bekommen, können wir die Kommunikation mit der Familie erleichtern», sagte Odermatt zu swissinfo.ch.

Lotti Reist, 85-jährig, schätzt dies bereits. Sie ist ehemalige Lehrerin und telefoniert via Skype mit ihrem Sohn, der in Afrika lebt. E-Mail nutzt sie nicht, weil sie sehbehindert ist.

«Ich brauche Skype jeden Tag, um mit meinem Sohn in Afrika, meiner Familie in der Schweiz und Freunden in Australien in Beziehung zu bleiben. Es öffnet die Welt und brachte sie mir näher», erklärt sie. «Es ist so ein spannender Moment, wenn ich höre, dass das Skype-Telefon läutet. Die Menschen zu sehen und zu hören, aus einem anderen Land mit einem anderen Klima und einer anderen Zeit. Wunderbar!»

Unterstützung der Familie

Der Sohn von Lotti Reist installierte einen benutzerfreundlichen Bildschirm, so dass seine Mutter mehr sehen kann.

Die Unterstützung der Familie, sagt Odermatt, ist sehr wichtig, besonders, weil, wie die Studie gezeigt hat, ältere Leute lieber von der Familie und von Freunden lernen und dass es wahrscheinlicher ist, dass sie das Internet benutzen, wenn ihr soziales Umfeld dies auch tut.

Pro Senectute, die schon ein IT-Programm für Senioren entwickelt hat, stellt vor allem den Gewinn in den Vordergrund. Spezielle Einführungen in Treffpunkten für ältere Menschen und oder in Altersheimen könnten hilfreich sein.

«Wir haben 250’000 ältere Menschen in der Schweiz, die gerne im Internet surfen würden und es geht darum, diesen Menschen dabei behilflich zu sein, dies zu tun», sagt Odermatt.

Isobel Leybold-Johnson , Zürich, swissinfo.ch
Übertragung aus dem Englischen: Eveline Kobler

Die Schweiz lässt sich ziemlich gut mit anderen europäischen Ländern vergleichen, sagt Schelling.

Die Schweiz hat eine der höchsten Raten älterer Surfer, bis auf ein Prozent kommt sie an das Niveau der Skandinavischen Länder heran, die die höchste Quote aufweisen. Der Prozentsatz ist in Südeuropa tiefer.

Er erklärt sich das mit kulturellen Unterschieden und mit den finanziellen Ressourcen.

Trotzdem ist die Anzahl von Leuten über 65, die das Netz benutzen, tief, besonders in der Gruppe der Älteren.

Das eidgenössische Amt für Statistik hat folgende Zahlen veröffentlicht: Die Anzahl Menschen, die 64 oder mehr Jahre alt sind, machten 1900 5,8% der Bevölkerung aus. 2007 waren es 16,4%

1900 waren 0,5% der Personen 80 oder mehr Jahre alt. 2007 waren es 4,7%

Im Gegensatz dazu fiel in der gleichen Zeitspanne die Rate der unter Zwanzigjährigen von 40,7% auf 21,5%.

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