Mit drei Kindern im Wohnmobil in die Ferien
Martin und Aline haben sich ein Wohnmobil gekauft, um mit den drei Kindern in die Ferien zu fahren. Wegen des Klimawandels beschränken sie sich dieses Jahr auf die Schweiz.
Aline und Martin wohnen mit ihren drei Söhnen im Alter von sechs und acht Jahren – zwei sind Zwillinge – am Stadtrand von Zürich in einer Genossenschaftswohnung. Ein Eigenheim können sie sich wie viele junge Schweizer Mittelstandsfamilien nicht leisten. Etwas Geld hatten sie dennoch auf der Seite. Also sagten sie sich: Kaufen wir uns eine Ferienwohnung auf Rädern!
Ziemlich spontan kauften sie vor drei Jahren für 37’000 Franken ein Occasion-Wohnmobil. Das Fahrzeug hat einen grosszügigen Grundriss und bietet Platz für drei Doppelbetten.
Stünden sie heute vor dem Entscheid, würden sie ein kürzeres Modell wählen. «Wenn die Kinder gross sind, kaufen wir uns ein kleineres Fahrzeug, dieses säuft zu viel Most», sagt Martin.
Dafür hat das Fahrzeug viel Stauraum. So kann die Familie Gartentisch, Stühle und Velos mitnehmen.
Vor- und Nachteile von Campingferien
Nach den Vorteilen des Wohnmobils befragt, nennen die Familienmitglieder verschiedene Aspekte: Der sechsjährige Emil mag am Wohnmobil, dass man den Regen hört. Das findet er cool.
Laut Aline ist ein grosser Vorteil von Ferien auf dem Campingplatz, dass die Kinder nicht «verloren gehen» können, weil die Plätze immer gleich aufgebaut seien. «In Jugendherbergen muss man zuerst die Gefahrenquellen prüfen und die Kinder immer beaufsichtigen», erklärt sie. Auf Campingplätzen sei es entspannter. «Die Kinder fühlen sich aufgrund des Wiedererkennungseffekts auf Campingplätzen schnell zuhause.»
Martin gefällt am Camper, dass man im Unterschied zum Fliegen die Landschaft an sich vorbeiziehen sieht. Das ist übrigens der Grund, warum meist Aline fährt. «Ich mag es, zum Fenster rauszuschauen», sagt Martin.
Ein Nachteil des Campers sei, dass sie nicht mehr so häufig mit anderen Familien in die Ferien fahren, weil sie das Wohnmobil nutzen wollten. Früher haben sie häufig gemeinsam mit anderen Ferienwohnungen gemietet.
Bereits träumt Martin von einem nächsten Wohnmobil: Ein ökologischer Autark-Camper. Also ein Fahrzeug mit geringem Verbrauch, das mit Solarzellen Strom produziert, über eine Komposttoilette statt Chemie-WC verfügt und eine Einrichtung für die Trinkwasseraufbereitung hat, so dass man unabhängig von Versorgungsstationen frei in der Natur stehen kann und nachhaltig campt. Doch die Hersteller befinden sich diesbezüglich erst in der Experimentierphase.
Keine billigen Ferien
Dieses Jahr beschränken sie den Radius auf die Schweiz – wegen des Klimawandels. «In der Schweiz kann man gut Ferien machen», sagt Martin. Besonders den breit ausgebauten öffentlichen Verkehr empfindet er als Vorteil, weil man das Wohnmobil auf dem Campingplatz stehen lassen kann. Da Camping in der Schweiz im Moment so trendig sei, müsse man allerdings auf dem Campingplatz reservieren.
Sie mögen es eigentlich lieber, spontan loszufahren. Deswegen steht das Wohnmobil wenige hundert Meter von ihrer Wohnung entfernt auf einem Parkplatz.
«Die weniger luxuriösen Campingplätze haben auch ohne Reservation meist Platz», erzählt Martin. «Und es gibt noch einfache Plätze in der Schweiz, zum Beispiel in Murg am WalenseeExterner Link oder Trin bei FlimsExterner Link.»
Wenn man eine Vollkostenrechnung macht, sind das keine billigen Ferien, bestätigen Martin und Aline.
Nebst Anschaffungskosten und Campingplatz fallen weitere Kosten an: «Verkehrsabgabe, Wechselnummer, Parkplatz für das Wohnmobil als Standplatz, Reparaturen», zählt Martin auf. Wer wirklich günstig Ferien machen wolle, müsse mit dem Zelt unterwegs sein, meint Martin.
Das gelegentliche Mieten eines Wohnmobils würde die Familie vermutlich günstiger kommen. Aber sie schätzen es, ein eigenes Fahrzeug zu haben. «Dass es unser eigener ist, macht den Reiz aus. Wir können unsere Sachen drin lassen, zum Beispiel die Ovomaltine oder das Olivenöl, aber vor allem auch Bett- und Frotteewäsche», sagt Aline.
Und Martin ergänzt: «Wir haben das Gefühl, daheim zu sein. Das ist unser Nest, unser Eigenheim auf vier Rädern.»
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