So reagierte die Welt auf Yoshis traurige Geschichte
Nachdem SWI swissinfo.ch über die Geschichte von Yoshi berichtet hatte, einem Japaner, der in die Schweiz kam, um durch Sterbehilfe aus dem Leben zu scheiden, erhielten wir viele Reaktionen von unseren Leserinnen und Lesern aus aller Welt.
Yoshi, der an einer neurologischen Störung litt, beendete diesen Sommer sein Leben mit medizinischer Unterstützung der Basler Sterbehilfeorganisation Lifecircle. SWI swissinfo hat ihn auf seinem letzten Weg begleitet. Hier die eindrückliche Reportage:
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Yoshi reist in die Schweiz und stirbt
In Japan ist der assistierte Suizid gesetzlich verboten. Die meisten Kommentare auf der japanischen Facebook-SeiteExterner Link von SWI swissinfo.ch unterstützen jedoch Yoshis Entscheidung.
User Tatsuo erzählte von seiner Erfahrung, einen Freund an Krebs verloren zu haben. «Das Morphium hat am Ende nicht mehr gewirkt. Mein Freund wurde mit medizinischen Betäubungsmitteln praktisch bewusstlos gehalten. Warum muss ich auf diese Weise weiterleben? Wenn ich wüsste, dass es keine Zukunft gibt, würde ich diese Welt ohne zu zögern verlassen. «
«Ich verstehe ihn, ich kenne das»
Leserin Shinichiros Frau war mit Hilfe einer anderen Sterbehilfeorganisation gestorben. «Einen Ausweg aus einer schmerzhaften Krankheit zu finden, kann die Kraft zurückbringen, zu leben und zu lächeln», schreibt sie.
Natalia schrieb auf der russischen Facebook-SeiteExterner Link über Yoshi: «Ich verstehe ihn. Ich kenne das, alle zwei Stunden mit Schmerzen aufzuwachen. Er hat das Richtige getan». Leserin Muna stimmt dem zu: «Kein Mensch sollte jahrelang leiden müssen.»
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Breiter Konsens: Warum Suizidbeihilfe in der Schweiz normal ist
Viele Leser:innen aus dem englischsprachigen RaumExterner Link schickten Beileidsbekundungen und wünschten Yoshi ein friedliches Leben nach dem Tod. Ali schrieb, er «weinte beim Lesen dieses Artikels» und lobte die «erstaunlichen Eltern, die den Mut hatten, ihn in einem so schmerzhaften Moment zu unterstützen und an seiner Seite zu sein».
Leserin Jean Lori war überrascht zu erfahren, dass es in der Schweiz solche Angebote gibt. Ihre Reaktion: «Es ist so traurig, aber es scheint menschlich zu sein. «
Die Schweiz ist eines der wenigen Länder der Welt, wo Beihilfe zum Suizid legal ist. Jedes Jahr sterben in der Alpenrepublik mehr als 1000 Menschen durch assistierten Suizid. Auch die Zahl der Menschen, die Mitglied bei Sterbehilfeorganisationen werden, nimmt zu.
«Danke an die Schweiz. RIP Monsieur»
«Einer der Gründe, warum ich mich gesegnet fühle, in der Schweiz zu leben, ist die Möglichkeit, bewusst über das Leben zu entscheiden, wenn es keinen Sinn mehr macht», schrieb Roberto auf der Facebook-Seite des italienischen SprachdienstesExterner Link.
Niky (FranzösischExterner Link) sieht das genauso und zollt Yoshi ihren Respekt. «Danke an die Schweiz, die jenen eine Chance gibt, die sich entschieden haben zu gehen! RIP Monsieur.»
Einige Menschen hoffen, dass die Beihilfe zum Suizid in dem Land, in dem sie leben, legalisiert werden sollte.
Sandy (DeutschExterner Link) findet es «traurig, dass es nicht in jedem Land erlaubt ist. Ich habe mich vor 5 Jahren bei Exit angemeldet, top das Auslandschweizer das auch abschliessen können. Bei uns ist es auch nicht erlaubt.»
Bericht aus einer Sterbestation
Ein Benutzer schrieb auf der Facebook-Seite des chinesischen SprachdienstesExterner Link, dass auch die asiatischen Länder auf eine solche Unterstützung drängen würde. Lorraine (Englisch) hofft, dass jedes Land Sterbehilfe anbieten sollte, denn «jeder Mensch verdient es, in Würde zu sterben und, wenn er will, zu dem Zeitpunkt, den er selbst wählt.»
Mayuko (Japanisch) bittet alle, die Sterbehilfe nicht zulassen, sich einmal anzusehen, wie es auf einer Sterbestation aussieht. «Ich habe sechs Jahre lang in diesem Bereich gearbeitet. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich werde verrückt, wenn ich nicht alle meine Emotionen im Griff hatte. Wenn der Patient nicht urinieren konnte, haben wir einen Katheter benutzt. Wenn jemand Probleme mit dem Stuhlgang hatte, nahmen wir Abführmittel und entfernten den Stuhl von Hand. Selbst wenn der Patient plötzlich zu Bewusstsein kam und um seinen Tod bat, hatten wir keine Wahl, als ihn am Leben zu erhalten. Wir mussten ihm Nahrung über Infusionen zuführen.»
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In Bezug auf neue Gesetze glaubt die Japanerin Shiho «dass es schwierig sein wird, in Ländern, in denen Euthanasie verboten ist, ein Gesetz zu erlassen. Wenn wir es nicht richtig machen, könnten wir am Ende eine riesige Gesetzeslücke schaffen». Yuki ist jedoch optimistischer. «Ob es nun dazu kommt oder nicht, es wäre gut, wenn jeder die Möglichkeit hätte, über dieses Thema zu diskutieren. Ich denke, darum geht es bei der Meinungsfreiheit.»
«Das Leben gehört Gott»
Manche Menschen hingegen sehen Selbstmord aus religiösen Gründen als Sünde an, dies gilt insbesondere im katholischen und islamischen Glauben.
Dana (PortugiesischExterner Link) schrieb: «Ich sehe unser Leben als ein kostbares Juwel von grossem Wert, das man mit viel Liebe Gott widmen soll, bis er Zeitpunkt bestimmt, an dem wir in die Ewigkeit gehen».
Wilma (SpanischExterner Link) stimmt Dana zu und kommentiert: «Gott gibt uns das Leben und nur er kann es uns nehmen!»
Auf der Facebook-Seite des arabischsprachigen DienstesExterner Link sprachen sich viele Menschen ebenfalls gegen die Idee der Sterbehilfe aus, da Muslime glauben, dass die Person, die ihr Leben selbst beendet, in die Hölle kommt.
Sterben mit ärztlicher Hilfe kostet in der Schweiz je nach Organisation in der Regel um die 10’000 Franken. Einige Organisationen bieten Ermässigungen oder Erlass für finanziell Bedürftige an, aber nur wenige Menschen wissen davon.
Vielleicht schrieb Aneth (Französisch) deshalb: «Glücklich sind diejenigen, die die finanziellen Mittel dazu haben, den anderen bleibt nur der Selbstmord mit dem Risiko des Scheiterns und in grosser Einsamkeit». Ana (Portugiesisch) kommentierte ebenfalls, dass «der begleitete Suizid in der Schweiz nur für reiche Leute ist.»
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Die Sterbehilfe in der Schweiz ist längst ausser Kontrolle
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