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«Die Zeit ist reif für ein Privatjet-Verbot»

Mario Huber

Ein Privatjet-Verbot wäre eine sinnvolle Massnahme, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren, argumentiert Mario Huber, Initiant von BanPrivateJets.org.

Privatjets galten lange Zeit als Statussymbol der Mächtigen. Noch heute stehen sie für Wohlstand und Erfolg. Aber in jüngster Zeit stehen sie zu Recht noch für etwas anderes: fragwürdige Umweltschleudern.

«Ein Verbot würde zeigen, dass selbst die mächtigsten und reichsten Menschen dazu gezwungen sind, sich dem Klimawandel anzupassen.»

Kein anderes Verkehrsmittel verbrennt solche Mengen an fossilem Brennstoff zum Nutzen so weniger Menschen wie Privatjets. Sie belasten die Luft, die wir alle atmen und tragen so zum Klimawandel bei. Warum lässt die Gesellschaft sie immer noch zu?

Verbote sind natürlich unbeliebt. In Grossbritannien kam das Thema im vergangenen Jahr auf, als die Labour-Partei versprach, bis 2025 ein Verbot von PrivatjetsExterner Link, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben werden, in Betracht zu ziehen. Die Ankündigung erfolgte Anfang November, als der Wahlkampf für die britischen Parlamentswahlen gerade begonnen hatte. 

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Sie zog weite Kreise bis in die Schweiz. Denn zwei Wochen später blockierte der Schweizer Ableger der Umweltaktivistengruppe Extinction Rebellion den Privatjet-Terminal des Flughafens Genf und prangerte Privatjets als absurdes Transportmittel an. Noch am selben Tag beschlossen die Jungen Grünen Schweiz einstimmig, ein Privatjet-Verbot auf ihre Agenda zu setzenExterner Link.

Grosser ökologischer Fussabdruck

Flugzeuge stossen Kohlendioxid (CO2), Stickoxid und Wasserdampf in grosser Höhe ausExterner Link, wodurch der für den Klimawandel verantwortliche Treibhauseffekt verstärkt wird. Sicher, der Verkehr in der Luft verursacht einen geringen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen, obwohl dieser von Statistiken, die nur das CO2 berücksichtigen, immer vernachlässigt wird.

Und ja, Privatjets machen nur einen Bruchteil der gesamten Luftfahrt aus. Dennoch waren es 20 Millionen Tonnen CO2, welche die Privatjets allein im Jahr 2015 freisetzten – das entsprach rund 0,1% der weltweiten Gesamtemissionen. Jährlich werden es mehr, und die anderen klimaschädigenden Substanzen sind nicht zu vernachlässigenExterner Link.

Das Reisen im Privatjet hinterlässt einen bis zu zehnmal grösseren CO2-FussabdruckExterner Link als Reisen mit Bus und einen 150-mal grösseren als Fahrten mit Hochgeschwindigkeitszügen. Ein Verbot und der damit verbundene Umstieg auf gewerbliche Luftfahrt würden die Emissionen verringern. 

Darüber hinaus würden ehemalige Privatjet-Benutzer wahrscheinlich etwas seltener fliegen, da gewerbliche Airlines weniger komfortabel, weniger verfügbar und weniger schnell sind. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass solche nicht-finanziellen Abschreckungsmittel bei vermögenden Personen viel effektiver sind als fixe StrafenExterner Link.

Privatjets sind ein Luxus

Vor allem aber braucht niemand wirklich Privatjets, anders als Nahrung oder beheizte Wohnungen. Nur ein winziger Bruchteil der reichsten Menschen weltweit nutzt sie. Der Anteil der Menschheit, der diesen Luxus geniesst, ist um zwei Grössenordnungen geringer als der Anteil der entsprechenden Emissionen.

Die negativen Konsequenzen für diese kleine Gruppe wären gering. Klar, Privatjets bieten Flexibilität bei der Planung, mehr Privatsphäre und die Möglichkeit, überfüllte Flughäfen zu meiden. Ein Verbot würde die Mobilität jedoch nicht wesentlich beeinträchtigen. Anders als bei einem Umstieg auf Land- oder Wasserfahrzeuge würde ein Wechsel auf ein Verkehrsflugzeug die Reisezeit nicht erheblich verlängern.

Viele Privatjet-Nutzer haben zudem stark vom globalen Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahrzehnten profitiert, der selbst zu einem grossen Mass Anteil am menschgemachten Klimawandel hat. Deshalb ist es nicht nur eine Frage der Machbarkeit, sondern auch der Ethik und Klimagerechtigkeit zu fordern, dass diese Menschen grössere Opfer bringen, um den Klimawandel einzudämmen, als Menschen mit weniger Mitteln.

Konkrete Schritte sind gefragt

Letztendlich würden die positiven Folgen eines Privatjetverbots überwiegen. Jahrzehnte sind vergangen, ohne dass wirklich bedeutende Massnahmen gegen den Klimawandel ergriffen worden sind. Die Klimastreiks im vergangenen Jahr haben dem Thema Aufwind gegeben. 

Doch viele Menschen, vor allem auch solche an den Hebeln der Macht, sind sich der Tragweite des Klimawandels und der Dringlichkeit von Massnahmen noch immer nicht bewusst. Es scheint fast, als könnten selbst die besten Zeitungs- und TV-Beiträge zum Thema nichts an der Untätigkeit vieler ändern. Und eines ist klar: Konkrete Schritte sind jetzt gefragt, und sie beeindrucken mehr als bloss weitere Erklärungen und Vereinbarungen.

Ein Verbot würde zeigen, dass selbst die mächtigsten und reichsten Menschen dazu gezwungen sind, sich dem Klimawandel anzupassen. Das Verbot würde auch die Bedeutung schneller und konkreter Massnahmen demonstrieren. Und es würde eine weitreichende Klimapolitik legitimer und sozial akzeptabler machen.

Neue Jobs in neuen Branchen

Wie immer müsste die Regierung die Details eines Verbots ausarbeiten, beispielsweise die Unterscheidung zwischen nichtkommerziellen Flugzeugen, die Dienstleistungen im öffentlichen Interesse erbringen, und Luxusjets. 

Eine kleine Anzahl von Arbeitsplätzen wäre betroffen, aber im Zuge von Klimaschutzmassnahmen werden ohnehin viele Industriezweige verschwinden und neue nachhaltige Unternehmen entstehen. Die Regierungen müssen allgemein Wege finden, um Arbeitnehmern den Übergang in neue Jobs und Branchen zu erleichtern. 

Zudem sind diese Personen in der Regel hochqualifiziert und würden wohl kaum Probleme haben, einen neuen Job in der Luftfahrt oder in anderen technisch anspruchsvollen Bereichen zu finden.

Zusammengefasst will ich es so formulieren: Ein Privatjet-Verbot klingt radikal, ist aber eigentlich nur rational. Deshalb ist es Zeit, das Thema anzusprechen, sei es nun mit Freunden und Bekannten, oder mit Lokalpolitikern und anderen Entscheidungsträgern.

(Übertragung aus dem Englischen: Christoph Kummer)

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