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Südtiroler gewinnen Europeada 08

Europeada 2008: Die Südtiroler im Glück. Jakob Menolfi/Bündner Tagblatt

Die Fussball-Europameisterschaft der Sprachminderheiten im Bündnerland haben die Südtiroler gewonnen. Die Rätoromanen, welche die Schweiz an der Europeada vertraten, schieden im Viertelfinal aus.

Die in Italien lebenden deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler setzten sich im Final in Chur mit 1:0 gegen die Kroaten aus Serbien durch. Im Spiel um Platz 3 gewannen die ungarischen Roma gleich mit 9:0 gegen die Dänen aus Deutschland.

Die ungarischen Roma hatten zuvor bereits die Rätoromanen aus dem Turnier geworfen. Am Donnerstag waren die Gastgeber in Schluein mit 1:5 unterlegen. Im Halbfinal vom Freitag mussten sich die Roma jedoch den späteren Siegern aus dem Südtirol mit 0:4 geschlagen geben.

Fokus auf Sprachminderheiten

17 Mannschaften – allesamt sprachliche Minderheiten und staatenlose Volksgruppen Europas – kämpften bis zu den Finals in Chur auf Fussballplätzen des Bündner Oberlandes um Tore und Punkte. Gemeldet waren 18 Teams. Die Aromunen aus Mazedonien mussten die Teilnahme absagen, weil sie die Visa für den Schengen-Raum nicht mehr rechtzeitig erhielten.

Bei der Europeada ging es um Fussball, aber nicht nur. «Wir nehmen den Fussball als Vehikel, um auf die Sprachminderheiten in Europa aufmerksam zu machen und uns untereinander zu vernetzen», sagt Mediensprecher Andrea Rassel gegenüber swissinfo. Dazu diente auch ein Kulturtag, der in Sedrun stattfand.

Bunter Mix

Rund 500 aktive Fussballer und Betreuer waren am Turnier dabei. Neben den Platzherren, den Rätoromanen, spielten Mannschaften mit Slowenen in Italien, Dänen in Deutschland, Friesen in Deutschland, die ein komplettes Damenteam stellten, Sorben in Deutschland, Katalanen in Spanien, Okzitanier in Frankreich und Waliser in Grossbritannien.

Hinzu kamen Deutsche in Ungarn, Roma in Ungarn, Zimbrer in Italien, Südtiroler in Italien, Deutsche in Polen, Lemken in Polen, Kroaten in Rumänien, Aromunen in Rumänien, Karachay in Russland und Kroaten in Serbien.

Viel Spass, wenig Schiedsrichter

Für Andrea Rassel, der auch Mitarbeiter der Lia Rumantscha und Vizepräsident der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (Fuen) ist, war die Europeada 2008 ein grosser Erfolg. Die Spiele wurden von etwa 5000 Schaulustigen verfolgt.

Viel Spass und vor allem viele Tore gab es bei den Spielen des nordfriesischen Frauenteams: Die Kickerinnen kassierten gleich zu Beginn des Turniers zwei derbe Niederlagen, nämlich 4:19 gegen die dänische Minderheit in Deutschland und 1:46 gegen die Roma aus Ungarn.

«Ein Problem haben wir in Sachen Schiedsrichter gehabt – wir hatten lediglich einen einzigen, und erst noch ohne Linienrichter», so Rassel. Für die «Spassmannschaften» sei dies kein Problem gewesen, die guten Teams aber hätten sich schon ein bisschen geärgert.

Regelmässige Europeada

Gemäss Sprecher Andrea Rassel soll die Europeada zu einem regelmässig durchgeführten Anlass werden. Natürlich müssten auch die Finanzen stimmen. Das Budget der diesjährigen Europeada betrug rund 230’000 Franken.

Die nächste Europeada soll laut Rassel 2010, also im Jahr der Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika, über die Bühne gehen. «Es bleibt, trotz WM, weiterhin eine europäische Veranstaltung. Stattfinden könnte die Europeada 2010 in Südtirol oder in der Lausitz. Beide Regionen haben ihr Interesse bekundet.»

Veranstalter und Trägerorganisationen der Europeada 2008 waren die Lia Rumantscha (der Dachverband der romanischen Sprache), Sedrun-Disentis-Tourismus, das Internationale Cultur Forum Disentis (ICF) sowie die Föderalistische Union Europäischer Volksgruppen (Fuen), eine Interessenvertretung der sprachlichen Minderheiten Europas.

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Hervorgegangen ist die Europeada aus einem Tourismus-Ideenwettbewerb sowie aus einer Initiative der rätoromanischen Sprachorganisation Lia Rumantscha.

Der Anlass stand unter dem Patronat der Bündner Regierung und der Stiftung Convivenza in Disentis.

Im Ehrenkomitee zu finden sind die alt Bundesräte Leon Schlumpf und Adolf Ogi, Ständeratspräsident Christoffel Brändli, der Bündner Ständerat Theo Maissen sowie Ralph Zloczower, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes.

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