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So will die Schweiz jährlich 300 Suizide verhindern

Eine Frau steht auf einer Brücke
Eine Passantin betrachtet ein paar Kerzen und eine Heiligenfigur, welche auf der Brüstung der Lorrainebrücke in Bern an eine Person erinnern, die dort freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Alessandro della Valle / Keystone

In der Schweiz gibt es viele Einrichtungen für Suizidprävention, aber sie kommunizieren nicht ausreichend miteinander. Der Bund nutzt den Welttag der Suizidprävention, um ein neues Koordinationsinstrument einzuführen.

Mit einer neuen RechercheplattformExterner Link möchte der Bund die Suche nach Selbsthilfegruppen, Ratschlägen oder Unterlagen zur Suizidprävention erleichtern. Die Plattform wurde anlässlich des Welttags der Suizidprävention am 10. September lanciert. Mit dem neuen Online-Tool können sowohl die breite Öffentlichkeit als auch Fachleute in allen Regionen der Schweiz nach verfügbaren Angeboten suchen.

Die Online-Plattform ermögliche den Akteuren im Bereich Suizidprävention, Synergien zu nutzen und lasse auch Lücken erkennen, schreibt der Bund in einer MitteilungExterner Link.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) berichtet, dass in der Schweiz täglich zwei oder drei Menschen Suizid begehen und dass Männer über 75 Jahre die höchste Rate haben. Es erinnert daran, dass ein Suizidversuch oft in einem Zustand psychischer Belastung stattfindet: «Die meisten suizidalen Personen wollen nicht sterben. Krisen sind meist nur vorübergehend und können jeden betreffen.»

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Mit der Lancierung der Online-Plattform will der Bund den verschiedenen Suizidpräventionsstellen helfen, die Ziele des nationalen Aktionsplans zu erreichen. Der Aktionsplan Suizidprävention wurde 2016 verabschiedet und umfasst zehn Massnahmen, unter anderem: schnell und einfach zugängliche Hilfe anbieten, Sensibilisierung der Bevölkerung sowie Beispiele guter Praxis aus der Schweiz und aus dem Ausland verbreiten.

Ziel des Plans ist die Reduktion nicht-assistierter Suizide pro 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner bis 2030 um rund 25%. Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsentwicklung liessen sich laut Bund längerfristig jährlich rund 300 Suizide verhindern.

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In der Suizidprävention engagierte Organisationen begrüssen die Lancierung der neuen Recherche-Plattform. «Neue Instrumente sind immer interessant, weil sie es uns ermöglichen, effizienter zu handeln und über Suizidprävention zu sprechen», sagt Béatrice ManceauExterner Link von ProConseils, die sich im Projekt Sentinelle VaudExterner Link engagiert. Das Projekt zielt auf eine Verbesserung der sozialen Situation von Landwirten. Bauern sind nämlich gemäss Statistik besonders suizidgefährdet. Manceau fügt hinzu: «Eine umfassendere Koordination ist eine gute Sache für den Wissensaustausch, aber es ist wichtig, in erster Linie vor Ort, auf lokaler Ebene zu handeln.»

Für die Dargebotene HandExterner Link ist jede Form von Austausch willkommen. «Aber die Plattform ist noch nicht sehr erfolgreich, sie muss verbessert werden, damit die Forschung gut funktioniert», sagt Franco Baumgartner, Generalsekretär des Verbands.

Er betont die mangelnde Kooperation zwischen den Schweizer Organisationen, die in der Suizidprävention tätig sind. «Der Bund hat den Auftrag erhalten, den Austausch zwischen den Akteuren zu stärken, aber es fehlen noch finanzielle Mittel zur Erreichung des Ziels», so Baumgartner.

«Zusammenarbeiten, um Suizide zu verhindern», ist das Motto des Welttags der Suizidprävention 2018Externer Link.

Die International Association for Suicide Prevention lädt alle ein, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um mit den Angehörigen zu sprechen, ihnen zuzuhören und eventuelle Schwierigkeiten zu erkennen.

Die Bevölkerung wird aufgerufen, am Montag, den 10. September um 20.00 Uhr eine Kerze vor dem Fenster anzuzünden, um ihre Unterstützung für die Suizidprävention zu zeigen.

(Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi)

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