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Viktor Röthlin gewinnt EM-Gold im Marathon!

Viktor Röthlin jubelt über seinen Gold-Coup von Barcelona. Keystone

Welch ein Comeback: Nach überstandenen zwei Lungenembolien und einer Fersenoperation hat der 35-jährige Obwaldner an den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona den Marathon gewonnen.

Das hat nach den gewaltigen gesundheitlichen Rückschlägen wohl kaum jemand erwartet, ausser vielleicht er selber: Viktor Röthlin hat am Schlusstag der EM seinen ersten grossen Titel geholt. Dabei liess er sich nicht einmal von der drückenden Hitze bremsen.

Anders ausgedrückt: Am Schweizer Nationalfeiertag brannte der entfesselt laufende Röthlin in den Strassen Barcelonas ein grandioses läuferisches Feuerwerk ab.

«Nach alldem, was in der letzten Zeit passiert ist, ist das unglaublich.
Ich bin zurück! Das fühlt sich großartig an», sagte Röthlin, der seinen Sieg im Ziel ausgelassen feierte.

Früher Antritt

Was mindestens so erstaunlich ist wie sein Sieg ist die Überlegenheit, mit welcher der Rückkehrer, der seit Olympia 2008 keinen Marathon mehr bestritten hatte, Europameister wurde. Stets in der kleiner werdenden Spitzengruppe präsent, übernahm der Schweizer bereits nach 27 Kilometern resolut das Kommando und distanzierte seine letzten zwei Begleiter Sekunde um Sekunde.

Über die klassische 42,195 Kilometer siegte der Innerschweizer schliesslich in 2:15:31. Zweiter wurde der Spanier José Manuel Martinez, der mit 2:17:50 bereits knapp zweieinhalb Minuten einbüssete. EM-Bronze ging an den Russen Dimitri Safronow, der 2:18:16 benötigte.

Triumphlauf

Bei der 35km-Marke hatte Röthlins Vorsprung schon über eine Minute betragen. Die Entschlossenheit und Lockerheit, die er in dieser entscheidenden und härtesten Phase des Rennens beibehalten konnte, liessen kaum Zweifel aufkommen, dass der Schweizer das Rennen noch aus der Hand geben könnte. «Bei Kilometer 35 war ich mir sicher, dass ich gewinne. Bei Kilometer 40 habe ich angefangen, es zu geniessen», beschrieb Röthlin seinen Lauf.

Beflügelt vom Gold vor Augen, und getragen vom Applaus der Zuschauer, lief Röthlin seinem EM-Titel entgegen, dem erst vierten in der Geschichte der Schweizer Leichtathletik.

Letztes EM-Gold für die Schweiz hatte Kugelstösser Werner Günthör 1986 in Stuttgart geholt. Die anderen zwei Europameister heissen Philippe Clerc(1969 in Athen über 200 m) und Fritz Schwab
(1950 in Brüssel im 10 km Gehen).

Körpersignale lesen

Röthlin hatte seinen Start erst rund eine Woche vor der EM bekannt gegeben, nachdem er zwei äusserst schwierige Jahre zu bestehen hatte. Im vorletzten Winter musste er ein Trainingslager in Kenia abbrechen.

Wieder in der Schweiz, diagnostizierten die Ärzte eine Lungenembolie, was die Verlegung auf die Intensivstation des Berner Inselspitals erforderte. Kurz darauf erlitt Röthlin eine zweite Lungenembolie. Selbst die Ärzte konnten nicht sagen, ob er jemals wieder sein früheres Leistungsniveau erreichen könne. Schliesslich zwangen im letzten Dezember auch noch langwierige Fersenprobleme eine Operation.

An den ersten Rennen in diesem Frühjahr lief es Röthlin keineswegs wunschgemäss, was die Zweifel an seiner Lungenkapazität nicht geringer werden liessen. Mit seiner ihn auszeichnenden Zielstrebigkeit und der Fähigkeit, wie kaum ein anderer Athlet in seinen Körper hinein hören zu können, arbeitete sich der gelernte Physiotherapeut aber wieder ganz an die europäische Spitze.

Renat Künzi, swissinfo.ch

2010 Barcelona: Viktor Röthlin Marathon Gold

2006 Göteborg: Viktor Röthlin Marathon Silber

2002 München: André Bucher 800 m Silber

1998 Budapest: André Bucher 800 m Silber; Anita Weyermann 1500m Bronze

1994 Helsinki: Matthias Rusterholz 400 m Bronze; Daria Nauer 10’000 m Bronze

1990 Split: Anita Protti 400 m H Silber; Sandra Gasser 1500 m Bronze

1986 Stuttgart: Werner Günthör Kugel Gold

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