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«Das schnelle Duzen bereitet mir noch etwas Mühe»

Florian Lüthi ist erst seit diesem Jahr Auslandschweizer. In den Niederlanden hofft er, neue Erfahrungen in seinem Beruf als Pflegefachmann zu machen. Mit der direkten Art der Holländer muss sich der 30-Jährige noch anfreunden.

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swissinfo.ch: Wann und warum haben Sie die Schweiz verlassen?

Florian Lüthi: Ich habe per Anfang April 2018 die Schweiz verlassen. Der Grund dafür ist und war, dass ich neue Erfahrungen in meinem Beruf als Pflegefachmann machen wollte, und weil ich den Wunsch habe, im Ausland meinen Master zu machen.

Aufgrund dessen und der Verwandtschaft meiner Mutter in den Niederlanden, hatte ich mich entschieden, diesen Schritt zu wagen.

Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten, unter anderem zum Gastland, sind ausschliesslich jene der porträtierten Person und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

swissinfo.ch: War es eine Reise ohne Rückkehr, oder haben Sie vor, einmal wieder in die Schweiz zurückzukehren?

F.L.: Bis jetzt ist es eine Reise ohne Rückkehr. Für mich ging es fürs Erste darum, die Erfahrung zu machen. Ich wusste ja nie, ob es auch klappt, was ich mir erträume, oder ob ich vielleicht auch etwas anderes finde. Zudem war es nach Gesprächen mit Freunden und Familie immer klar, dass ich auch zurückkommen kann.

swissinfo.ch: Welcher Arbeit gehen Sie gegenwärtig nach?

F.L.: Aktuell arbeite in als Verkäufer in einem Supermarkt. Dies ist jedoch mehr temporär, da ich zuerst eine Registrierung in den Niederlanden erhalten muss, um auch als Pflegefachmann tätig zu sein. Generell dürfen Bürger der EU, der EWR-Staaten und der Schweiz in den Niederlanden ohne Einschränkungen arbeiten.

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Sobald ich die Registrierung erhalten habe, kann ich wieder vollwertig in der Pflege arbeiten. Schliesslich ist es jener Beruf, der mich persönlich bereichert. Wenn nun alles gut geht und keine administrativen Hürden auftauchen, sollte ich dies per Oktober auch können.

swissinfo.ch: Wo leben Sie gegenwärtig, wie ist das Leben, die Küche dort?

F.L.: Zur Zeit lebe ich in AlmereExterner Link, Provinz Flevoland. Es ist die jüngste Provinz der Niederlande. Almere ist ca. 40 Minuten mit dem Zug von Utrecht/Amsterdam entfernt und dadurch optimal gelegen. Der Hauptgrund jedoch, warum ich in Almere gelandet bin, sind meine Verwandten. Ich konnte eine Zeit lang hier bei ihnen wohnen.

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In Almere selbst fehlt mir etwas das Feeling einer Stadt. Ich lebte vor meiner Auswanderung in Zürich, entsprechend ist dies ein starker Kontrast. Almere hat etwas Dörfliches, trotz seiner ca. 200’000 Einwohner. Entsprechend wird es mich auch sicher noch woanders hin verschlagen.

Die niederländische Küche beinhaltet aus aller Welt etwas. So richtig niederländisch ist vielleicht vor allem «Patat», «Pannenkoeken» oder Mahlzeiten mit Erbsen und/oder Kartoffeln. Einzig, sich vegetarisch zu ernähren, finde ich hier teurer, da meiner Meinung nach Gemüse, etc. nicht gerade günstig ist.

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swissinfo.ch: Was ist in den Niederlanden attraktiver als in der Schweiz?

F.L.: Der Vor- und Nachtteil ist: Die Holländer sind direkter und beschönigen weniger. Was ich zum einen super finde, aber für mich teils auch noch ungewohnt ist, dass es zum normalen Umgang gehört.

Attraktiver ist vielleicht die Nähe zur Nordsee, um auch etwas die Gedanken schweifen zu lassen: «uitwaaien» 😉 (auf Deutsch: den Kopf auslüften).

swissinfo.ch: Wie denken Sie aus der Ferne über die Schweiz?

F.L.: Ich finde die Schweiz noch immer ein tolles Land, mit viel Natur und hohem Lebensstandard. Mir fällt nun aber noch bewusster auf, was die Schweiz mit ihrem Sonderstatus auch verliert bezüglich Mitbestimmung und Gestaltung in Europa.

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swissinfo.ch: Fühlen Sie sich manchmal fremd oder sind Sie gut integriert?

F.L.: Ich fühle mich eigentlich gut integriert, jedoch merke ich stark, dass ich noch nicht da bin, wo ich selbst hinmöchte bezüglich Wohnen und Beruf. Das treibt mich sicher noch um.

swissinfo.ch: Welche kulturellen Unterschiede bereiten Ihnen am meisten Mühe?

F.L.: Es sind mehr so Kleinigkeiten, die mir noch etwas Mühe bereiten. Zum Beispiel das schnelle Duzen oder das Gratulieren zum Geburtstag eines Verwandten oder Freundes eines Freundes oder Angehörigen.

swissinfo.ch: Was freut Sie in Ihrem Alltag in der Fremde am meisten?

F.L.: Die Konfrontation mit Europa in der Politik wie auch den Medien, beziehungsweise im Alltag. Diese geschieht bewusster, nicht allein was die EU angeht. Sowie ein selbstverständlicherer Umgang mit Neuem. Es wird, aus meiner Sicht, alles etwas lockerer genommen.

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swissinfo.ch: Nehmen Sie an Schweizer Wahlen und Abstimmungen teil?

F.L.: Ja, ich stimme noch immer brieflich ab. Ich finde es auch sehr bedeutsam. Schliesslich bin ich Schweizer, und auf irgendeine Weise wird mein Leben stehts noch durch Entscheidungen dort beeinflusst.

swissinfo.ch: Was vermissen Sie von der Schweiz am meisten?

F.L.: Meine Freunde und Familie. Vor allem, da mein aktueller Freundeskreis noch klein ist und ich natürlich noch nicht so beschäftigt bin wie früher mit verschiedenen Freizeitaktivitäten wie Politik, Freunde, Sport, etc.

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