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Auslandschweizer, blockiert in der Schweiz

Tafel am Flughafen Zürich
Es wird immer schwieriger, einen Flug zu finden. Keystone / Alexandra Wey

Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die in der Schweiz Ferien machen, schaffen es angesichts der rasanten Ausbreitung des Coronavirus nicht mehr zurück in ihre Wahlheimat.

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Anita Stoppini
Anita Stoppini hat es mit «Müh und Not» zurück nach Ägypten geschafft. zvg

«Mit Müh und Not habe ich es noch zurückgeschafft», erzählt Anita Stoppini aus Ägypten. Die 35-jährige Tauchlehrerin ist am Dienstag nach mehreren gescheiterten Flugbuchungen via Paris zurück nach Kairo geflogen. «Der Flug war völlig überteuert, aber Hauptsache ich hatte noch Platz und konnte zurück nach Sharm-el-Sheikh», erzählt die gebürtige Zürcherin.

Stoppinis Zukunftspläne wurden abrupt über den Haufen geworfen. Nach drei Jahren in Ägypten ist sie am 21. Februar in die Schweiz gereist, um wieder einmal Familie und Freunde zu sehen und ihren 35. Geburtstag zu Hause zu feiern. Danach wollte sie in Fuerteventura eine Tauchbasis übernehmen.

Doch wegen des Coronavirus wurde aus dem Flug auf die Kanaren nichts. Obwohl sie die Zelte in Ägypten bereits abgebrochen hat, war für Anita Stoppini klar: Sie reist so schnell wie möglich wieder zurück nach Sharm-el-Sheikh.

«Da ich als Tauchlehrerin in Ägypten wenig verdiene, ist es für mich in der Schweiz finanziell schwierig», sagt sie. Ausserdem sei ihr Partner immer noch in Ägypten. Existenzielle Ängste hat die Tauchlehrerin wegen dem Ausbleiben der Touristen nicht. «Falls etwas wäre, würde mich meine Familie unterstützen.»

Ehepaar Christen.
Silvia Christen ist extra für die Hochzeit ihres Sohnes in die Schweiz gereist. zvg

Glück im Unglück hatten auch Silvia Christen und ihr Ehemann, sie haben gerade noch rechtzeitig reagiert und einen Flug zurück nach Costa Rica ergattert. «Mein Mann ging nach mehreren Telefonaten direkt an den Flughafen und konnte unseren Flug umbuchen», erzählt die 55-Jährige.

Für die Heirat ihres Sohnes waren die beiden Anfang März in die Schweiz geflogen. «Sonst wären wir in der aktuellen Lage gar nicht hierhergekommen», sagt sie. Dass sie zurück nach Costa Rica gehen, waren sich die Auslandschweizer sicher. «Wie es weiter geht ist im Moment in keinem Land der Welt klar.» Sie hätten Tiere, die auf sie angewiesen seien, ausserdem würden sie eher abgeschieden leben.


Falscher Entscheid

Rolf Schoch mit Cervelat
Hat er es mittlerweile nach Hause geschafft? Rolf Schoch will zurück nach Brasilien. zvg

Dass er es ebenfalls noch nach Hause schafft, das hofft derweil auch Rolf Schoch: «Die Koffer sind gepackt», erzählt er – doch der gebuchte Flug nach Brasilien wurde annulliert. Der 66-jährige Winterthurer lebt seit über 23 Jahren im Nordosten von Brasilien. Jedes Jahr kommt er auf Heimaturlaub für sieben Wochen in die Schweiz.

Er und sein ehemaliger Geschäftspartner sind am 4. März in die Schweiz eingereist. Damals sei die unmittelbare Gefahr des Coronavirus noch kein Thema gewesen. «Dann haben sich die Ereignisse überschlagen.» Sie haben sofort reagiert. «Wir sind direkt an den Flughafen Zürich gefahren, um einen neuen Flug zu buchen.»

Sie hätten sich «dummerweise» für Mittwoch entschieden. Der Flug vom Dienstag sei nämlich noch plangemäss abgeflogen. Jetzt hofft Rolf Schoch, dass sie es auf Umwegen über São Paulo doch noch nach Hause schaffen. «Dort habe ich meinen Freundeskreis, mein Haus, meine Haustiere», erzählt er. «Wir wollen nach Hause.»

**Mittlerweile ist Rolf Schoch in Brasilien angekommen. Einen Tag bevor der Flughafen in Recife vollständig geschlossen wurde.**

Abwarten und «Lisme»

Die 72-jährige Esther Spori sitzt derweil bei ihrer Schwester in Bern fest. Nach unzähligen Versuchen, einen Flug nach Marokko zu ergattern, hat sie es aufgegeben. Eigentlich wollte sie am 14. März zurück. «Ich warte jetzt einfach ab.» Im Moment bringe es gar nichts, zu insistieren, es gebe keine Flüge mehr. So wie ihr gehe es noch etlichen Auslandschweizern aus Marokko. «Ich stehe mit drei anderen in Kontakt», erzählt sie.

Die letzten Tage hat Esther Spori damit verbracht, den blockierten Schweizer Touristen in Marokko zu helfen, eine Ausreisemöglichkeit in die Schweiz zu finden. Sie habe ausserdem bei der Schweizer Botschaft in Rabbat nachgehakt. «Es kann doch nicht sein, dass den Schweizern nicht geholfen wird», sagt sie. Umso glücklicher war die Auslandschweizerin, als sie gehört hat, dass die Schweiz nun bei den marokkanischen Behörden interveniert hat.

Ihre Situation nimmt Esther Spori relativ gelassen. «Mein Mann, der in Marokko ist, macht sich schon Sorgen, aber ich konnte ihn beruhigen.» Jetzt vertreibt sich Esther Spori die Zeit mit Stricken und Malen. «Das Ereignis betrifft die ganze Welt, was soll ich mich da aufregen?»

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