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Nina Bader: «Das Leben in Vancouver ist viel entspannter»

Die 27-jährige Nina Bader lernte während des Studiums die kanadische Stadt Vancouver lieben, und fand dort ihre Liebe und einen Job. Ihr gefallen die lockere Westküsten-Lebensart und die vielen kulinarischen Möglichkeiten, welche die Stadt am Meer bietet.

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swissinfo.ch: Wann und weshalb haben Sie die Schweiz verlassen?

Nina Bader: Meine Geschichte ist ein wenig kompliziert – ich war 2012 für sechs Wochen in Kanada, um das Land zu bereisen. Weil es mir so gut gefallen hatte, kehrte ich für einen sechsmonatigen Sprachaufenthalt zurück. Danach absolvierte ich ein College-Jahr in VancouverExterner Link, und da ich immer noch nicht genug von der Stadt und ausserdem in der Zwischenzeit meinen Freund kennengelernt hatte, suchte ich mir nach meinem Masterabschluss einen Job in Vancouver.

Nun arbeite ich seit sieben Monaten bei der Schweizer Handelskammer. Die ersten Monate waren eine Achterbahn der Gefühle – alles ist neu und aufregend, und gleichzeitig ist man auch ein wenig vom Heimweh geplagt. Ich hatte allerdings das Glück, dass mein Freund hier lebt und dass viele meiner Freunde aus meiner College-Zeit noch hier sind.

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swissinfo.ch: War es eine Reise ohne Rückkehr, oder haben Sie vor, einmal wieder in die Schweiz zurückzukehren?

N.B.: Bis heute nenne ich es nicht eine Auswanderung, sondern einen Umzug ins Ausland, da ich es mir durchaus vorstellen kann, wieder in die Schweiz zurückzukehren. Mein Freund ist Mexikaner, deshalb müssen wir uns irgendwann entscheiden, wo genau wir uns niederlassen wollen.

swissinfo.ch: Wie kamen Sie zu Ihrem Job bei der Schweizer Handelskammer?

N.B.: Ich hatte unglaubliches Glück und war zur rechten Zeit am rechten Ort. Ich erhielt die Stelle, bewarb mich für ein Young Professional Visum – und los ging’s. Mein Schwerpunkt liegt vor allem auf Kommunikation, Marketing, Event Planung und viel Administrativem.

Der grösste Unterschied zwischen der kanadischen und der Schweizer Arbeitswelt: Man duzt jeden, und der Dresscode ist sehr viel lockerer.

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swissinfo.ch: Was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit?

N.B.: Ich erkunde sehr gerne die Stadt – vieles ist auch nach zwei Jahren hier immer noch neu. Ich liebe es, neue Quartiere zu entdecken, am Strand zu liegen oder einen kleinen Ausflug zu unternehmen.

Vieles halte ich fotografisch fest und teile es auf meinem Blog. Diesen habe ich ins Leben gerufen, als ich hier in meinem Auslandjahr war, damit meine Familie und Freunde auf dem Laufenden bleiben. Mittlerweile macht mir das Bloggen sehr viel Spass, und ich schreibe wöchentlich ein kleines Update.

swissinfo.ch: Wie ist das Leben, die Küche in Vancouver?

N.B.: Eine typisch kanadische Küche gibt es in meinen Augen nicht, auch wenn mir hier wohl einige wiedersprechen würden. Es gibt so viele verschiedenen Kulturen in Kanada, dass man hier einfach alles geniessen kann.

Die asiatische Küche ist in Vancouver sehr stark, da hier sehr viele Asiaten leben. Daher gehe ich sehr gerne Sushi essen. Natürlich gibt es auch hier die klassisch nordamerikanische Burger-Küche, meistens in einem der vielen Pubs.

Aber man kann auch mexikanisch, italienisch, griechisch oder indisch essen gehen – ganz nach Lust und Laune. Wegen der vielen kleinen Restaurants geht man hier viel öfter auch mal auswärts essen. Im Vergleich zur Schweiz ist das auch ein wenig günstiger.

swissinfo.ch: Was ist in Kanada attraktiver als in der Schweiz? Was ist der grösste Unterschied zur Schweiz?

N.B.: Das Leben hier ist unglaublich schön, die Lebensqualität ist sehr hoch. Man hat die Berge und das Meer gleich vor der Haustüre, und daher kann man das Stadt- und Landleben optimal kombinieren.

Ausserdem finde ich das Leben hier viel entspannter, die Menschen der Westküste haben einen ganz eigenen Rhythmus. Man sieht hier nicht immer alles so eng. Und man sagt «Thank you», jedes Mal, wenn man den Bus verlässt – macht man das in der Schweiz auch? 🙂

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​​​​​​​swissinfo.ch: Wie denken Sie aus der Ferne über die Schweiz?

N.B.: Ich finde, dass man erst im Ausland die Schweiz richtig zu schätzen lernt. So ging es auf jeden Fall mir! Man merkt plötzlich, wie unglaublich organisiert, verlässlich und strukturiert wir sind. Im Ausland merkt man, dass diese Qualitäten nicht selbstverständlich sind und dass manche Dinge mit ein bisschen Organisation einfach besser klappen. Ich bin froh, dass ich die Schweiz meine Heimat nennen darf, und ich kehre immer mit grosser Freude zurück.

Auf der anderen Seite finde ich aber auch, dass das Leben in der Schweiz sehr anstrengend ist, da der Leistungs- und Erwartungsdruck sehr hoch ist. Man muss sich immer allen gegenüber beweisen, und wir sind unglaublich streng mit uns selber. Ein bisschen Gelassenheit würde der Schweiz guttun.

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swissinfo.ch: Wie ist die politische Lage in Kanada? Interessieren Sie sich für die Politik in Ihrem Wohnland?

N.B.: Da ich Politikwissenschaft an der Uni Zürich studiert habe, interessiere ich mich sehr für die Politik im Allgemeinen und nun natürlich auch für die Kanadische. In meinem College-Jahr hier habe ich deshalb auch einen Kurs in kanadischer Politik belegt, um das System wirklich zu verstehen.

Die politische Lage hier ist im Moment sehr spannend. Politisch prallen in Nordamerika gerade zwei Welten aufeinander: der junge, liberale Justin Trudeau gegen den konservativen Donald Trump. Ausserdem finde ich es spannend, wie sich politische Prozesse hier abspielen, das Land ist unglaublich gross, und die Ost- und Westküste sind zwei verschiedene Welten. Hinzu kommt, dass Kanada sehr multikulturell ist und jeder einen anderen Hintergrund hat. Das stellt Politiker vor grosse Herausforderungen.

swissinfo.ch: Nehmen Sie an Schweizer Wahlen und Abstimmungen teil? Per Brief oder E-Voting?

N.B.: Nein, leider kann ich das im Moment nicht, da ich immer noch in der Schweiz angemeldet bin und daher meine Unterlagen nicht nach Kanada geschickt bekomme. Ich verfolge die Wahlen aber nach wie vor. Einmal kamen meine Eltern zu Besuch und brachten mir meine Wahlunterlagen zum Ausfüllen.

swissinfo.ch: Was vermissen Sie von der Schweiz am meisten?

N.B.: Wie wohl alle Menschen, die im Ausland leben, vermisse ich meine Familie und meine Freunde. Manchmal vermisse ich auch einfach den Alltag in der Schweiz, die Strassen von Zürich, die Aussicht vom Balkon meiner Eltern, das «Schwizerdütsch».

Und natürlich vermisse ich das Essen – am meisten vermisse ich Brot, Käse und Cervelats. Die drei Dinge, die ich immer als erstes esse, wenn ich in der Heimat bin. 🙂

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In ihrer Freizeit zieht Nina gerne los, um für ihren Blog zu fotografieren.

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Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten, unter anderem zum Gastland und über dessen Politik, sind ausschliesslich jene der porträtierten Person und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

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