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Samuel Heger fand in Wien seinen Traumjob – und die Liebe

Der Schweizer Samuel Heger wagte den Sprung ins Ausland, um beruflich weiterzukommen. In Wien fand er schliesslich auch seine grosse Liebe. Als Auslandschweizer ist er enttäuscht, dass er gegenwärtig nicht mehr per Internet abstimmen und wählen kann. Hier erzählt er seine Geschichte.

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swissinfo.ch: Wann und weshalb haben Sie die Schweiz verlassen? Wie waren die ersten Monate in Wien? War es eine Reise ohne Rückkehr, oder haben Sie vor, einmal wieder in die Schweiz zurückzukehren?

Samuel Heger: Im Herbst 2011 hatte ich die Möglichkeit, eine neue berufliche Herausforderung in Wien anzunehmen. Ich dachte mir, ein paar Jahre im Ausland gearbeitet zu haben, schade dem Lebenslauf nicht, und zurückkommen kann ich ja immer wieder. Relativ kurzfristig habe ich dann meinen Job und mein WG-Zimmer in Zürich aufgegeben und glücklicherweise eine kleine Wohnung im 3. Wiener Gemeindebezirk beziehen können.

Erstaunlicherweise ist es mir enorm leicht gefallen, hier in Wien Fuss zu fassen. Als Schweizer war ich hier immer und überall willkommen, habe schnell Freundschaften geschlossen und mich eigentlich ab dem ersten Tag zuhause gefühlt.

Seitdem ist einiges geschehen, ich habe mich verliebt und verlobt, die Stadt und das Land kennen und lieben gelernt und mich persönlich weiterentwickelt – den Horizont erweitert.

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swissinfo.ch: Welcher Arbeit gehen Sie nach? Wie kam es dazu, wie läuft es?

S.H.: Bereits in der Schweiz durfte ich für meinen Arbeitgeber Austrian Airlines im Vertrieb arbeiten. Nach Zwischenstationen bei Lufthansa und Swiss zog es mich dann an den Hauptsitz von Austrian Airlines nach Wien.

Mittlerweile bin ich dort im Produkt Management tätig und mit der Gestaltung und Einführung von Internet an Bord auf unserer Kurz- und Mittelstrecke beschäftigt.

swissinfo.ch: Wo leben Sie gegenwärtig, wie ist das Leben, die Küche dort?

S.H.: Momentan lebe ich gemeinsam mit meiner Verlobten im 21. Wiener Gemeindebezirk nahe der Alten Donau. Die Alte Donau ist ein ehemaliger Seitenarm der Donau und eine tolle Gegend zum Baden, Entspannen und Sport treiben. Trotzdem ist man noch mitten in der Stadt und am U-Bahn Netz angeschlossen. Auch der Wienerwald ist zum Mountainbiken von der Haustüre aus schnell erreichbar.

In Wien hat man natürlich unendliche Möglichkeiten, essen zu gehen, die traditionelle, deftige österreichische Küche und vor allem auch die österreichische Gastfreundschaft schätze ich sehr.

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swissinfo.ch: Was ist in Österreich attraktiver als in der Schweiz?

S.H.: Persönlich empfinde ich den Alltag in Wien und Österreich weniger hektisch als in der Schweiz. Die berühmte Wiener Gemütlichkeit und der österreichische Charme sprechen mich sehr an. Beispielsweise habe ich hier nie das Gefühl, einem Trend folgen zu müssen.

Wien strahlt für mich generell eine gewisse Ruhe aus. Vielleicht kommt das Sprichwort von Gustav Mahler, «Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles fünfzig Jahre später», doch nicht von ungefähr.

swissinfo.ch: Wie denken Sie heute aus der Ferne über die Schweiz?

S.H.: Die Schweiz ist meine Heimat, auf die ich stolz bin und der ich viel zu verdanken habe. Sie steht für mich für Zuverlässigkeit, Stabilität, wirtschaftlichen Erfolg und ihre Unabhängigkeit.

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swissinfo.ch: Wie ist die politische Lage in Österreich? Interessieren Sie sich für die dortige Politik?

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Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die elektronische Stimmabgabe ist unter Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern ein heikles Thema. In der Tat haben sich 24 Jahre nach der Einführung der brieflichen Stimmabgabe mehr als 142’000 Personen, die im Ausland leben, in einem Stimmregister eingetragen, um ihre politischen Rechte ausüben zu können. Leider ist es in der Praxis für viele schwierig, politisch aktiv zu…

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S.H.: Ich verfolge die Politik in Österreich regelmässig und interessiert und empfinde unterschiedliches dabei. Natürlich ist die politische Lage stabil, und ich empfinde keine persönlichen Nachteile im Vergleich zur Schweiz.

Auf der anderen Seite vermisse ich die Einbindung der Bevölkerung in politische Entscheidungen, wie ich es mir aus der Schweiz gewohnt bin.

swissinfo.ch: Nehmen Sie an Schweizer Wahlen und Abstimmungen teil?

S.H.: Eine Zeit lang hatte ich als Auslandschweizer die Möglichkeit, bei Wahlen und Abstimmungen online abzustimmen. In dieser Zeit habe ich keine Wahl oder Abstimmung ausgelassen.

Seit dies leider online nicht mehr möglich ist, muss ich gestehen, dass ich nur noch abstimme, wenn ich es für wirklich wichtig empfinde.

swissinfo.ch: Was vermissen Sie von der Schweiz am meisten?

S.H.: Materiell fehlt es mir hier an nichts, auch landschaftlich und kulturell ist Österreich mit der Schweiz vergleichbar. Natürlich vermisst man seine Familie und seine Freunde, wenn man im Ausland lebt.

Da Wien aber auch bei meinen Freunden und meiner Familie sehr beliebt und die Entfernung überschaubar ist, freue ich mich regelmässig über Besuch.

Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten sind ausschliesslich jene der porträtierten Person und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

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