Warum ein Schweizer Künstler in Thailand an Buddha-Statuen arbeitet
Erst die Filmmetropole Hollywood, dann das Spieler-Eldorado Las Vegas: Nun hat sich der Schweizer Künstler Alfred Soland in Thailand niedergelassen. Seine Präsenz hat sogar in der lokalen Presse für Schlagzeilen gesorgt. Sie sagen, er sei der erste ausländische Künstler, der eine Buddha-Statue restaurieren und eine neue Statue bauen dürfe.
«Ich bin 60 Jahre alt, aber ich fühle mich jung – mein Körper und meine Haut sind wie diejenigen eines 35-Jährigen», meint Alfred SolandExterner Link während eines Gesprächs via Skype. Wir können dies nicht überprüfen. Denn die Verbindung erlaubt nur einen Ton, kein Bild.
Seine Stimme klingt aufgestellt, wohl auch weil er in den letzten Wochen von einigen thailändischen Medien kontaktiert worden ist, um seine Lebensgeschichte zu erzählen. Er wurde sogar vom Gouverneur der Provinz Chiang Mai eingeladen: «Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Er hatte von mir gehört. Er wollte, dass ich ein thailändisches Lied ins Englische übersetze und die Musik anpasse.»
Dass die mediale Nachfrage nach seiner Person in Thailand so hoch ist, verdankt Soland im Prinzip einem buddhistischen Mönch. Der Geistliche erkannte in ihm «eine ganz besondere Person», meint der Künstler. Und er gab ihm einen Auftrag. Doch davon später.
Buddhismus und «Midlife-Crisis»
Geboren wurde Alfred Soland 1960 in Basel. Seit seiner Jugend interessierte er sich leidenschaftlich für Musik. «Ich spielte Bass in einer Gruppe namens Sidi BrahimExterner Link. 1981 erhielten wir den Preis für die beste Jazz-Rockband in der Schweiz. Wir spielten auch am Montreux Jazz Festival», erinnert er sich.
1982 verliess er die Musikgruppe und begann, in Asien herumzureisen, vor allem in Indien, Malaysia und Indonesien. «Damals kam ich erstmals mit dem Buddhismus in Kontakt.» Nach seiner Rückkehr in die Schweiz besuchte er die Kunstgewerbeschule Basel und studierte mit einem Schwerpunkt auf Bildhauerei und Malerei. Später gründete er seine eigene Werbeagentur.
Im Alter von 32 Jahren kam es dann zu einer Midlife-Crisis. «Ich habe alles hingeschmissen und bin nach Los Angeles gezogen, wo ich zur Musikschule Dick GroveExterner Link zugelassen wurde», erzählt er. In Kalifornien diplomiert er sich als Komponist und musikalischer Arrangeur für Orchester. Und er schafft den Sprung in die Filmwelt.
«Vor meinem eigenen Tod wollte ich noch möglichst viel von der Welt sehen.»
Alfred Soland, Künstler
Von Hollywood an die Spieltische von Las Vegas
In Hollywood ist er an der Realisierung von BladeExterner Link beteiligt, einem Actionfilm aus dem Jahr 1998, der auf den Marvel-Comics gleichen Namens basiert. Hauptdarsteller ist der amerikanische Schauspieler Wesley Snipes.
Es folgen weitere Kooperationen für Filme. Doch nach sechs Jahren entscheidet sich Alfred Soland erneut für einen radikalen Wechsel: «Ich hatte diese dunkle Hollywood-Welt satt. Daher bin ich zur Kunst zurückgekehrt.»
Soland realisiert einige Auftragswerke, darunter eine Skulptur für ein Jubiläum der Universität von Santa Monica. Einige Monate lebt er am Strand von Venice Beach bei Los Angeles: «Ich fertigte Skulpturen aus Holz und Steinen, die ich Touristen verkaufte.»
Von der Kunst geht es zum Glücksspiel. Soland zieht nach Las Vegas, wo er sich fünf Jahre lang als Profi-Pokerspieler durchschlägt. Doch ein dramatisches Ereignis sollte sein Leben nochmals ändern.
«Nachdem gerade meine Eltern gestorben waren, erfuhr ich vom Tod eines guten Freundes. Er hatte Gitarre in meiner Band gespielt. Der Verlust dieser Person hat etwas in mir ausgelöst: Vor meinem eigenen Tod wollte ich noch möglichst viel von der Welt sehen», erinnert er sich.
Verjüngt durch Meditation
Im November 2018 kommt Soland nach Thailand. Der Schweizer verliebt sich dort in eine junge Thailänderin und richtet sich in einem Häuslein in den Bergen nahe PhitsanulokExterner Link ein, einer Stadt 400 Kilometer nördlich von Bangkok.
«Sie hat mich zum nahe gelegenen Tempel Wat KhaocheeExterner Link zu einer buddhistischen Feier begleitet. Der für den Tempel zuständige Mönch sagte, er sähe etwas Besonderes in mir, was mit meinen früheren Leben zu tun hätte.»
Der Mönch bittet ihn, eine alte Buddha-Statue zu restaurieren. Um den Verputz der vier Meter hohen Statue zu erneuern, wird ein Klebstoff benutzt, um dann die Oberfläche mit Steinen und Kristallen zu besetzen. Dafür brauche es die Hand eines Künstlers. «Ich habe mich freiwillig dafür angeboten. Jetzt arbeite ich jeden Tag an diesem Werk», sagt Soland.
Die Meditation habe sein Leben grundlegend verändert, erzählt er. «Vor acht Jahren hatte ich in Kalifornien einen Motorrad-Unfall. Ich hatte stets Rückenschmerzen und konnte mein linkes Bein fast nicht mehr bewegen. Dank der Meditation konnte ich mich wieder fangen, auch wenn ich am Anfang die Zähne zusammenbeissen musste, weil ich nicht lang in der Sitzposition verharren konnte.»
Doch sein Körper habe sich langsam verändert und verjüngt: «Das ist wie ein Traum – die Leute glauben mir nicht, wenn ich sage, dass ich fast 60 Jahre alt bin.»
Erstmals ein Ausländer
Die tägliche Arbeit im Buddha-Tempel blieb nicht unbemerkt. Mehrere thailändische ZeitungenExterner Link und TV-SenderExterner Link wollten den Schweizer Künstler treffen und seine Geschichte erzählen. Zumal der Mönch von Wat Khaochee Soland zudem gebeten hat, eine neue, 15 Meter hohe Buddha-Statue zu fertigen. Sie soll auf einem Gipfel in den Bergen aufgestellt werden.
«Die Journalisten waren fassungslos. Sie sagten mir, dass kein Ausländer jemals das Privileg hatte, eine solche Arbeit auszuführen. Die Mönche kontrollieren sehr streng alles, was mit dem Bau von Buddha-Statuen und Tempeln zusammenhängt», erklärt Soland. Die Arbeiten werden gegen Ende des Jahres beginnen, wenn die Restaurierung der anderen Statue abgeschlossen ist.
Hier der TV-Beitrag von Phitsanulok Hotnews:
Der Schweizer Künstler will sich in Zukunft weiterhin dem Buddhismus und der Meditation widmen, sich aber auch für Menschen einsetzen, die im Leben weniger Glück hatten: «Ich möchte Geld sammeln, damit arme Kinder zur Schule gehen können.»
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(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)
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