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Wenn es miaut unter dem Weihnachtsbaum

Noch ist das Büsi "herzig". Doch schon bald wird das neue Haustier auch Arbeit bescheren und Schmutz ins Haus bringen. zoonar.com

Das Tierchen ist schnell gekauft, strahlende Kinderaugen sind garantiert. Vielen spontan Beschenkten wird das knuddlige Weihnachtsgeschenk aber bald zur Belastung. Die Tierheime verzeichnen jedes Jahr mehr Zugänge. Eine gute Vorbereitung ist daher wichtig.

Mit Kulleraugen lugt das pelzige Kuscheltierchen unter dem Weihnachtsbaum hervor und verzückt die ganze Familie.

Doch oft ist die Freude nur von kurzer Dauer. «Spätestens im Januar, wenn das Tier Arbeit macht, vielleicht Schmutz produziert, viel Zeit braucht, kommt die Ernüchterung», sagt Eva Waiblinger, Leiterin der Fachstelle Heimtiere des Schweizer Tierschutzes STS.

Häufig landen solche Tiere dann in einem Tierheim, denn zurückgeben kann man ein Tier in der Regel nicht.

«Dann sind die Tierheime die Auffangstationen für solche unerwünschte lebende Geschenke. Das ist eine sehr unglückliche Situation», sagt die Zoologin gegenüber swissinfo.ch. Jedes Jahr verzeichnen die Heime rund 12 Prozent mehr Zugänge von verwaisten Tieren.

«Darum sollte man davon absehen, lebende Tiere als Überraschung zu schenken.» Es sei heute viel zu einfach, ein Tier zu kaufen, betont Eva Waiblinger. Ein, zwei Klicks im Internet genügten meist. Dies verleite oft zu Spontankäufen, die später bereut würden.

Für den Schweizer Tierschutz gilt daher klar die Regel: «Keine vierbeinigen Überraschungsgeschenke, sondern höchstens als vorbereitete Geschenke für jemanden, der schon weiss, dass es unter dem Christbaum quieken, fiepen oder flattern wird.»

Ein Familienprojekt

Der Kauf eines Tieres sollte am besten bereits längere Zeit vor der Beschenkung eingehend überdenkt werden. «Es braucht sehr viel Vorbereitung und sehr viel Vorüberlegungen und Planung, bevor man so ein vierbeiniges oder zweiflügliges neues Familienmitglied aufnimmt», so die Fachfrau. Schliesslich gehe man damit auch eine Verpflichtung über mehrere Jahre bis Jahrzehnte ein.

Deshalb bezeichnet der STS einen Tierkauf auch als «Familienprojekt», denn die Verantwortung über ein lebendes Tier kann nicht allein den beschenkten Kindern übertragen werden. «Die Familie muss mitziehen», sagt Eva Waiblinger.

Verschiedenste Fragen müssten gemeinsam geklärt werden: «Entscheidungen über welche Tierart, wo können wir ein artgerechtes Gehege einrichten, wie wird die Arbeit aufgeteilt, wer versorgt das Tier in den Ferien, wer geht beispielsweise mit dem Hund spazieren?» Ein Plan für die Zuteilung der Aufgaben kann dabei sehr hilfreich sein.

Schnupperlehre

Gute Erfahrungen als Vorbereitung auf einen verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Tier hat der Tierschutz mit Schnupperbesuchen gemacht. So betreut Waiblinger derzeit ein Nachbarskind, das sich ein Meerschweinchen wünscht.

Das Mädchen übe bei ihr, putze das Meerschweinchen-Gehege, füttere das Tier und lerne so, wie mit einem Meerschweinchen umgegangen werde und was es alles zur Betreuung brauche. «Dass es dann wirklich auch bei Regen und Kälte heisst: Rausgehen und das Gehege putzen und die Tiere füttern. Da können sich Kinder meistens nicht so viel darunter vorstellen, wenn sie es nicht einmal ausprobiert haben.»

Auf diese Art könnten Kinder lernen, dass ein Tier nicht nur Freude mache, sondern auch schmutzig werde oder störrisch sein könne. Denn ein Tier artgerecht zu halten, ist nicht einfach, weiss die Biologin.

Bei Hunden ist es zum Beispiel oft die Zeit, die unterschätzt wird. Ein Welpe brauche «fast so viel Zeit wie ein Kleinkind». Kleinnager und Vögel dagegen bräuchten viel mehr Platz, als man gemeinhin annehme.

Alternativen zum Besitz

Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, Kindern den Umgang mit Tieren zu ermöglichen – und somit auch Alternativen zum Besitz eines Tieres.

So bieten diverse Zoos Kindern die Möglichkeit, als Volontäre zu arbeiten. Dabei lernen sie mit Tieren umzugehen und dass diese Pflege brauchen. «Das heisst auch, Kot wegzuputzen und Wasserkessel zu schleppen», erläutert Waiblinger.

Dabei könne es auch vorkommen, dass ein Kind einsehe, dass es nicht derart viel Zeit für ein eigenes Tier aufwenden möchte. Oft wüchsen Kinder auch aus dem Tierwunsch hinaus. «Meistens ist der Tierwunsch sehr stark in der Primarschule», weiss die Zoologin. «Sobald die Kinder in die Oberstufe kommen, werden völlig andere Dinge wichtig.»

Und bei kleineren Kindern seien oft Plüschtiere die bessere Alternative: «Mit denen können sie wirklich alles machen, denen können sie auch alles anvertrauen, die können sie auch in Kleider und in den Puppenwagen stecken. Mit lebenden Tieren geht das nicht. Grundsätzlich ist es so, dass eigentlich nur Hund und Katze Streicheltiere sind.»

Was viele nicht wissen: «Meerschweinchen und Kaninchen leiden massiv unter Stress, wenn man sie herausnimmt, herumträgt und streichelt. Tiere wie Meerschweinchen wehren sich nicht, die zeigen nicht mal, dass es ihnen unangenehm ist.»

Das Fazit der Fachfrau: Den Kauf gut überdenken, das passende Tier auswählen, die Aufgaben einteilen. Tierschutz-Verbände empfehlen zudem, vor dem Gang in einen Laden eher einem Tier aus dem Tierheim ein neues Zuhause zu geben – und so etwas gegen überfüllte Tierheime zu unternehmen.

Genaue Angaben zu den Haustieren im Land gibt es nicht.

Laut Schätzungen leben etwa 1,35 Millionen Katzen und 500’000 Hunde in der Schweiz.

In Schweizer Aquarien werden rund 4,5 Millionen Fische gehalten.

Ihre Haustiere liessen sich Schweizerinnen und Schweizer im Jahr 2009 fast 670 Mio. Fr. kosten.

Bei den Ausgaben pro Tier ist die Schweiz mit fast 240 Franken pro Tier Spitzenreiter in Europa.

2009 nahmen die Schweizer Tierheime rund 24’000 Tiere neu auf.

Der Trend ist seit 1999 steigend: Fast jedes Jahr werden 12% mehr Tiere in Heime abgeschoben.

Beantworten, was man von einem Tier erwartet, ob dies das Tier bieten kann und was man selber dem Tier bieten kann.

Welche Bedürfnisse hat das gewünschte Tier?

Wie viel Platz braucht es?

Welcher Zeitaufwand ist nötig?

Welche Kosten verursacht es?

Wo kann es während Ferienabwesenheit betreut werden?

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