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Wie sich die Schweizer Schulen im Ausland an Covid-19 anpassen

Online learning
Online-Lernen wie in der Schweizer Schule in Bergamo, Italien. Educationsuisse

Die 18 offiziellen Auslandsschulen der Schweiz liegen teilweise in Coronavirus-Hotspots und sind von Schulschliessungen stark betroffen. Nun blicken sie in die Zukunft.

«Alle mussten sehr schnell auf Fernunterricht umsteigen, insbesondere in China und Italien. Sie waren auf einen so radikalen Schritt nicht vorbereitet, da die Schulschliessungen in diesen Ländern unerwartet kamen», sagt Barbara Sulzer Smith, Geschäftsführerin von educationsuisse, die Schweizerschulen im Ausland betreibt. Schulen in anderen Regionen, wo es später zu Ausbrüchen kam, hätten etwas mehr Vorlaufzeit gehabt und hätten auf die Erfahrungen der chinesischen und italienischen Schulen zurückgreifen können.

Netzwerk von 18; alle von der Schweizer Regierung anerkannt

Total 7500 Schülerinnen und Schüler: Einheimische und Expats, etwa 20% haben den Schweizer Pass

Gebührenpflichtig, werden aber von einem Kanton mitfinanziert, der pädagogische Unterstützung leistet

Kai Reusser / swissinfo.ch

Druck

Da weltweit Schulschliessungen erfolgten – auch in der Schweiz für zwei Monate – war der Druck auf die gebührenpflichtigen Schweizer Schulen im Ausland gross, den Unterricht weiterzuführen, so Sulzer Smith.

Eine besondere Herausforderung war es, das Deutsch der Schülerinnen und Schüler aufrechtzuerhalten, da viele es nur in der Schule lernen und sprechen. Deshalb startete educationsuisse das Programm DigiDeutsch, um Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II in der Schweiz – viele von ihnen hatten während des Lockdowns nicht viel zu tun – mit solchen in Italien und Spanien für Konversationsunterricht zu verbinden.

DigiDeutsch
DigiDeutsch hatte am Ende 98 Schülerinnen und Schüler aus der Schweiz und über 100 aus Spanien und Italien. J. Wüger

Es war auch schwierig zu entscheiden, ob im Ausland tätige Schweizer Lehrpersonen dort bleiben oder in die Schweiz zurückkehren sollten.

«Einige unserer Lehrpersonen wollten in die Schweiz zurückkehren», sagt Sulzer Smith. «Wir aber wollten, dass sie in ihren Ländern bleiben, damit sie unterrichten können, wenn die Schulen wieder geöffnet werden.» Einige Lehrpersonen hätten aufgrund schwieriger Umstände dennoch in die Schweiz zurückkehren müssen.

Der finanzielle Druck auf die Schulen sei nun «massiv», so die Geschäftsführerin von educationsuisse. Einige Eltern wollten eine Rückerstattung der Schulgebühren, während andere aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus nicht mehr zahlen konnten. Sulzer Smith schätzt, dass die Anmeldungen der Schülerinnen und Schüler für das nächste Semester im Durchschnitt um 10 Prozent zurückgehen.

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Rom: Social Distancing an Schule

Italien stand im Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs in Europa, mit über 244’000 Fällen (davon 6000 in der Hauptstadt Rom) und 35’000 Todesfällen.

Die Schweizer Schule in Rom wurde am 5. März im Rahmen des landesweiten Lockdowns geschlossen. Das Personal arbeitete hart daran, den Schülern und Schülerinnen Hausaufgaben für die nächste Woche zu geben und sich über digitale Tools zu informieren. «Der Fernunterricht begann nur 10 Tage später», erinnert sich Schulleiterin Claudia Engeler.

Die Schweizer Schule in Rom bereitet sich nun auf die Wiedereröffnung am 9. September vor, wenn die Pandemie-Massnahmen Italiens gelockert werden. «Aber wir können erst dann wirklich handeln, wenn uns die Richtlinien der italienischen Regierung vorliegen. Diese könnten bis kurz vor Schulbeginn ändern – je nach Zahl der Neuinfektionen», sagt Engeler.

Bogota: an einem Strang ziehen

Lateinamerika befindet sich immer noch mitten in der Pandemie. In der kolumbianischen Hauptstadt Bogota, in der sich das Schweizer Colegio Helvetia befindet, hat der Bürgermeister eine strenge zweiwöchige Quarantäne in bestimmten Stadtvierteln angeordnet. Laut Reuters hat die Hauptstadt 32% der fast 134’000 Fälle des Landes.

Das Colegio Helvetia wurde am 13. März geschlossen. Die Regierung änderte über Nacht ihre Meinung in der Frage der Schulschliessungen, aber es gelang der Schule dennoch, ihr Fernlernprojekt Helvetia en Casa «in Rekordzeit» auf die Beine zu stellen, wie es im letzten Newsletter von educationsuisse heisst. In einigen Fällen brachte die Schule den jüngeren Schülerinnen und Schülern das Lehrmaterial per Schulbus nach Hause. Es war jedoch «eine steile Lernkurve» für alle, heisst es im Newsletter.

Das Schuljahr würde normalerweise am 18. August wieder beginnen. Das Colegio hofft auf eine langsame Rückkehr zum Unterricht vor Ort, aber der Co-Leiter der Schule, Cedric Schuppisser, sagte gegenüber swissinfo.ch, dass dies bis Ende 2020 höchstens einen «fifty-fifty-Ansatz» beinhalten werde. Das bedeutet, dass die Hälfte der Schülerinnen und Schüler zu Hause sein wird und der Rest in der Schule. Jede Woche wird getauscht.

Unsicherheiten, Änderungen

Unterdessen hat die Regierung in China so strenge Anforderungen an die Wiedereröffnung von Schulen gestellt – wie Gesundheitschecks für Personal und Schüler sowie strukturelle Massnahmen –, dass es sehr schwierig sei, sie alle zu erfüllen, so Sulzer Smith.

Es ist also noch nicht klar, was mit der Swiss School Beijing geschehen wird, der jüngsten Schweizer Schule im Ausland, die Teil einer grösseren internationalen Schule ist. Ein weiteres Problem: Neue Schweizer Lehrpersonen, die nach Peking reisen müssten, erhalten keine Arbeitsbewilligung und können deshalb nicht ins Land einreisen.

Mit all diesen Unsicherheiten dürften die nächsten Jahre sehr anspruchsvoll werden, laut Sulzer Smith insbesondere in finanzieller Hinsicht. Die Schweizer Schulen sind nicht allein: Auch andere internationale Schulen leiden unter der Coronavirus-Krise. Die Schweizer Regierung hat laut Sulzer Smith jedoch zugesichert, mit zusätzlichen Mitteln für die Schulen einzuspringen.

Immerhin einen positiven Effekt haben die Schulschliessungen jedoch gehabt: «Der Zwang zum Fernunterricht hat uns im digitalen Bereich sicherlich einen grossen Schritt nach vorne gebracht», sagt Schuppisser vom Colegio Helvetia. Ähnliches haben auch Lehrpersonen in der Schweiz festgestellt. Einige dieser Veränderungen werden vielleicht auch in Zukunft Bestand haben.

Einladung zum virtuellen Gespräch:

Wie ist die Schweiz Teil Ihrer Identität im Ausland?

Am 1. August feiert die Schweiz ihren Geburtstag. Zu diesem Anlass möchten wir mit Ihnen darüber diskutieren, was es bedeutet, Schweizerin oder Schweizer im Ausland zu sein. Wie wird die Schweiz in Ihrem Aufenthaltsland wahrgenommen? Wie geben Sie Ihre Schweizer Identität Ihren Kindern weiter? Karin Wenger, Radiokorrespondentin von SRF in Südost-Asien und langjährige Auslandschweizerin, diskutiert am 29. Juli um 15 Uhr (MEZ) mit uns über diese und weitere Fragen.

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Gerne dürfen Sie uns Ihre Fragen oder Ideen auch im Vorfeld senden: emilie.ridard@swissinfo.ch.

Sibilla Bondolfi

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