Junge Auslandschweizer nehmen das Heft in die Hand
Das Jugendparlament der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer nimmt seine Aktivitäten mit einer neuen Vision wieder auf. Der Schwerpunkt liegt auf der Bildung und einer dynamischen Teilnahme der Mitglieder.
So hatten sie sich das nicht vorgestellt: Es waren zahlreiche Hindernisse, die sich dem Youth Parliament of the Swiss AbroadExterner Link (YPSA) in den ersten vier Jahren in den Weg stellten. «Die erste Schwierigkeit sind sicherlich die Distanzen zwischen den Mitgliedern», analysiert der scheidende Präsident Roberto Landolina.
Zwar machen es Skype, Whatsapp und soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, Youtube oder Meetup einfach, im globalen Massstab zu kommunizieren. Doch die beteiligten jungen Digital Natives der Fünften Schweiz mussten erkennen, dass solche Kanäle allein nicht ausreichen, um eine globale Community zu schaffen.
Um zu wachsen, müsse die Gemeinschaft der jungen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer ihre Ausrichtung ändern, sagt Landolina. Er wird in diesen ersten Monaten den neuen Vorstand begleiten, der Ende letzten Jahres für die Legislaturperiode 2020-22 gewählt wurde.
Das YPSA ist das «Jugendparlament der Auslandschweizer»Externer Link. Es wurde 2015 gegründet.
Das Ziel war, eine vernetzte Gemeinschaft zu schaffen, die es Schweizerinnen und Schweizern zwischen 15 und 35 Jahren aus der ganzen Welt ermöglicht, miteinander in Kontakt zu treten, Informationen auszutauschen, Erfahrungen zu teilen, Gruppen in ihren Aufenthaltsländern zu bilden und Veranstaltungen und Projekte zu organisieren.
Die YPSA wurde mit Unterstützung der Auslandschweizer-OrganisationExterner Link (ASO) gegründet und ist im AuslandschweizerratExterner Link (ASR) vertreten. Die YPSA ist unabhängig und führt sich selbstständig.
Das Jugendparlament ist überparteilich, unterstützt die politische Bildung der Schweizer Jugend im Ausland und ist Mitglied des Dachverbands Schweizer JugendparlamenteExterner Link (DSJ).
Alle zwei Jahre wählen die Mitglieder der YPSA einen Vorstand von 8 bis 13 Personen, der ihre Interessen vertritt und fördert sowie die Aktivitäten koordiniert.
«Wir wollen sie nicht nur im Namen, sondern auch mit ihren Ideen zu einer jungen Community machen», unterstreicht Landolina. Der italienische Student, der Raumfahrttechnik am Polytechnikum von Turin studiert, arbeitet an Projekten mit der Europäischen Weltraumorganisation zusammen.
Landolina und die neugewählte Präsidentin Jacqueline Siffer, die in den USA lebt, haben bereits im vergangenen Jahr eng zusammengearbeitet, um die Ziele und die Strategie der YPSA für 2020 bis 2022 zu definieren.
Sich bekanntmachen und Möglichkeiten anbieten
Um die jungen Schweizerinnen und Schweizer auf der ganzen Welt miteinander zu verbinden, «müssen wir sie zuerst erreichen, damit sie mit der YPSA interagieren, aktive Mitglieder werden und Gruppen in den einzelnen Ländern bilden können», sagt Landolina. Dafür sollte sich die YPSA auf ein etabliertes Netzwerk von Auslandschweizer-Kreisen stützen können. Aber ein solches «gibt es nicht in allen Ländern oder ist nicht ausreichend entwickelt». In den letzten Jahren versuchte die YPSA-Leitung, dieses Problem über die Konsulate und Botschaften zu lösen. «Auch dank des Engagements des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten werden über die Schweizer Vertretungen Einladungen an junge Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer verschickt, damit wir sie kennenlernen und versuchen können, sie in unseren Prozess einzubeziehen», sagt Landolina.
Das gemeinsame Schweizer Bürgerrecht allein reicht jedoch nicht aus, um junge Auslandschweizer fürs Mitmachen im YPSA zu überzeugen: «Die Community muss beweisen, dass sie etwas zu bieten hat», betont der Student.
Die Vorstandsmitglieder hatten deshalb die Idee, ihre Altersgenossinnen und -genossen zu ermutigen, in der Community aktiv zu werden und ihnen «die Möglichkeit zu bieten, Soft Skills zu entwickeln, also jene Fähigkeiten, die heute zunehmend von jungen Menschen verlangt werden, wie beispielsweise Teamarbeit, die Fähigkeit, eine Situation zu analysieren und dann ein Problem zu lösen».
Schweizer Bildungssystem als Katalysator
Landolina ist überzeugt, dass sich junge Menschen sehr stark für Fragen der allgemeinen und beruflichen Bildung interessieren. Besonders in Bezug auf die Schweiz. «Nach meiner persönlichen Erfahrung suchen etwa 80% der Jugendlichen nach pädagogischen Informationen. Sehr oft werde ich nach der Ausbildung in der Schweiz gefragt», sagt Landolina.
Eine grosse Priorität des YPSA sollte deshalb die Befriedigung dieser Nachfrage sein. Auch wenn das natürlich nicht das einzige Betätigungsfeld sein wird. Der neue Vorstand teilt diese Meinung und hat sich bereits in dieser Richtung an die Arbeit gemacht.
Im Aufbau ist nun eine Sammlung von etwa zehnminütigen Online-Interviews mit Persönlichkeiten und Experten aus verschiedenen Bereichen. Die Fragen müssen von den Mitgliedern der Community formuliert werden. Zudem sollen diese dazu angeregt werden, sich auch mit Vorschlägen und Initiativen verschiedener Art zu beteiligen.
Externe Zusammenarbeit
Der Vorstand hat bereits zahlreiche Ideen für zukünftige Entwicklungen. Doch weil finanzielle Mittel fehlen, kann das YPSA derzeit keine Veranstaltungen und Workshops durchführen. Um dieses Hindernis zu überwinden, versucht der Vorstand deshalb, Beziehungen zu anderen etablierten Einrichtungen herzustellen.
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Das YPSA hat bereits begonnen, sich in diese Richtung zu bewegen: Seit dem Kongress der in Italien lebenden Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, der im Mai 2019 in Palermo stattfand, «haben wir eine inoffizielle Zusammenarbeit mit zwei grossen universitären Jugendverbänden, den Junior Enterprises, aufgebaut. Diese fungieren als Bindeglied zwischen der Universitätswelt und der Arbeitswelt in verschiedenen Tätigkeitsbereichen», sagt Landolina.
Zielgerichtete Arbeitsgruppen
Die jungen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer müssen sich aber noch bewusst werden, dass sie selber den Schlüssel für eine lebendige und wachsende Community in ihren Händen halten: die aktive Teilnahme. Um diese zu fördern, wird der YPSA-Vorstand Arbeitsgruppen einsetzen.
Eine Arbeitsgruppe wird sich um die Kommunikation kümmern. Ihr Ziel wird sein, die Präsenz der YPSA auf den sozialen Netzwerken zu verbessern. Diese sind grundlegende Instrumente für die Arbeit und die Stärkung der Community der jungen Schweizer Auslandgemeinschaft. Andererseits wird der Vorstand für die Erweiterung der Community versuchen, so viele Gruppen wie möglich in verschiedenen Ländern zu schaffen und diese wachsen zu lassen.
Die Neulancierung der YPSA hat begonnen. Es liegt nun an den jungen Schweizerinnen und Schweizern auf der ganzen Welt, zu zeigen, dass sie offen sind für die Idee und auf den Zug aufspringen.
(Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)
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