Grösster Naturpark der Schweiz eröffnet
Bundesrat Joseph Deiss hat am Samstag in Tiefencastel im Albulatal, Kanton Graubünden, den grössten Naturpark der Schweiz eröffnet.
Der über 600 Quadratkilometer grosse Parc Ela umfasst Landschaften und Kulturgüter von nationaler Bedeutung.
Der Naturpark in Mittelbünden sei mehr als nur ein schönes Stück Bündner Landschaft. Der Parc Ela habe Symbolcharakter für die ganze Schweiz, denn 6000 Menschen aus 21 Gemeinden hätten sich zu einem Projekt zusammengefunden, sagte der Wirtschaftsminister an der feierlichen Eröffnung in Tiefencastel.
Deiss lobte denn auch die überregionale Zusammenarbeit, welche die Entstehung des Parks ermöglicht habe. Solche Beispiele zeigten, dass der Bundesrat, die Schweizer Regierung, mit der neuen Regionalpolitik auf dem richtigen Weg sei.
Zwar stünden die Bergregionen vor grossen Herausforderungen. «Aber entgegen gewissen Zukunftsprognostikern bin ich nicht gewillt, diese Landesteile einfach als ‹alpine Brache› abzuschreiben», sagte Deiss. Man dürfe nicht übersehen, dass auch kulturelle und umweltförderliche Projekte einen wirtschaftlichen Mehrwert bedeuteten.
Fast so gross wie Glarus
Mit über 600 Quadratkilometern Fläche ist der Parc Ela um den 3338 Meter hohen Piz Ela dreieinhalb Mal so gross wie der Nationalpark im Engadin und fast so gross wie der Kanton Glarus.
Der Naturpark liegt im Herzen Graubündens, in der Region Albula-Bergün und Savognin-Bivio.
Natürliche und kulturelle Schätze
Ein Viertel der Fläche des Parc Ela ist weitgehend unberührte Natur, ein Drittel besteht aus besonderen Lebensräumen wie Moorlandschaften, Auen oder Trockenwiesen. Zehn Ortsbilder von nationaler Bedeutung, Burgen oder kunsthistorisch bedeutende Kirchen bilden die kulturellen Schwerpunkte.
«Diese kulturellen und natürlichen Schätze will der Naturpark nun in Wert umsetzen für eine Randregion, die seit Jahren in einer wirtschaftlichen Krise steckt», teilte die Geschäftsleitung des Parc Ela mit.
Der Park soll der wirtschaftlich schwachen Region Impulse verleihen und ein naturbelassenes Gebiet schützen. Im Gegensatz zu Nationalpärken, wo in der Kernzone ein absolutes Schutzgebot gilt, sind die Kulturlandschaft und die Siedlungsgebiete in den Naturpark integriert.
Vorläufig kein Geld vom Bund
«Bis 2008 kommen wir finanziell über die Runden», sagte Projektleiter Dieter Müller. Danach hoffen die Parkpromotoren auf Bundesmittel.
In der Schweiz gibt es rund 30 Projekte für Naturparks.
swissinfo und Agenturen
Seit der Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes 2005 kennt die Schweiz drei Kategorien von Parks: Nationalparks (ursprünglicher Naturcharakter), regionale Naturparks (Schutz von Kulturlandschaft) und Naturerlebnisparks.
Die eidgenössischen Räte streiten noch um den Inhalt der Gesetzesvorlage. Anders als der Ständerat, die kleine Kammer, möchte der Nationalrat, die grosse Kammer, den Bund verpflichten, sich bei den Parks finanziell zu engagieren. Die Differenzbereinigung wird in der Sommersession des Parlamentes erwartet.
Die Schweiz besitzt einen einzigen Nationalpark im Engadin (Kanton Graubünden). Er wurde am 1. August 1914 geschaffen und ist 172,4 km2 gross. Rund 150’000 Personen besuchen den Nationalpark pro Jahr.
Die 21 Parc Ela-Gemeinden unterstützen das Projekt bis 2008 mit jährlich 100’000 Fr.
Weitere 400’000 Fr. flossen aus dem Lotteriefonds des Kantons Zürich.
200’000 Fr. steuerte die Pro Natura bei.
Der Kanton Graubünden hat für die nächsten drei Jahre jährlich 50’000 Fr. in Aussicht gestellt.
Je nach Parlamentsentscheid könnte sich auch der Bund an der Finanzierung des Naturparks beteiligen.
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