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freude bei politikerinnen

Heute in der Schweiz

Liebe Auslandschweizer:innen

Der heutige Wahlsonntag bestätigt, was die Prognosen bereits vorhergesagt haben: Auch die Schweiz folgt den politischen Trends in Europa und rückt nach rechts. In diesem Briefing fassen wir die wichtigsten Ergebnisse der Schweizer Gesamterneuerungswahlen zusammen.

Beste Grüsse aus Bern

nationalratsitzverteilung
swissinfo.ch

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) ist die klare Gewinnerin dieses Wahlsonntags.

Ihr wurden Sitzgewinne vorausgesagt, jetzt hat sie die Prognosen übertroffen und legt laut der zweiten nationalen Hochrechnung von Gfs.bern im Nationalrat um 3,4 Prozentpunkte zu. Die Schweizerische Volkspartei kommt somit auf 29 Prozent Wähleranteil, das zweitbeste Resultat ihrer Geschichte. Laut Hochrechnung legt die Partei um 8 Sitze im Nationalrat zu und kommt in der nächsten Legislatur auf 61 Mandate.

Der Wahlkampf mit dem Fokus auf ihre Kernthemen Zuwanderung und Migration scheint sich für die SVP ausgezahlt zu haben.

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interview mit politikerin
© Keystone / Peter Klaunzer

Grüne Parteien verlieren Sitze.

Vor der Wahl wurde bereits angedeutet, dass der Erfolg der grünen Parteien von 2019 dieses Jahr korrigiert werden könnte. Dies ist nun eingetreten. Laut nationaler Hochrechnung fallen die Grünen unter die 10 Prozent Marke, womit das Liebäugeln mit einem Bundesratssitz ein jähes Ende gefunden hat. Die Grünen verlieren 7 Sitze und halten neu 21 Sitze, die Grünliberalen (GLP) büssen 5 Sitze ein und sind noch mit 11 Politiker:innen im Nationalrat vertreten. Die GLP, die eigentlich nur 0,7 Prozentpunkte einbüsst, hatte vor vier Jahren massiv von Listenverbindungen profitiert, dieser Effekt scheint diesmal auszubleiben.

Die Sozialdemokratische Partei (SP) kann den Verlust der Grünen nicht auffangen und somit den Absturz der Linken nur minim abfedern. Laut Hochrechnung kommen die Sozialdemokraten neu auf 41 Sitze, zwei mehr als in der letzten Legislatur.

besorgte gesichter bei der mitte partei
Nationalratskandidat Giorgio Fonio, rechts, beim Parteitreff der Mitte, waehrend den Eidgenoessischen Wahlen, am Sonntag, 22. Oktober 2023 in Giubiasco. Die Schweizer Buergerinnen und Buerger waehlen das Bundesparlament mit den beiden Kammern – Nationalrat und Staenderat. (KEYSTONE/Ti-Press/Pablo Gianinazzi) © Ti-press

Entscheidend bleibt weiterhin das Zentrum.

Mit Spannung wurde am heutigen Tag auch das Kopf-an-Kopf Rennen zwischen der Mitte und der freisinnigen Partei (FDP) verfolgt. Laut Hochrechnung liegt die Mitte vorn und kommt mit einem Gewinn von 2 Sitzen neu auf 30 Sitze. Die Freisinnigen verlieren können ihre 29 Sitze halten.

Die Schweiz ist heute dem europäischen Trend gefolgt und nach rechts gerutscht. Trotz ihrer Gewinne kommt das rechte Lager laut Hochrechnungen im Nationalrat auf 95 Sitze, was – anders als 2015 – nicht für eine absolute Mehrheitreicht. Das Klima unter der Bundeskuppel dürfte sich in den nächsten vier Jahren verändern, entscheidend bleibt jedoch weiterhin das Zentrum, in dem nach den Einbussen der GLP die Mitte die unangefochtene Macht ist.

ständeratssitzverteilung
swissinfo.ch

Der FDP winken im Ständerat Sitzgewinne. 

Die genaue Sitzverteilung wird sich im Ständerat erst nach dem zweiten Wahlgang zeigen. Bis jetzt sind 29 der 46 Sitze vergeben (Grüne 3, SP 4, Mitte 9, FDP 9, SVP 4). Im ersten Wahlgang wiedergewählt wurden unter anderem Heidi Z’graggen (Mitte, Uri), Eva Herzog (SP, BS), Jakob Stark (SVP), Maya Graf (Grüne, BL), Josef Dittli (FDP, Uri), Thierry Burkart (FDP, Aargau), Pirmin Bischof (Die Mitte, Solothurn) oder Daniel Jositsch (SP, Zürich). Während die freisinnige Partei im Nationalrat keine Sitze dazugewinnen konnte, winken ihr im Ständerat Sitzgewinne. Da bei Links-Grün Verluste erwartet werden, ergibt dies einen Rechtsrutsch in der kleinen Kammer.

Die Wahlbeteiligung scheint im Vergleich zu 2019 leicht gestigen zu sein, von 45,1 Prozent auf 46,7 Prozent.

Die Zahlen sind noch mit Vorsicht zu geniessen, die Fehlermarge liegt bei +/- 2 Prozentpunkten respektive zwei Sitzen.

  • Lesen Sie hier fortlaufend unsere Berichterstattung zum heutigen Wahlsonntag.
politiker werden von medien interviewt
Salvatore Di Nolfi/Keystone

Der Wahlkampf in den Medien

Wenn Sie den Wahlsonntag heute in den Medien mitverfolgt haben, mag Ihnen aufgefallen sein: Während die Schweizer Medien in erster Linie auf das schlechte Ergebnis der Grünen Partei schauen, legten internationale Medien einen stärkeren Fokus auf den Sieg der SVP.

Kollege Benjamin von Wyl hat die Schweizer Wahlen 2023 im Spiegel der nationalen und internationalen Medien analysiert. Er schreibt, dass laut den Auswertungen der Politolog:innen von Année Politique Suisse die rechtskonservative SVP am häufigsten in den Medien erwähnt wird, gefolgt von der SP, der FDP und der Mitte. Dabei würde die Häufigkeit der Berichterstattung auffallend genau der Parteienstärke von 2019 entsprechen.

Laut Politologe Marc Bühlmann seien Zeitungen und traditionelle Medien trotz den Sozialen Medien entscheidend bei der Wahlberichterstattung. «In den Medien vorzukommen hilft, es ist mobilisierend.» Aber: «Der Schluss wäre zu einfach, dass eine Partei gewinnt, weil viel berichtet wird.»

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