Immobilienmarkt zeigt weiterhin keine Anzeichen für Korrektur
Der Schweizer Immobilienmarkt zeigt weiterhin keine Anzeichen für Korrektur. In den letzten Monaten ist der Preisanstieg hierzulande weitergegangen, während es in den Nachbarländern Deutschland oder Frankreich zu erheblichen Einbussen kam.
(Keystone-SDA) In den letzten zwölf Monaten haben die Schweizer Eigenheimpreise um 3,8 Prozent zugelegt, wie das Immobilienberatungsunternehmen IAZI in einer am Dienstag veröffentlichten Studie berechnet hat. Im vergangenen halben Jahr habe sich der Preisauftrieb immerhin etwas abgeschwächt auf noch 2 Prozent.
Über die letzten zwei Jahre sind die Preise für privates Wohneigentum in der Schweiz gemäss der Studie gar um 8,9 Prozent gestiegen. Damit steche die Schweiz hervor. Derweil hätten Nachbarländer wie Deutschland (-12,2 Prozent) oder Frankreich (-4,5 Prozent) in den letzten 24 Monaten teilweise empfindliche Preiskorrekturen hinnehmen müssen. In Europa verzeichneten nur Grossbritannien (+3,1 Prozent) und Italien (+2,8 Prozent) positive Werte.
Hierzulande haben vor allem die laufenden Zinssenkungen die Finanzierung seit dem vergangenen Jahr wieder günstiger gemacht und damit für den weiteren Anstieg gesorgt. Derzeit sind die Zinssätze für zehnjährige Fix-Hypotheken und Saron-Hypotheken laut IAZI beinahe identisch.
Keine Preiskorrektur in Sicht
Der Markt für Renditeimmobilien sei seit 25 Jahren eine unaufhaltsame Erfolgsgeschichte, heisst es im Communiqué weiter. «Das oft beschworene Platzen von einer Preisblase ist nicht eingetroffen, wenn schon hat es kleinere Abschwächungen gegeben in der Preiskurve.»
Zudem deuteten viele Faktoren auf einen weiteren Anstieg bei den Renditeimmobilien hin. So dürfte die Nationalbank (SNB) die Zinsen weiter senken. Ausserdem dürfte die Zuwanderung weiterhin für eine starke Nachfrage nach Wohneigentum sorgen, was zu steigenden Mietpreisen führen werde. Ausgeschlossen davon sind allerdings die Bestandsmieten, die sich nur im Rahmen des Referenzzinssatzes auf- oder abwärtsbewegen.
Kräftiger Preisanstieg in den Bergen
Die oft zitierte Wohnungsnot betrifft allerdings nicht nur die grossen Agglomerationen, sondern auch die Bergregionen. Dort seien Wohnungen sehr knapp geworden, weil der Boom bei den Ferienwohnungen anhalte, heisst es.
Eine typische Musterwohnung mit 115 Quadratmetern und einem guten Zustand ist laut den Angaben in Genf am teuersten mit einem Preis von 2,22 Millionen Franken, auf Platz zwei liegt Zürich mit 2,12 Millionen. Schon die Plätze drei und vier belegen mit St. Moritz (1,74 Millionen) und Zermatt (1,70 Millionen) aber zwei Bergdörfer. Erst dahinter folgt dann Lausanne (1,65 Millionen).
Aber auch andere Ferienorte wie das Val de Bagnes (1,60 Millionen), Saanen (1,52 Millionen), Andermatt (1,38 Millionen) oder Davos (1,37 Millionen) schlagen die Grossstädte Basel (1,36 Millionen und Bern (1,26 Millionen).
Ferienwohnungen sehr gefragt
Ferienwohnungen dominieren weiterhin in den Bergregionen, wobei in einzelnen Berggemeinden der vom Gesetz vorgeschriebene Zweitwohnungsanteil von 20 Prozent weit überschritten ist, wie IAZI feststellt. In Arosa beträgt der Anteil beispielsweise 75 Prozent, in Scuol 61 Prozent, in Obergoms 79 Prozent und in Grindelwald 63 Prozent.
Im vergangenen Jahr sind die Preise für Ferienwohnungen um 14 Prozent geklettert, heisst es. «Die schneelosen Winter werden die Attraktivität der Ferienwohnungen weiterhin anheizen, vor allem in solchen Destinationen, die auf einer Höhe von 1000 Meter über dem Meer liegen», glaubt IAZI.
Besonders problematisch werde die Situation für Einheimische und saisonale Arbeitskräfte, wenn sich die Schere zwischen der Entwicklung von Angebotsmieten und Löhnen weiterhin auftue. «Saisonniers müssen auch längere Arbeitswege in Kauf nehmen, wenn sie in der Nähe des Arbeitsplatzes keine bezahlbare Wohnung mehr finden.»
Eine Entspannung in den Bergregionen ist laut IAZI derzeit nicht in Sicht. «Tiefe Leerstände in Tourismusregionen deuten auf die alpine Wohnungsnot hin.» Nur gerade im Tessin betrage die Leerwohnungsziffer derzeit über 3 Prozent.