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Die Fünfte Schweiz braucht eine starke Stimme und massgeschneiderte Informationen

Samuel Jaberg

Die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland sind das Gesicht der helvetischen Präsenz in der Welt. SWI swissinfo.ch spielt dabei eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung enger Beziehungen zu den Mitgliedern der Diaspora. Die Aktualisierung unserer App SWIplus trägt auch dazu bei, die Ausübung ihrer politischen Rechte zu stärken.

Heute leben mehr als 800’000 Schweizerinnen und Schweizer ausserhalb der Landesgrenzen, gegenüber rund 500’000 vor 30 Jahren.

Dies entspricht fast 11% der Personen, die den roten Pass besitzen. Wäre die Fünfte Schweiz ein Kanton, wäre sie an der Bevölkerung gemessen der viertgrösste.

Aus rein demografischer Sicht ist die wachsende Bedeutung der Fünften Schweiz unbestritten. Ihre Interessen werden deswegen aber noch lange nicht gewahrt.

Seit einigen Jahren sehen sich die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer mit einem steigenden Desinteresse der Politik konfrontiert.

Aussergewöhnliche geopolitische Situationen – Coronavirus-Pandemie, Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten – haben die Anliegen der Fünften Schweiz in den Hintergrund gedrängt.

Auch im Parlament fehlt es an einer starken Stimme, welche die Anliegen der Diaspora vertritt. Im Gegensatz zu Frankreich oder Italien etwa, die ihren im Ausland lebenden Bürgerinnen und Bürgern Wahlkreise einräumen, verfügen die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer über keine direkte Vertretung unter der Bundeshauskuppel.

Zudem scheint keine Partei bereit zu sein, die Entwicklung des E-Votings wirklich voranzutreiben, eine der Hauptforderungen der Auslandschweizer-Organisation (ASO).

Obwohl sie seit 1992 die Möglichkeit haben, brieflich an eidgenössischen Wahlen teilzunehmen, werden Schweizerinnen und Schweizer in fernen Ländern aufgrund des verspäteten Versands des Stimmmaterials oft de facto ihrer demokratischen Rechte beraubt.

Scharfe Kritik aus dem Inland

Noch beunruhigender ist, dass die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in den letzten Monaten Gegenstand heftiger Kritik wurden.

«Gratisbürger», «Egoisten», «Luxusrentner»: Die Angriffe auf die Fünfte Schweiz erreichten im Zusammenhang mit der Abstimmung über die 13. AHV-Rente neue Dimensionen.

Die Behauptung, dass eine 13. AHV-Rente vor allem «Luxusrentnern» im Ausland zugutekäme, traf all jene, die im Rentenalter auswandern, um finanziellen Schwierigkeiten in der Schweiz zu entgehen – und von ihnen gibt es immer mehr.

Auch das im letzten Herbst angekündigte Sparpaket des Bundesrats beunruhigte die Diaspora, da es Kürzungen bei den Beiträgen für die Schweizer Schulen im Ausland und bei jenen für die ASO, aber auch für das internationale Angebot der SRG vorsieht – Subventionen, die besonders SWI swissinfo.ch zugutekommen.

Die Anliegen sichtbar machen

Vor diesem Hintergrund ist es notwendiger denn je, auf ein Medium zählen zu können, das über das aktuelle Geschehen der Fünften Schweiz berichtet und deren Anliegen sichtbar macht – innerhalb der Gemeinschaft oder bei Interessierten im Inland.

Im Zentrum des Mandats von SWI swissinfo.ch steht auch ein wichtiger demokratischer Auftrag: Die Bereitstellung von einordnenden Informationen, damit sich die 230’000 in einem Stimmregister eingetragenen Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer eine freie Meinung bilden und ihre politischen Rechte bestmöglich ausüben können.

Dies ist umso wichtiger, als sich das Gesicht der schweizerischen Auswanderung stark verändert: Heutzutage geht man nicht mehr unbedingt für das ganze Leben ins Ausland.

Schweizerinnen und Schweizer, die sich für ein Studium, ein Forschungsprojekt oder eine Arbeitsstelle für einige Jahre im Ausland aufhalten, haben ein grosses Interesse daran, an Abstimmungen und Wahlen teilzunehmen. Denn die Entscheide, die während ihrer Abwesenheit getroffen werden, haben bei ihrer Rückkehr in die Schweiz konkrete Auswirkungen.

Eine App, die ganz den Auslandschweizer:innen gewidmet ist

All diese Gründe erklären, warum wir so viel Mühe und Leidenschaft in die Entwicklung und inhaltliche Gestaltung unserer SWIplus App gesteckt haben.

Diese Plattform bietet einen zentralen und kostenlosen Zugang zu den nützlichsten Informationen für jene, die im Ausland leben oder sich im Ausland befinden.

Zudem ermöglicht sie Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern, untereinander oder mit Personen in der Schweiz zu kommunizieren und so die Verbindung zu ihrem Heimatland zu stärken.

Neben unseren Artikeln und Pressespiegeln – täglich und wöchentlich – findet man dort nun auch die wichtigsten Nachrichtensendungen von SRF, RTS und RSI sowie die Möglichkeit, Nachrichten aus bevorzugten Kantonen zu empfangen.

Ein Highlight der völlig neu gestalteten App: Unterschiedliche Themendossiers – wie Abstimmungshilfe, Let’s Talk Sendungen, Schweizer Kuriositäten usw. – können individuell zusammengestellt werden.

Seit 1935, als das Schweizer Radio International, der Vorläufer von SWI swissinfo.ch, gegründet wurde, hat sich vieles verändert. Nicht jedoch unsere Überzeugung, dass alle Schweizer:innen es verdienen, gut informiert zu werden. In ihrer bevorzugten Sprache und egal, wo sie sich auf der Welt befinden.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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