Allianz wirbt mit grösster Schweizerfahne für Klimaschutz
Über 50 Organisationen zeigen Flagge für den Klimaschutz: Die "grösste Schweizerfahne aller Zeiten" soll mit Unterschriften und Botschaften versehen Druck machen auf den Bundesrat – und auch an der UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen ein Mahnmal setzen.
40 mal 40 Meter misst die Schweizerfahne, die am Mittwoch in Bern ausgerollt und mit ersten Unterschriften und Botschaften versehen wurde. «Die Jugend für das Klima», schreibt Ilona Meier, Präsidentin des Forums Jugendsession. «Weil es um unsere Gesundheit geht», zeichnet Peter Kälin, Präsident der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz.
Rund 30 weitere Persönlichkeiten aus Umweltverbänden, Entwicklungs-Organisationen, Kirchen und Gewerkschaften formulieren ihre Botschaften auf der Stoffbahn. Es ist der Auftakt zu einer «Fahnen-Tour de Suisse» durch rund 30 Städte und Gemeinden, in denen zahlreiche Unterschriften folgen sollen.
Die Allianz für eine verantwortungsvolle Klimapolitik aus 52 Organisationen vertritt an die 200’000 Mitglieder. Ihre Forderung: Ein wirksamer Klimaschutz in der Schweiz und weltweit. Der Bundesrat müsse den Ausstoss der Treibhausgase, vor allem jenen des Kohlendioxids (CO2), bis ins Jahr 2020 um 40% senken, betont Patrick Hofstetter, Koordinator der Kampagne und Leiter Klimapolitik des WWF Schweiz.
Solidarität zeigen
Die Schweiz als reiche Industrienation verfüge technologisch und finanziell über grössere Möglichkeiten des Klimaschutzes als viele andere Länder, führt Hofstetter aus. Namens der Klima-Allianz fordert er zudem eine «mutige Führungsrolle der Schweiz bei den Klimaverhandlungen in Kopenhagen».
Im Dezember wird in Dänemarks Hauptstadt ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll verhandelt. Die Klima-Allianz wertet sie als die wichtigste Konferenz der vergangenen 50 Jahre und erwartet dort «Schlüssel zu einer Lösung».
Die grösste Schweizerfahne wird auch nach Kopenhagen reisen. Laut Hofstetter soll sie dort zeigen, «dass Klimaschutz den Menschen in der Schweiz wichtig ist, und wir solidarisch mit der ganzen Welt sind».
Dass heute die Ärmsten die Zeche für die Klimaveränderung zahlten, die von den Reichsten verursacht werde, gehe nicht an, betont Rosmarie Bär, klimapolitische Verantwortliche der Alliance Sud der grossen Hilfswerke.
«Klimagerechtigkeit» fordert deren aktueller Präsident und Direktor von Fastenopfer, Antonio Hautle. Die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern stehe infolge des Klimawandels massiv in Frage.
Fonds gefordert
Eindringlich ruft auch Cécile Bühlmann, Stiftungsratspräsidentin von Greenpeace und Geschäftsleiterin des Christlichen Friedensdienstes (cfd), an der immer wieder überbordenden Aare in Bern die Fakten in Erinnerung: «Die von Menschen verursachte Erwärmung von 1,5 Grad Celsius führt zu mehr Klima-Extremen weltweit und in der Schweiz. Im Alpenraum schmelzen die Gletscher, Erdrutsche und Überschwemmungen sind die Folge.»
Das Ansteigen des Meeresspiegels um einen Meter drohe Inselstaaten im Pazifik zu überspülen, anderswo bedrohten Dürren und Überschwemmungen Menschen, Tiere und Pflanzen.
Im Gegensatz zu den Industrieländern hätten die Länder des Südens nicht die Mittel für notwendige Schutzmassnahmen und Anpassungen, betont alt Nationalrätin Bühlmann. Diese dürften keinesfalls aus den für die Entwicklungs-Zusammenarbeit bestimmen Geldern geleistet werden. Bühlmann fordert für die Anpassungen in den Entwicklungsländern einen Fonds von jährlich 140 Milliarden Franken.
CO2-Reduktion günstiger
«Den CO2-Ausstoss drastisch zu reduzieren, ist günstiger als die Kosten für die Klima-Folgen zu tragen», resümiert Sprecher Patrick Hofstetter. Die Klima-Allianz will für entsprechenden Druck auf den Bundesrat sorgen.
Die grösste Schweizerfahne sei ein Symbol. «Doch wir haben politisch mehr Möglichkeiten», kündigt Hofstetter an.
Viera Malach, InfoSüd/swissinfo
Auch das KlimaBündnis-Städte Schweiz (KBSS) will eine aktive Klimaschutzpolitik betreiben und die indigenen Völker der Regenwälder im Hinblick auf eine nachhaltige Nutzung ihrer Lebensräume unterstützen.
Derzeit vereint die KBSS 21 Städte und Gemeinden.
Einige sind Gastgeberinnen der «Fahnen-Tour de Suisse», so etwa Basel und Winterthur.
Im Fokus der Klima-Allianz sind die Verhandlungen zu einem Klimaschutz-Abkommen, welches das 2012 auslaufende Kyoto-Abkommen ablösen soll.
Die Beratungen darüber haben im Dezember 2007 in Bali begonnen.
Ende 2009 soll die UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen bestehende Divergenzen bereinigen und ein neues Klimaschutz-Abkommen verabschieden.
Dieses muss in der Folge durch die Mitgliedstaaten der Klimakonvention, darunter der Schweiz, ratifiziert werden, und zwar vor dem Ablaufen des Kyoto-Abkommens.
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