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Das göttliche Auge

Die Schweiz von oben betrachtet, eröffnet neue Sichtweisen. Flugaufnahmen sind "Werkzeuge des Nachdenkens", so nannte der international bekannte Schweizer Fotograf, Georg Gerster, seine Bilder. "Aus der Höhe sieht man nicht nur, was ist, sondern ebenso, was sein könnte – das Inventar unserer Chancen."

Die Schwerelosigkeit, mit der die Kamera über den gelben Baumwipfeln und der darunter gelegenen, gewundenen Strasse schwebt, überträgt sich auf uns. So entsteht ein Gefühl von Eleganz und Erhabenheit. Die Vogelperspektive lässt uns ein wenig von der Freiheit spüren, die wir mit dem Fliegen assoziieren.

Das über uns schwebende Auge hat aber nicht nur die einzigartige Fähigkeit, nur aus der Distanz erkennbare, abstrakte geometrische Formen auf der Erdoberfläche zu veranschaulichen, es hat sich auch von den Ablenkungen und Verpflichtungen des Lebens auf der Erde verabschiedet und die Gesetze der Schwerkraft hinter sich gelassen.

Gelehrte im frühen 20. Jahrhundert waren der Ansicht, dass die von Luftbildaufnahmen sichtbar gemachte «Form» des Lebensraums tatsächlich der Schlüssel zum Verständnis der kulturellen Normen, Werte und Produktionsweisen der Gesellschaften sei, die diese Formen hervorbrachten. Damals stieg man nach aufwendiger Planung mit schwerer Kameraausrüstung im Korb mit einem Gasballon in die Höhe. Der Schweizer Eduard Spelterini war einer der Pioniere der Luftfotografie.

Das Auge Gottes kann man sich heute preiswert beim Discounter erstehen. Die Fotografen führen heute eine Drohne mit im Kofferraum ihres Autos. Der Blick von oben ist so zur Gewohnheit geworden, dass es heute kaum noch einen Hochzeitsfotografen gibt, der nicht auch mindestens eines mit einer Drohne angefertigtes Bild anbietet.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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