Elektroautos sind weltweit auf dem Vormarsch, aber nicht in der Schweiz
Weltweit steigen die Verkaufszahlen von Elektroautos. Nicht so in Europa und in der Schweiz, wo der Markt nach Jahren des Wachstums erstmals einen Rückgang verzeichnet. Dennoch gibt es gute Nachrichten für jene, die sich ein Elektroauto anschaffen wollen.
Weltweit sind immer mehr Elektroautos unterwegs. Laut Rho MotionExterner Link, einem Unternehmen, das die Entwicklung des Batterie- und Elektrofahrzeugmarkts analysiert und prognostiziert, wurden im Jahr 2024 mehr als 17 Millionen Elektroautos verkauft, das sind 25% mehr als im Vorjahr.
Die grössten Zuwächse sind in China (+40%) sowie in den USA und Kanada (+9%) zu verzeichnen. In Europa insgesamt, einschliesslich der Schweiz, ging der Absatz dagegen um rund 3% zurück.
Dies war der erste Rückgang nach vier Jahren starken Wachstums, auch wenn in einzelnen Ländern, wie etwa in GrossbritannienExterner Link, der Absatz weiter zunahm. In Italien betrug der Rückgang 2%.
In der Schweiz spiegelt die Einbusse bei den Neuzulassungen von Elektroautos den Rückgang bei den Fahrzeugen insgesamt wider, also auch bei den Benzin- und Dieselautos.
Im Jahr 2024 wurden 5% weniger Neuwagen in Verkehr gesetzt als im Jahr 2023Externer Link, teilte Auto Schweiz, der Verband der Schweizer Autoimporteure, Anfang dieses Jahres mit.
Hinzu kommt ein tatsächlich sinkendes Interesse an reinen Elektroautos. Ihr Marktanteil, also der Anteil der Elektroautos an allen Neuzulassungen, sinkt von knapp 21% im Jahr 2023 auf rund 19% im Jahr 2024. Die gleiche Entwicklung gilt für Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor und aufladbarer Batterie (Plug-in-Hybride).
Neue Elektrofahrzeuge: Schweiz vor Italien und Deutschland
Im Jahr 2024 waren 28% der in der Schweiz neu immatrikulierten Personenwagen Elektro- oder Plug-in-Hybridfahrzeuge (30% im 2023). Dies ist der erste Rückgang dieser Fahrzeuge nach einem stetigen Wachstum seit 2015.
Die Schweiz schneidet damit zwar besser ab als ihre Nachbarländer – in Deutschland liegt der Anteil bei 18% und in Italien bei 7%. Sie ist aber noch meilenweit von ihrem Ziel entfernt, bis Ende 2025 einen Anteil von 50% Elektromobilität zu erreichenExterner Link.
Norwegen ist international führend im Bereich der Elektromobilität und wird voraussichtlich noch in diesem Jahr das erste Land der Welt sein, in dem ausschliesslich emissionsfreie Fahrzeuge verkauft werdenExterner Link.
Die Regierung hat eine Reihe von Anreizen geschaffen, um den Kauf von Elektroautos zu fördern, darunter eine Mehrwertsteuerbefreiung für die sparsamsten Modelle und reduzierte Autobahngebühren. Elektroautos dürfen auch auf Busspuren fahren.
Es überrascht nicht, dass Norwegen auch jenes Land ist, in dem anteilmässig die meisten Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride unterwegs sind: 23 von 100 Fahrzeugen sind unterdessen mit alternativem Antrieb.
In der Schweiz hingegen wird die Fahrzeugflotte immer noch stark von Benzin- und Dieselfahrzeugen dominiert, und nur vier von hundert Autos verfügen über einen aufladbaren Elektromotor.
Diese Verlangsamung bei der Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz im vergangenen Jahr war laut dem Branchenverband Swiss E-MobilityExterner Link absehbar.
Seit dem 1. Januar 2024 unterliegen Elektroautos wieder der Autoimportsteuer, von der sie seit 1997 befreit waren. Dies hat zu einem Anstieg der Preise geführt. Im Durchschnitt kostet ein Elektroauto 20% mehr als ein Benzinauto.
Viele öffentliche Ladestationen, wenige zu Hause
In der Schweiz ist der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf Strom noch nicht selbstverständlich, obwohl das Land «über eines der besten öffentlichen Ladenetze der Welt» verfüge, wie Krispin Romang, Direktor von Swiss E-Mobility, gegenüber der Pendlerzeitung 20 Minuten erklärteExterner Link.
Derzeit gibt es in der Schweiz rund 20’000 öffentliche Ladestationen. Bis 2020 soll sich die Zahl mehr als verdoppeln.
In der Schweiz ist es jedoch problematischer, sein Elektroauto zu Hause oder am Arbeitsplatz aufzuladen. Oft verfügen Mieterinnen und Mieter, also die Mehrheit der Bevölkerung, nicht über eine eigene Ladestation. Die Schwierigkeit, das Fahrzeug auf dem eigenen Parkplatz aufzuladen, bremst den Fortschritt der Elektromotoren.
«Ohne Ladestation gibt es keinen Grund, ein Elektroauto zu kaufen», sagte eine Frau gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTSExterner Link, nachdem ihr Vermieter sich geweigert hatte, eine solche bei seiner Immobilie zu installieren.
Anders in Norwegen, wo Parkplätze schon lange mit Steckdosen ausgestattet sind. Bewohnende von Mehrfamilienhäusern haben das Recht, die Installation von Ladestationen zu verlangen. Wer eine Immobilie besitzt, kann staatliche Zuschüsse erhalten.
Günstigere Elektroautos?
Die gute Nachricht für alle, die über den Kauf eines Elektroautos nachdenken: Die Preise dürften in diesem Jahr sinken.
Dieser Rückgang ist auf die Einführung von preiswerteren Batterien und die Überproduktion von Elektrofahrzeugen zurückzuführen, besonders in China. Das sagt Laurent Petizon, Leiter des Automobilsektors bei der Finanzberatungsfirma Alix Partners, gegenüber RTS.
In der Schweiz könnten die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 15% sinken, prognostiziert Nicolas Leuba, Vizepräsident des Schweizerischen Automobilverbands. «Das ist eine gute Nachricht, denn so können neue Elektroautos auch an Kundinnen und Kunden verkauft werden, die wegen der hohen Preise zögern.»
Editiert von Balz Rigendinger, Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch