Globale Allianz zur Rettung des Klimas
Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat am ersten Treffen des Humanitären Forums eine globale Allianz lanciert. Die klimatische Gerechtigkeit sei eine Priorität, sagte der Präsident des Forums an der zweitägigen Tagung in Genf.
«Der Klimawandel ist die Herausforderung unserer Generation, und er hat bereits zerstörerische Konsequenzen für dutzende Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Wir müssen jetzt handeln», sagte der Forums-Leiter.
Annan erinnerte vor rund 300 Vertretern internationaler wie auch nicht-staatlicher Organisationen (NGO), der Wissenschaft, Wirtschaft und der Medien an die Schlüsselrolle der Industrieländer bei der Eindämmung der Treibhausgase und der Verlangsamung der Erderwärmung.
Unter deren Folgen litten die Ärmsten schon jetzt am meisten. Es sei an den reichen Ländern, die Reduktion der schädlichen Treibhausgase voranzubringen. Er hoffe darum auf eine Vereinbarung im Dezember 2009 in Kopenhagen, welches das im Jahr 2012 auslaufende Kyoto-Abkommen ablöse, sagte Annan.
Zu den Teilnehmern des Humanitären Forums gehörten IKRK-Präsident Jakob Kellenberger, der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge Antonio Guterres, die frühere UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson, der britische Milliardär Richard Branson und Moumoon Abdul Gayoom, der Präsident der Malediven.
Versicherungen für arme Bauern
Der Klimawandel bedrohe Wirtschaft, Gesundheit, politische und gesellschaftliche Stabilität genauso wie die Beziehungen der Staaten untereinander. Darum müssten die reichen Länder sich jetzt ihrer Verantwortung stellen und vorausschauend handeln statt bloss zu reagieren, sagte Annan.
Der frühere UNO-Generalsekretär verwies auf die Ausbreitung der Wüste in der Sahelzone, die zu Ressourcenknappheit und zu Unruhen geführt habe. Auch die übermässigen Schnee- und Regenfälle in Afghanistan und der Wirbelsturm in Burma gingen auf das Konto des Klimawandels.
Zu den konkreten Lösungen der Konferenz in Genf gehört ein Wasser-Projekt für Afrika und eine Solarleuchten-Initiative, die von Rajendra Pachauri geleitet wird, dem Chef des internationalen Forums zum Klimawandel, das den Friedensnobelpreis gewonnen hat.
Daneben sieht das Forum beim Transfer von nachhaltigen Technologien und Landwirtschaft Handlungsbedarf. Die Teilnehmer begrüssten zudem die Idee, Versicherungen für arme Bauern anzubieten.
Teure Massnahmen
Kofi Annan betonte allerdings, dass diese neuen Technologien viel Geld kosteten. «Geldbeschaffung ist dringend nötig, und zwar sowohl aus staatlichen wie privaten Quellen», sagte er.
Yvo de Boer, Chef des UN-Sekretariats für den Klimawandel, sagte, jedes Jahr müssten hunderte Millionen Dollar investiert werden, um dem Klimawandel wirkungsvoll zu begegnen. Zur Zeit haben die Vereinten Nationen zur Unterstützung von armen Ländern beim Kampf gegen den Klimawandel nur 60,4 Mio. Franken zur Verfügung.
«Ein signifikanter Beitrag von reichen Ländern würde als positives Signal der Ermutigung an Entwicklungsländer wirken und zeigen, dass das Problem ernst genommen wird», sagte de Boer.
In Hinblick auf die Klimakonferenz in Kopenhagen nächstes Jahr gab sich de Boer enttäuscht über die kleinen Fortschritte auf dem Weg zu einem neuen Klima-Abkommen. Über mittelfristige Ziele müsste man sich noch vor der Konferenz einigen.
In einer Forumsdiskussion kritisierte er «ein unglaubliches – fast schon kriminelles – Fehlen von Leadership» und drängte die Staatenlenker, mehr Druck auf ihre Verhandlungspartner auszuüben.
Kritik
Die Reaktionen nach dem zweitägigen Treffen fielen unterschiedlich aus. Laut de Boer ist der Klimawandel zur «technokratischen» Debatte geworden, daher sei der Fokus des Forums richtig gesetzt.
«Der Aspekt der Gerechtigkeit beim Klimawandel ist sehr wichtig. Ein solches Forum kann helfen, hervorzuheben, wie sich die Klimaveränderung auf arme Menschen auswirkt. Gleichzeitig aber wäre ich beunruhigt, wenn die Suche nach der perfekten Definition der Gerechtigkeit dazu führen würde, dass konkrete Taten aufgeschoben würden», sagte er gegenüber swissinfo.
Auch für den Schweizer UNO-Botschafter Blaise Godet ist das Forum «auf dem richtigen Weg».
«Ich denke, das Treffen war ein Erfolg. Mir ist jedoch bewusst, dass es erst zu einer totalen Erfolgsgeschichte wird, wenn diese Jahrestreffen zum wichtigsten Tagungsort für die Akteure auf humanitärem Gebiet werden. So weit sind wir noch nicht», so Godet.
Von verschiedenen Seiten wurde jedoch auch Kritik laut: Die Teilnehmer seien zu hochrangig gewesen, die Medien seien von den Workshops ausgeschlossen worden und, trotz guter Absichten, sei es unwahrscheinlich, dass die Vorschläge zu konkreten Handlungen führen würden.
«Wir müssen uns bemühen, dass die Treffen künftig bodenständiger werden. Wir hatten zwar interessante Diskussionen, einige von ihnen waren jedoch ziemlich abstrakt», sagte Godet.
swissinfo, Simon Bradley, Genf
(Übertragung aus dem Englischen und Adaption: Susanne Schanda und Gaby Ochsenbein)
Das Globale Humanitäre Forum wurde im Juni auf Initiative des Schweizer Aussenministeriums gegründet. Es hat zum Ziel, den Dialog zwischen den Parteien anzukurbeln, die in der humanitären Hilfe tätig sind. Es soll als Katalysator wirken und Brücken bauen zwischen Gebieten, die sonst wenig miteinander in Kontakt stehen.
Das Jahresbudget des Forums beläuft sich auf 4 Mio. Franken. Bisher gingen rund 2,3 Mio. ein, davon 1,3 Mio. aus der Schweiz.
Der Generaldirektor des Forums, Walter Fust, kritisierte die Schweiz. Gegenüber Radio Suisse romande erklärte der frühere Chef der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), das Forum sei noch nicht zufrieden mit der finanziellen Beteiligung der Eidgenossenschaft.
Er habe bereits Angebote erhalten, die Organisation in eine andere Stadt zu verlegen, erklärte Fust.
Ivan Pictet, Mitglied der Forumsstiftung, ergänzte, es habe in der Frage
der Schweizer Beteiligung ein «Missverständnis» mit Aussenministerin Micheline Calmy-Rey gegeben.
Künftig werde der Bund voraussichtlich 10% des Budgets für den Betrieb des Forums zahlen.
Gemäss einem Bericht des UNO-Klimarats IPCC von 2007 ist es «sehr wahrscheinlich», dass die globale Erwärmung von Menschen verursacht ist.
Die Klimawissenschafter schätzen, dass die Temperaturen im 21. Jahrhundert um 1,8 bis 4 Grad steigen werden.
Die Meeresspiegel dürften gemäss Studie um 28-43 cm ansteigen.
Gemäss einem anderen IPCC-Bericht könnte die globale Erwärmung zur Folge haben, dass hunderte Millionen Menschen an Wasser- und Nahrungsknappheit leiden und tausende Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bedroht sind.
Überschwemmungen, Hitzewellen, Hungersnöte, Stürme und Dürrekatastrophen könnten zunehmen. Am stärksten bedroht sind die ärmeren Länder.
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