Grösster Waldbrand seit 30 Jahren
Der Waldbrand in der Oberwalliser Gemeinde Leuk hat 450 Hektaren Wald zerstört. Über 250 Menschen wurden vorübergehend evakuiert.
Die Löscharbeiten wurden von der Armee unterstützt. Brandursache könnte ein weggeworfener Zigarettenstummel sein.
Die Walliser Kantonspolizei teilt mit, dass der Brand am Mittwochabend um 19.50 Uhr in St. Barbara auf dem Gemeindegebiet von Leuk oberhalb der Hauptstrasse nach Leukerbad ausbrach.
Der Brand war am Donnerstag-Nachmittag unter Kontrolle. Nach wie vor müssen die rund 250 im Einsatz stehenden Feuerwehrleute zahlreiche Brandnester bekämpfen. Die aus Weilern und Dörfern evakuierten Personen können vorerst nicht in ihre Häuser zurück.
Die Kriminalpolizei prüfte am Donnerstag Aussagen eines Zeugen, der
beobachtet hatte, wie aus einem vorbeifahrenden Auto ein Zigarettenstummel weggeworfen wurde. Es würden aber auch andere Hypothesen für die Brandursache geprüft, sagte ein Polizist.
Wind und Trockenheit
Wegen des Windes und der extremen Trockenheit breitete sich der Brand rasch bergwärts aus. Die Flammen am rechten Hang des Rhonetals schlugen meterhoch in den Nachthimmel.
Gleichzeitig bildeten sich dichte Rauchwolken. Polizei und Feuerwehr schlugen Grossalarm. Rund 300 Angehörige von 17 Feuerwehren versuchten, das Ausbreiten der Flammen einzudämmen.
Mehrere Wohn- und Ferienhäuser in der Region waren bedroht. Dutzende von Polizisten und Sanitätern ordneten Evakuierungen an. Insgesamt 256 Menschen mussten ihre Häuser – zum Teil fluchtartig – verlassen. Am Donnerstabend durften sie wieder zurückkehren.
Betroffen war vor allem das Dorf Albinen. Ein Feuerwehrmann musste mit
leichten Verletzungen ins Spital gebracht werden. Ein Wohnhaus konnte nicht mehr gerettet werden und brannte nieder.
Armee im Einsatz
Das Brandgebiet erstreckte sich von einer Höhe von 800 Metern bis auf rund 2000 Meter. Etwa 450 Hektaren Wald und Busch wurden zerstört.
Der Führungsstab befürchtete, dass der von den Meteorologen angesagte Wind die zahlreichen kleineren und grösseren Brandherde neu anfachen könnte.
Gegen 300 Mann der Feuerwehren aus dem Unterwallis lösten am Morgen die Equipen ab, die die Nacht hindurch im Einsatz gestanden waren. Die Armee entsprach einem Hilfsgesuch der Walliser Regierung und beorderte 125 Mann ins Brandgebiet.
Seit Tagesanbruch flogen sechs Helikopter der Air Zermatt und der Luftwaffe Löscheinsätze. Weitere Helikopter standen in Bereitschaft, wurden aber vorerst nicht eingesetzt.
Offenbar nicht behelligt wurde die Satellitenbodenstation des amerikanischen Unternehmens Verestar, die sich im Brandgebiet befindet.
Grösster Brand seit Jahren
Es handelt sich um den bisher grössten Waldbrand dieses Hitzesommers. Noch grössere Waldbrände hatten letztmals im Frühling 1997 im Tessin und im Misox gewütet.
Damals wurden gegen 2500 Hektaren Wald zerstört. Nach Angaben der Bundesbehörden handelt es sich in Leuk aber um den grössten einzelnen Waldbrand seit drei Jahrzehnten.
Im Wallis geht der letzte grosse Brand auf den April 1994 zurück, als rund 200 Hektaren des einzigartigen Pfynwalds zerstört worden waren.
Waldbrände auch anderswo
Seit Tagen wüten im Maggiatal und im Südbündner Calancatal grössere Waldbrände. Im Calancatal beruhigte sich die Situation am Donnerstag.
Ein Versuch der Löschkräfte, direkt ins Brandgebiet zu gelangen, scheiterte aber wegen Steinschlaggefahr. Um das Feuer endgültig zu löschen, seien ergiebige Regenfälle nötig, erklärte die Bündner Kantonspolizei.
swissinfo und Agenturen
– Das Feuer von Leuk ist laut BUWAL-Angaben der grösste Waldbrand in der Schweiz seit rund 30 Jahren.
– In einer einzigen Brandnacht wurde weit mehr Wald zerstört als sonst während einem ganzen Jahr.
– Jedes Jahr entstehen in den Schweizer Wäldern rund 40 bis 80 Brände.
– Dabei verbrennen meist nur rund 100 oder 200 Hektaren Wald.
– Beim Brand im Oberwallis sind bereits 450 Hektaren Wald zerstört worden.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch