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Jahr des Wassers – noch bleibt viel zu tun

Trockene Schweiz im Jahr des Wassers, Ironie des Schicksals? Keystone

Das Internationale Jahr des Wassers hat die Schweizer Bevölkerung für das Thema sensibilisiert.

Doch muss noch einiges getan werden. Nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in der Schweiz.

«Ohne Wasser gibt es kein Leben, Wasser schützen heisst also auch Menschen schützen», erklärte BUWAL-Vizedirektor Willy Geiger.

1,4 Milliarden Menschen ohne sauberes Trinkwasser

Jüngsten Zahlen zufolge haben 1,4 Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Die UNO hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl bis ins Jahr 2015 zu halbieren. Rund 80% der Krankheiten in Entwicklungs- und Schwellenländern stehen im Zusammenhang mit der schlechten Wasserqualität oder dem mangelnden Zugang zu Wasser.

Das von der UNO proklamierte Jahr des Wassers spielte wettermässig – zumindest in Europa – ziemlich verrückt und zeigte sich von seinen extremsten Seiten. Der Hitzesommer rückte die Tatsache ins Bewusstsein, dass auch die Schweiz vor Trockenheit nicht gefeit ist.

Thema Wasser fand Beachtung

Gegen 100 Städte und Gemeinden führten im Laufe des Jahres Projekte und Veranstaltungen zum Thema Wasser durch, die bei der Bevölkerung auf grosse Beachtung gestossen seien.

Dies erklärten die beteiligten Bundesbehörden – Bundesamt für Wasser und Geologie (BWG), Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) sowie die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) – am Donnerstag bei einer ersten Bilanz vor den Medien in Bern.

Einer von den Bundesbehörden in Auftrag gegeben Umfrage zufolge sind sich Schweizerinnen und Schweizer bewusst, dass Wasser eine knappe und wertvolle Ressource ist. Sie erachten den Schutz von Wasser, Gewässern und den von ihnen abhängigen Lebensräumen als wichtig. In geringerem Masse sind sie bereit, aktiv Projekte zur gerechten Verteilung des Wassers weltweit zu unterstützen.

«Wasser» als Thema darf nicht einfach versickern

Trotz der höheren Sensibilität für das Thema Wasser bleibt noch viel zu tun: Es gelte nun, die Bestrebungen zum Schutz des Wassers weiterzuführen. Das Thema dürfe nach dem Jahr des Wassers nicht einfach versickern, erklärten die Bundesbehörden weiter.

Und sie stellten auch gleich die künftigen Schwerpunkte der Schweizer Wasserpolitik vor. Für das BWG zeigte nicht zuletzt der Hitzesommer, dass das Thema auch im Wasserschloss Europas an Bedeutung gewinnt.

Der Hochwasserschutz müsse sich mit den Folgen von extremen Wetterereignissen als Folge der sich abzeichnenden Klimaänderung auseinander setzen. Bei allen wasserbaulichen Massnahmen gehe es darum, ganzheitliche Lösungen zu erarbeiten, so das BWG weiter.

Den Gewässern müsse mehr Raum zur Verfügung gestellt werden, durch raumplanerische Massnahmen könne das Schadenpotenzial und damit zukünftige Risiken gesenkt werden. Das BWG werde sich auch in Zukunft stark machen für die Förderung der Wasserkraft-Nutzung zur Stromproduktion.

Klimawandel und Schutz der Ökosysteme

Für das BUWAL steht neben den Folgen des Klimawandels der Schutz der Ökosysteme im Vordergrund. Die Versorgung des Planeten mit Wasser könne nur sicher gestellt werden, wenn dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Ökosysteme wie Wälder, Feuchtgebiete und Böden Priorität eingeräumt würden.

In der Schweiz müsse vor allem die Belastung der Gewässer mit Schadstoffen weiter verringert werden. Dabei sollen insbesondere Mikro-Verunreinigungen durch hormonaktive Stoffe, Medikamente oder Pestizide besser erforscht werden.

Dass das «Jahr des Wassers» für die Schweiz ironischerweise sehr heiss und sehr trocken ausfiel, sei für die Kampagne wahrscheinlich gut gewesen, sagte BUWAL-Vizedirektor Willy Geiger gegenüber swissinfo. 75% der Bevölkerung seien sich bewusst, wie wichtig Wasser für das Leben auf dem Planeten sei.

«Der Sommer hat uns gezeigt, dass Wasser auch in einem industrialisierten, entwickelten Land mit viel Wasser-Ressourcen zum Problem werden kann.»

Das Recht auf Wasser

Noch immer haben rund 1,4 Mrd. Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die DEZA setzt sich daher vor allem ein für die Gewährleistung des Rechtes auf Wasser für alle Menschen. Wasser sei eine existenzielle Ressource und deshalb ein öffentliches Gut.

«Durch die Zusammenhänge zwischen Wasser und Gesundheit, Hygiene und Ernährung und Produktivität drängt sich eine ganzheitliche Betrachtung geradezu auf», schreibt die DEZA.

Problem erkannt – Umsetzung fehlt

Gleichentags wie die Bundesbehörden Bilanz zogen, präsentierte die Umweltorganisation WWF eine neue europäische Studie zum Wasser.

Demnach verfügt die Schweiz zwar über eine im europäischen Vergleich fortschrittliche Gesetzgebung für die Aufwertung und Wiederbelegung der Gewässer. Beim Vollzug hingegen gibt es beträchtliche Defizite.

swissinfo, Rita Emch

Repräsentative Umfragen zum UNO-Jahr bei jeweils 540 Personen:

Im Januar wussten nur 9% der Befragten spontan, dass die UNO das Jahr 2003 zum «Jahr des Wassers» proklamiert hatte. Im Monat August stieg dieser Anteil auf 33%.

Auf die Frage, ob sie wüssten, dass dieses Jahr das «Jahr des Wassers» sei, antworteten drei von vier Befragten mit «Ja».

Auf die Frage, welcher Aspekt der Wasserproblematik sie am meisten beschäftige, erklärten 51% der Befragten, «Wasser ist wertvoll», rund 50% machten sich am meisten Sorgen um den Schutz des (Trink)Wassers und seiner Umgebung (Schutz der Ökosysteme).

Nur bei 21% stand die gerechte Verteilung des Wassers und Unterstützung für entsprechende Projekte in der Dritten Welt im Vordergrund.

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