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Wärmepumpen: In der Schweiz flaut der Boom schon wieder ab

Ein Thermometer in einer Wohnung zeigt 19 Grad Celsius
Mehr als jedes zweite Gebäude in der Schweiz wird mit fossilen Brennstoffen beheizt. Keystone / Christian Beutler

Der Anteil der mit einer Wärmepumpe ausgestatteten Wohngebäude in der Schweiz ist höher als im europäischen Durchschnitt. Der Einsatz von fossilen Brennstoffen ist zwar rückläufig, aber nach wie vor werden 37% der Gebäude mit Öl beheizt. Mit dieser Rate belegt die Schweiz einen Spitzenplatz in Europa.

Die Energiewende schreitet auch innerhalb von Wohngebäuden voran. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil der Wärmepumpen verfünffacht und erreichte im vergangenen Jahr 21%.

Das zeigt die vom Bundesamt für Statistik (BFS) vor kurzem publizierte Gebäude- und Wohnungsstatistik 2023Externer Link auf. Der Anteil von Wärmepumpen steigt auf 75% bei Liegenschaften, die in den letzten zehn Jahren gebaut wurden.

Etwas anders stellt sich die Situation dar, wenn nicht Gebäude, sondern Haushalte verglichen werden, die mit Wärmepumpen heizen: Dann sinkt der Anteil auf 18%.

Die Nutzung dieses Heizsystems ist in der Schweiz gleichwohl höher als im Durchschnitt der von der European Heat Pump AssociationExterner Link (ehpa) untersuchten Länder.

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Die Wärmepumpe gewinnt Wärmeenergie aus der Luft, aus dem Wasser oder der Erde und nutzt sie zum Heizen eines Gebäudes.

Wenn Strom für den Betrieb der Wärmepumpe aus erneuerbaren Energiequellen stammt, ist die Wärmepumpe ein nachhaltiges Heizsystem, da sie keine CO2-Emissionen erzeugt – im Gegensatz zur Gas- oder Ölheizung.

Skandinavische Staaten haben im Vergleich die höchste Quote an Wärmepumpen. Unter dem europäischen Durchschnitt liegen hingegen die Länder im Mittelmeerraum, was angesichts ihres geringeren Heizbedarfs nicht überrascht.

Aber auch Länder wie Deutschland und Grossbritannien mit gemässigterem Klima weisen vergleichsweise weniger Wärmepumpen auf.

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Boom nach russischer Invasion in der Ukraine

Die Notwendigkeit, den Gebäudesektor zu dekarbonisieren und nachhaltiger zu gestalten, um die internationalen Klimaziele zu erreichen, hat die Verbreitung von Wärmepumpen gefördert.

In mehr als 30 Ländern, darunter der Schweiz, bietet der Staat finanzielle Anreize für die Installation von Wärmepumpen oder ähnlich nachhaltigen Heizsystemen.

Der Verbrauch fossiler Brennstoffe für die Raumheizung und die Warmwasserbereitung sind laut der Internationalen Agentur für Energie für rund 10% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlichExterner Link (22% in der Schweiz).

Im Jahr 2022 begann der Boom der WärmepumpenExterner Link. Grund war der Einmarsch Russlands in der Ukraine. Dieser führte zum Entscheid mehrerer europäischer Länder, die Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland zu verringern. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Absatz in Europa im Jahr 2022 um 40% und in der Schweiz um fast 25%.

+ Mit Wärmepumpen gegen die Erderwärmung und Putin

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Boom flaut ab

Das goldene Zeitalter der Wärmepumpen dauerte jedoch nicht lange. Der Boom ging bereits 2023 zu Ende und der weltweite Absatz war nach einem Jahrzehnt Wachstum zum ersten Mal rückläufig.

Der Rückgang hält auch im laufenden Jahr an. Im ersten Halbjahr 2024 wurde ein Minus von 47% gegenüber dem Vorjahr verzeichnetExterner Link, wie der europäische Wärmepumpen-Verband Ende September mitteilte.

Der Mangel an qualifiziertem Personal für die Installation von Wärmepumpen und der im Vergleich zu Gas relativ hohe Strompreis gehören laut dem Branchenverband zu den Gründen für die Trendwende.

Gleichzeitig haben einige Länder, beispielsweise Frankreich, Europas grösster Markt für diese HeizungenExterner Link, die öffentlichen Subventionen für die Finanzierung der Energiewende gekürzt.

Philippe Ranc von der Fachvereinigung Wärmepumpen SchweizExterner Link FWS prognostiziert auch für die Schweiz kein gutes Jahr 2024. Die Verkäufe seien in den ersten sechs Monaten um 38% zurückgegangen.

Ranc macht für diesen Trend zwei Hauptgründe aus. Zum einen sei das Gefühl inzwischen etwas verblasst, sich von Heizsystemen mit fossilen Energieträgern trennen zu müssen. Es war nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine stark verbreitet.

Zum zweiten würden viele Familien angesichts der Möglichkeit, nach der Corona-Pandemie wieder verreisen zu können, lieber in einen Urlaub investieren als in die Renovation ihres Hauses.

Ranc ist aber der Meinung, dass die abgeflaute Euphorie für Wärmepumpen nicht nur negativ zu werten sei: «Eine Wärmepumpe ist nicht die Lösung für jedes Haus. Die Installation macht keinen Sinn in einem schlecht isolierten Gebäude – das wäre nicht effizient.»

Es gäbe auch andere Möglichkeiten wie Fernwärme oder Pellet-Heizungen. «Wärmepumpen werden sich noch weiterverbreiten, aber nicht mehr so schnell wie bis anhin», sagt Ranc.

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Heizöl in mehr als jedem Dritten Gebäude in der Schweiz

Der Vormarsch der Wärmepumpen sollte jedoch nicht verschleiern, dass fossile Brennstoffe weiterhin die Hauptenergiequelle für Heizungen in der Schweiz sind. Mehr als jedes dritte Gebäude (37%) verfügt über einen Ölbrenner und etwa jedes sechste (17%) wird mit Gas beheizt.

Der Anteil der Gebäude mit Ölheizung in der Schweiz nimmt seit 40 Jahren stetig ab. Dennoch ist die Quote eine der höchsten in Europa.

Die Gründe dafür sind historisch und finanziell: In der Schweiz eigneten sich die früher zur Lagerung von Kohle genutzten Räume, die praktisch in jedem Gebäude vorhanden waren, hervorragend für die Installation eines Ölkessels beziehungsweise Öltanks.

Heute seien Systeme mit fossilen Brennstoffen vor allem wegen ihres günstigeren Preises und ihrer Langlebigkeit interessant, sagt Mohamed Meghari von der Energiebehörde des Kantons Waadt in einem Interview mit dem Westschweizer Radio und Fernsehen RTSExterner Link.

Die Anschaffungskosten für eine neue Öl- oder Gasheizung liegen bei etwa 20’000 Franken Eine Wärmepumpe kostet mindestens 10’000 Franken mehr, zusätzlich zu den Kosten für die Isolierung des Gebäudes.

Viele Hausbesitzer:innen ziehen es daher vor, eine alte Ölheizung durch eine moderne Anlage desselben Typs zu ersetzen.

+ Ein Jahrhundert, um alle Gebäude in der Schweiz zu sanieren

In der Schweiz gibt es keine allgemeine Verpflichtung, Heizungsanlagen mit fossilen Energieträgern auszutauschen. In immer mehr Kantonen müssen Hauseigentümer:innen jedoch bei der Gebäuderenovierung eine Anlage installieren, die mit erneuerbaren Energien betrieben wird.

In den kommenden Jahren sollte die Schweizer Bevölkerung daher den Einsatz von Öl und Gas zum Heizen ihrer Häuser deutlich reduzieren. Das Ziel des Bundes ist es, die CO2-Emissionen von Gebäuden bis 2050 auf Null zu reduzieren.

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Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob/raf

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