Das Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek beherbergt mehr als 250 Nachlässe. Darin befinden sich 36 Schreibmaschinen.
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Hermann Hesse, 1877-1962
Die charakteristische Brille des Literaturnobelpreisträgers liegt heute im Schweizerischen Literaturarchiv. Hesse lebte von 1919 bis 1962 in Montagnola, Kanton Tessin.
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Patricia Highsmith, 1921-1995
Der Schlüssel von Highsmiths Haus im Tessiner Maggia-Tal, das sie ab 1981 bewohnte. Das Schloss wechselte sie aus, den Schlüssel bewahrte sie aber zur Erinnerung auf. Auf die Etikette schrieb sie: "MAIN DOOR BACK / ornamental only! / Lock now changed“.
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Walter Vogt, 1927-1988
Die Blume ist von Meret Oppenheim, mit der Vogt eine lange Bekanntschaft führte. Der Schriftsteller und Psychiater schrieb kritisch über Ärzte und das Krankenhauswesen und setzte sich mit dem Tod und seiner Bisexualität auseinander.
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Thomas Hürlimann, 1950-
Der Sohn eines Alt Bundesrats hat dem Schweizerischen Literaturarchiv unter anderem Manuskripte, Notizhefte und Korrespondenzen zur Archivierung überlassen. Hürlimann setzt sich in seinen Werken regelmässig mit der jüngeren Schweizer Geschichte auseinander.
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Friedrich Dürrenmatt, 1921-1990
Diesen Bordeaux schenkte Dürrenmatt dem Schriftsteller Otto Frei zum Geburtstag. Rechts die militärische Erkennungsmarke Dürrenmatts. Im Hilfsdienst musste er selbst solche "Grabsteine" beschriften.
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Franco Beltrametti, 1937–1995
Solche Utensilien (Stein, Taschenmesser, Farbtuben, Pastellkreiden, Foulard und Bambuslineal) trug der Tessiner Dichter, Maler und Architekt häufig mit sich. Die leeren Zigarettenpäckchen arbeitete er zuweilen auch in seine Collagen ein.
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Jörg Steiner, 1930-2013
Auf diesem abgewetzten Korbstuhl soll der Legende nach bereits Robert Walser gesessen haben, als er zwischen 1913 und 1920 als Dauerpensionär im Hotel Blaues Kreuz in Biel wohnte. Die ehemalige Haushälterin des Hotels schenkte ihn später Jörg Steiner.
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Rainer Maria Rilke, 1875-1926
Diese Hirtenfigur lag Rilke so sehr am Herzen, dass er sogar ein Gedicht über sie schrieb. Der berühmte Dichter lebte mehrere Jahre in der Schweiz und wurde auf dem Bergfriedhof von Raron (VS) bestattet.
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E.Y. Meyer, 1946-
Meyer schreibt nicht nur Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Hörspiele und Gedichte, er spielt auch Kasperli-Theater mit selbst gebastelten Figuren.
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Aglaja Veteranyi, 1962-2002
Die Schauspielerin und Schriftstellerin trug das Hochzeitskleid bei einer Performance, an der sie die Texte vom Kleid ablas. Sie ertränkte sich im Zürichsee.
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Blaise Cendrars, 1887-1961
Das Abbild von Cendrars wurde von der Künstlerin Marie Vassilieff aus Kleie hergestellt. Der Schriftsteller und Abenteurer Cendrars unternahm zahlreiche Reisen und verlor in der französischen Fremdenlegion seine rechte Hand.
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Laure Wyss, 1913-2002
Diese Rezeptkartei gehörte der Journalistin und Schriftstellerin Laure Wyss. In ihren Werken setzte sie sich unter anderem mit ihrer Rolle als alleinerziehende und berufstätige Mutter auseinander.
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Georges Borgeaud, 1914-1998
In Lausanne geboren, wanderte er später nach Paris aus, wo er auch starb. Während des Zweiten Weltkrieges leistete er mehr als zwei Jahre Militärdienst in der Schweizer Armee.
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Dieter Bachmann, 1940-
Der Schweizer Publizist und Schriftsteller vermachte dem Literaturarchiv nebst Briefen, Tagebüchern, Fotos und Vorstufen der Romane auch seinen allerersten Laptop. Mitarbeiter des Literaturarchivs haben aus Karton liebevoll passende Fächer für jedes Zubehör gebaut.
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Die Schweiz verdankt ihr Literaturarchiv dem berühmten Deutschschweizer Schriftsteller und Dramatiker Friedrich Dürrenmatt. Dieser vermachte nämlich seinen Nachlass der Schweiz unter der Bedingung, dass ein nationales Literaturarchiv gegründet wird. Doch das ist nur die halbe Geschichte.
Die Idee stammte eigentlich vom bekannten Germanisten und Schriftsteller Peter von Matt, der bei der Verwaltung des Nachlasses von Max Frisch zur Überzeugung gelangte, Nachlässe von Schriftstellern gehörten in die öffentliche Hand. Zusammen mit Dürrenmatts Rechtsanwalt Peter Nobel wollte er Dürrenmatt dazu bringen, dem Bund das Messer an den Hals zu setzen und zu sagen: «Ihr bekommt den ganzen Nachlass Dürrenmatts gratis und franko, wenn ihr dafür ein nationales Literaturarchiv gründet.» Das war im Jahr 1988.
Dürrenmatt zu überzeugen war aber gar nicht so einfach. Es kam zu einem gemeinsamen Mittagessen der Herren Nobel, von Matt, Dürrenmatt und Bundesrat Flavio Cotti. Letzterer sei sehr schweigsam gewesen und habe immer wieder telefoniert, schreibt Nobel in einem Artikel der Zeitschrift Du. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Cotti war über den geplanten Rücktritt von Frau Bundesrätin Kopp informiert worden. Nobel schreibt, Dürrenmatt habe das falsch interpretiert. «Der kann noch zuhören, das ist gar kein richtiger Politiker», habe er über Cotti gesagt und seine Einwilligung zum Projekt gegeben.
Wem verdankt also die Schweiz ihr Literaturarchiv? Peter von Matt sagt gegenüber swissinfo.ch: «Ohne die Tatkraft und Erfahrung von Peter Nobel, ohne seine Draufgängernatur wäre es nie so weit gekommen.» Und Peter Nobel seinerseits schreibt: «Meine Version ist, dass wir das Literaturarchiv letztlich Frau Kopp verdanken. Hätte Flavio Cotti viel geredet, hätte Dürrenmatt ihn für einen richtigen Politiker gehalten und wäre dem Projekt weniger zugeneigt gewesen.»
Das Unterfangen ist jedenfalls geglückt: 25 Jahre nach der Gründung verwaltet das Schweizerische Literaturarchiv über 250 Nach- bzw. Vorlässe von verstorbenen und noch lebenden Autoren.
(Text: Sibilla Bondolfi, Bilder: Simon Schmid, Schweizerische Nationalbibliothek, Bildredaktion: Christoph Balsiger)
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