Die Schweiz verdankt ihr Literaturarchiv dem berühmten Deutschschweizer Schriftsteller und Dramatiker Friedrich Dürrenmatt. Dieser vermachte nämlich seinen Nachlass der Schweiz unter der Bedingung, dass ein nationales Literaturarchiv gegründet wird. Doch das ist nur die halbe Geschichte.
Die Idee stammte eigentlich vom bekannten Germanisten und Schriftsteller Peter von Matt, der bei der Verwaltung des Nachlasses von Max Frisch zur Überzeugung gelangte, Nachlässe von Schriftstellern gehörten in die öffentliche Hand. Zusammen mit Dürrenmatts Rechtsanwalt Peter Nobel wollte er Dürrenmatt dazu bringen, dem Bund das Messer an den Hals zu setzen und zu sagen: «Ihr bekommt den ganzen Nachlass Dürrenmatts gratis und franko, wenn ihr dafür ein nationales Literaturarchiv gründet.» Das war im Jahr 1988.
Dürrenmatt zu überzeugen war aber gar nicht so einfach. Es kam zu einem gemeinsamen Mittagessen der Herren Nobel, von Matt, Dürrenmatt und Bundesrat Flavio Cotti. Letzterer sei sehr schweigsam gewesen und habe immer wieder telefoniert, schreibt Nobel in einem Artikel der Zeitschrift Du. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Cotti war über den geplanten Rücktritt von Frau Bundesrätin Kopp informiert worden. Nobel schreibt, Dürrenmatt habe das falsch interpretiert. «Der kann noch zuhören, das ist gar kein richtiger Politiker», habe er über Cotti gesagt und seine Einwilligung zum Projekt gegeben.
Wem verdankt also die Schweiz ihr Literaturarchiv? Peter von Matt sagt gegenüber swissinfo.ch: «Ohne die Tatkraft und Erfahrung von Peter Nobel, ohne seine Draufgängernatur wäre es nie so weit gekommen.» Und Peter Nobel seinerseits schreibt: «Meine Version ist, dass wir das Literaturarchiv letztlich Frau Kopp verdanken. Hätte Flavio Cotti viel geredet, hätte Dürrenmatt ihn für einen richtigen Politiker gehalten und wäre dem Projekt weniger zugeneigt gewesen.»
Das Unterfangen ist jedenfalls geglückt: 25 Jahre nach der Gründung verwaltet das Schweizerische Literaturarchiv über 250 Nach- bzw. Vorlässe von verstorbenen und noch lebenden Autoren.
(Text: Sibilla Bondolfi, Bilder: Simon Schmid, Schweizerische Nationalbibliothek, Bildredaktion: Christoph Balsiger)
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