70 Jahre Emil
Am Montag feierte der Luzerner Kabarettist Emil Steinberger Geburtstag.
Der Kabarettist, der am Genfersee lebt, hat sich nicht ganz zur Ruhe gesetzt. Einige Auftritte stehen im neuen Jahr auf dem Programm.
Rund 25 Jahre lang brachte der Luzerner Emil Steinberger das Publikum im In- und Ausland zum Lachen. Unvergesslich ist «Emil», die mal naive, mal unbeholfene Kabarett-Figur, die Steinberger in verschiedenen Programmen entwickelte.
Vom Pöstler zum Kabarettisten
Emil Steinberger wurde am 6. Januar 1933 in Luzern geboren. Bevor er sich als Kabarettist einen Namen machte, arbeitete er als Postbeamter und Grafiker. 1964 startete er sein erstes Programm «Emil und die 40 Räuber». 1967 eröffnete er in Luzern das Kleintheater, später führte er auch noch zwei Kinos.
Steinberger erhielt zahlreiche Preise: 1985 den Karl-Valentin-Orden in München, 1988 den Hans-Reinhardt-Ring, die höchste Schweizer Theater-Auszeichnung. Die Stadt Luzern ehrte ihn 1996 mit der Ehrennadel für seine Beiträge zum lokalen und regionalen Kulturleben.
Parodie auf Kleinbürger
1967 schlüpfte Steinberger in seine Paraderolle – den «Emil». Als Meister der kleinen Alltagsparodie spielte er den «Mann von nebenan», der sich als Tankwart, Kreuzworträtsel-Fan oder Ski-Lehrer auf alles einen Reim machte.
Mit einer gehörigen Portion Humor nahm er die kleinen menschlichen Schwächen, aber auch Dummheit und Vorurteile aufs Korn, ohne jedoch bewusst zu verletzen. Denn, «das Leben ist traurig genug», sagte er dazu. «Geschichten, die das Leben schrieb», hiess das erste «Emil»-Programm.
Der Erfolg auf den Kleinbühnen führte ihn auch zum Zirkus. Als «Kniemil» ging er 1977 neun Monate lang mit dem Schweizer Nationalzirkus Knie auf Tournee und verhalf der Zirkustruppe zu Besucher-Rekorden.
«Français fédéral» gefällt
Als kleinkarierter Einbürgerungsbeamter brillierte Steinberger 1978 in dem Satire-Film «Die Schweizermacher» von Rolf Lyssy. Danach war «Emil» auch auf grösseren Bühnen im In- und Ausland zu sehen.
Nachdem Steinberger vorerst ein deutschsprechendes Publikum unterhielt, wagte er 1983 den Sprung über die westliche Sprachgrenze. Mit seinem «français fédéral» erntete er in der Folge auch in der Romandie Lacherfolge.
Mit 60 Abschied von «Emil»
Im Alter von gut 60 Jahren will sich Steinberger von seiner Kunstfigur verabschieden. «Emil, jetzt musst du mal zurücktreten. Jetzt kommt der Steinberger dran», habe er sich nach dem letzten Bühnen- und Filmauftritt 1987 gesagt, erkärt der Kabarettist.
Doch der Schritt war nur bedingt erfolgreich. «Emil klebt immer noch an mir. Viele Leute haben noch nicht begriffen, dass ich nicht mehr spiele und auch keine Ausnahme mehr mache (…). Emil hat seine Sache gut gemacht. Ich spiele ihn einfach nicht mehr. Schluss.»
Als «Nobody» in New York
Von 1993 bis 1999 ging Steinberger schliesslich nach New York, um das Leben als «Mr. Nobody» zu geniessen und um sich neu inspirieren zu lassen.
Im Mai 1999 heiratete Steinberger seine zweite Frau, Niccel Kristuf. Zwei Monate später kehrten die beiden in die Schweiz zurück – nach Territet bei Montreux an den Genfer See.
1999 erschien sein Buch «Wahre Lügengeschichten»; eine Sammlung von 30 Geschichten und Anekdoten, von denen sechs erfunden sind. Im Oktober 2001 erschien in Steinbergers Eigenverlag Edition E das Buch «Emil via New York».
Tournée – Kabarettistische Lesungen
Darin gibt er unter anderem zum Besten, wie ein 60-Jähriger Englisch lernt. Anfang dieses Jahres geht Steinberger mit dem Programm «Emil – Kabarettistische Lesungen» vor allem in der französischsprachigen Schweiz auf Tournée.
swissinfo und Agenturen
6.1.1933: Geburt Emil Steinbergers in Luzern
1964: Erstes Solo-Programm als Kabarettist
1977: Engagement Zirkus Knie
1978: Rolle in Rolf Lyssys Film «Schweizermacher»
1987: Abschied von Film und Bühne
1999: Veröffentlichung von «Wahre Lügengeschichten»
2001: Veröffentlichung von «Emil via New York»
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