Schweizer Fotograf hält den Wandel von Grenzen fest
In einem kleinen Land und von anderen Staaten umgeben, gehören Grenzen zum Alltag vieler Schweizerinnen und Schweizer. Geschlossen während der Gesundheitskrise, rückten sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Fotograf Roger Eberhard beschäftigte sich drei Jahre mit Grenzen. Entstanden ist ein Buch, von besonderer Relevanz in der Zeit der Corona-Pandemie.
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Ich bin in England geboren und lebe seit 1994 in der Schweiz. Zwischen 1997 und 2002 machte ich in Zürich eine Ausbildung zur Grafikerin. In den letzten Jahren begann ich als Fotoredaktorin zu arbeiten; seit März 2017 gehöre ich zum Team von swissinfo.ch.
Roger Eberhard sagt, er habe ein Buch über Grenzen machen wollen, um «ein sichtbares und sich ständig veränderndes kartographisches Puzzle unserer Welt» zu zeigen. Für den Künstler und Verleger aus Zürich sind Ländergrenzen «fliessend» und an die Politik gebunden. Er ruft in Erinnerung, wie sich die Zahl der Länder in der Welt seit den 1960er-Jahren verändert hat.
Einreiseverbote, Grenzmauern und «Massenmigration» sorgen in den Weltnachrichten zurzeit regelmässig für Schlagzeilen. Angesichts dessen wollte der Fotograf mit seinen Bildern der «Vergänglichkeit dieser vom Menschen geschaffenen Markierungen» mehr Gewicht geben.
Eberhard reiste von Land zu Land, um die Bilder für «menschliche Gebietszugehörigkeit» zu machen, die im März 2020 veröffentlicht wurden. Sein Ziel war es, zu zeigen, wie Linien auf einer Karte in der Realität manchmal verblassen, sich bewegen oder überwachsen werden. So fotografierte er nur Orte, an denen sich die Grenzen verändert haben, verschwunden sind oder an denen die Länder, die früher aneinandergrenzten, gar nicht mehr existieren.
Hinter jedem Bild von Eberhard steckt eine Geschichte. Es hält eine Zeit und einen Ort in der Geschichte poetisch fest und zeigt, was passiert, wenn Politik oder Klimawandel die Art und Weise verändern, wie wir die Welt sehen.
Zwei Schweizer Standorte entsprachen seinen Kriterien: Der Furggsattel, ein Bergpass im südwestlichen Kanton Wallis, und das Ellhorn in der Ostschweiz, das während des Zweiten Weltkriegs für die Schweizer zu einem Brennpunkt wurde.
Die Schweiz wollte das benachbarte Liechtenstein in ihr Landesverteidigungsprogramm einbeziehen, weil dessen Lage für einen Angriff auf die Schweizer Grenze ideal war.
Nach Verhandlungen sowie einer finanziellen und territorialen Entschädigung übergab Liechtenstein schliesslich verschiedene strategisch und militärisch wichtige Standorte an die Schweiz, darunter das markante Ellhorn (im ersten Bild). Der 758 Meter hohe Berg gehört seit 1949 zur Gemeinde Fläsch in der Schweiz.
Roger EberhardExterner Link, geboren 1984, studierte Fotografie am Brooks Institute of Photography in Santa Barbara, Kalifornien, und an der Zürcher Hochschule der Künste.
(Übertragung aus dem Englischen: Kathrin Ammann)
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