Die Schweizer Regisseurin und Fotografin Dominique de Rivaz nahm 2008/09 eine 155km lange Spur auf: Zu Fuss, und mit einer Kamera bewehrt, folgte sie dem Verlauf der Berliner Mauer, oder vielmehr dem, was von diesem Bauwerk des Hasses übrig geblieben ist.
25 Jahre nach ihrem Fall ist die Mauer kaum mehr sichtbar. Ihre Schatten aber ziehen sich wie eine Narbe über Felder, Strassen und Häuser.
Für ihren Marsch auf dem Mauerweg wählte de Rivaz die kalten Wintermonate, kehrte aber im Frühling zurück, als die Kirschbäume in voller Blüte standen. Die Westschweizerin wollte nicht «schöne» Bilder schiessen, sondern ein Gesamtwerk schaffen, angereichert mit kleinen Dingen, die sie am Wegesrand auflas, sprich auf Farbaufnahmen festhielt. Sie erzählen von der Tragödie, die von diesem Mahnmal des Kalten Krieges ausging, aber auch auf Situationen von versteckter Alltags-Komik, auf die sie stiess.
Die Bilder verströmen ein grosses Mitgefühl. Beim Betrachten versetzen wir uns in jene, die hinter dem Bollwerk der Klassen von einem besseren, freieren Leben träumten. Aber auch in jene, die ihren Versuch, aus ihrem Gefängnis auszubrechen, mit dem Leben oder grossen Leiden bezahlten.
(Bilder: Dominique de Rivaz, aus dem Buch «Endlosschleife – der Berliner Mauerweg», Lausanne: 2009, Editions Noir et blanc. Text: Chantal Britt, swissinfo.ch)
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