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Auf den Spuren von Captain James Cook

Seefahrer und Entdecker James Cook. bhm.ch

Seine drei Pazifik-Expeditionen veränderten das Weltbild der Europäer, aber auch die Welt der Südsee nachhaltig: Nun zeigt das Historische Museum Bern die Welt des britischen Seefahrers James Cook in einer Ausstellung.

Cook gilt als einer der grössten Entdecker aller Zeiten. Zwischen 1768 und 1789 bereiste er den Pazifik. Der Maler John Webber, Sohn eines nach England ausgewanderten Berners, begleite ihn auf den Pazifik-Expeditionen.

Später vermachte Webber seiner Vaterstadt Bern seine Sammlung mit Werken und Objekten aus der Südsee. Diese Sammlung macht einen grossen Teil der Ausstellung aus.

Die Schau folgt den drei Expeditionen von Cook. Seine Reisen und Abenteuer bilden einen Hauptteil, andere Schlüsselthemen sind die Kulturen der Südsee sowie das Aufeinandertreffen der sehr unterschiedlichen Welten der Menschen in Europa und in Ozeanien.

«Die Ausstellung beginnt mit drei Figuren: James Cook, John Webber und einem Federgott aus dem Südpazifik. Die drei Achsen der Schau sind die europäische Perspektive, die pazifische Perspektive und das Zusammentreffen dieser beiden Kulturen», erklärte Museumsdirektor Jakob Messerli gegenüber swissinfo.ch.

In der Ausstellung sind gegen 400 Objekte, Gemälde und Zeichnungen zu sehen, die aus Museen und Privatsammlungen in der ganzen Welt kommen. «Es ist das erste Mal seit mehr als 200 Jahren, dass diese Gegenstände an einem Ort zusammengebracht wurden», so Messerli.

Seltene Funde

Im Verlauf der drei Expeditionen trugen Cook und seine Männer mehrere Tausend Gegenstände zusammen, die sie nach Europa brachten. Viele dieser Objekte landeten bei Privaten oder in Museen auf der ganzen Welt.

Die meisten Objekte sind aus Materialien wie Holz, Gras, Federn oder Muscheln und fragil. Derart fragil, dass in ihrer Heimat nur noch wenige Originale erhalten geblieben sind und Zeugnis der alten Pazifik-Kulturen ablegen können.

«In Polynesien sind heute kaum noch vergleichbare Objekte erhalten geblieben. Diese Sammlungen sind daher für die heutigen Kulturen im Pazifik eine wichtige Komponente zur Stärkung des Bewusstseins für ihre Traditionen und der damit einhergehenden Identitätsbildung», sagte Thomas Psota, Leiter der Ethnographie-Abteilung, und Kurator der Ausstellung.

Vor diesem Hintergrund steigt die Wertschätzung für die Exponate, wie etwa für die 81 Zentimeter hohe Büste eines orangefarbenen Federgottes. Ausgestellt sind auch Holzmasken oder Waffen genauso wie kunstvoll gearbeitete Federkleider und Schmuck aus schillernden Muscheln oder glänzender Jade.

Navigationsinstrumente

Die ethnographischen Objekte der Inseln setzen einen Kontrast zu den Instrumenten aus Metall und Glas, die in der Schau ebenfalls zu sehen sind, wie elegante Teleskope oder Tisch-Globusse.

Ein Oktant und ein Sextant lassen erahnen, wie schwierig es zu Cooks Zeiten war, die Breitengrade zu berechnen. «Cooks Fähigkeiten als Kartograph waren erstaunlich», erklärte Psota und wies auf eine detaillierte Seekarte der südlichen Hemisphäre hin.

Drei Kurzfilme zeigen Cooks Weg auf seinen Pazifik-Expeditionen. Daneben finden sich, verteilt auf die ganze Ausstellung, multimediale, teils interaktive Elemente.

Maler mit Berner Wurzeln

Gemälde und Skizzen runden die Ausstellung ab. Viele zeigen romantisierte Inselszenen, bis hin zu rosa Sonnenuntergängen und Tänzerinnen mit Blumengebinden.

Andere sind mehr naturwissenschaftlicher Natur, denn auf jeder Expedition hatte Cook einen wissenschaftlichen Zeichner dabei, um die exotische Fauna und Flora zu dokumentieren.

Am meisten Aufmerksamkeit kommt dem Maler John Webber zuteil, der 1751 als Sohn eines Berners in London geboren wurde. Webber (ursprünglich Johann Wäber) hatte einen Grossteil seiner Jugend bei einer Tante in Bern verbracht. Dort begann auch seine Karriere als Maler.

Die Kaufmann-Zunft von Bern finanzierte Webbers vier Jahre Ausbildung an der Académie Royale in Paris. Später kehrte Webber nach London zurück, wo er von Cook für dessen dritte und letzte Reise in den Pazifik 1776 als Expeditionsmaler ausgewählt wurde.

Südsee-Prinzessin

«Webber hatte einen herausfordernden Job und musste sehr vielfältig begabt sein», erklärte Psota. Er musste nicht nur Porträts, Szenen aus dem Leben der Menschen oder Landschaften festhalten können, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt dokumentieren.

Webbers wohl berühmtestes Werk, das Porträt der Südsee-Prinzessin Poedua aus der National Gallery of Australia wird in Bern zum ersten Mal in Europa gezeigt. Das Kunstwerk ist auch bekannt als «The Pacific Mona Lisa».

Neben Webbers Werken sind Zeichnungen des Priesters Tupaia aus Taiti zu sehen, der Cook auf seiner ersten Pazifik-Expedition begleitet hatte. Tupaias Zeichnungen illustrieren vor allem Aspekte seiner eigenen Kultur, wie etwa eine Gruppe von Musikern.

«Für mich als Ethnologe sind diese Zeichnungen ein besonders bedeutender Teil der Ausstellung», erklärte Psota. Tupaia war für Cook auch sehr hilfreich bei seinen Begegnungen mit Kriegern in Neuseeland.

Dauer der Ausstellung im Historischen Museum Bern: 7. Oktober 2010 bis 13. Februar 2011

Die Ausstellung erzählt die Geschichte der drei Expeditionen des britischen Seefahrers anhand von mehr als 400 Objekten – unter Beizug modernster Ausstellungs-Techniken von heute.

Dank Leihgaben aus Europa und Übersee wurde es möglich, zum ersten Mal die wichtigsten Objekte zu vereinen, die Cook und seine Männer von ihren Reisen mitgebracht hatten.

Masken, Gewänder aus Vogelfedern, Götterbilder, Schnitzereien und die Gemälde der mitreisenden Maler zeugen in der Ausstellung von der Faszination des Neuen und Fremden.

Zusammen mit originalen Seekarten, Navigationsinstrumenten und Schiffsmodellen lassen sie Cooks Abenteuer und Begegnungen im Pazifik auf packende Weise lebendig werden.

Die Ausstellung erfolgte in Kooperation mit der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, und dem Museum für Völkerkunde, Wien.

(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

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