Ausländer dürfen im Wallis wieder Steinböcke jagen
Nach heftiger Kritik verbot der Kanton Wallis Ausländern, Steinböcke zu jagen. Nur erlaubt er die Trophäenjagd wieder.
Der Aufstand war gross: Reiche Ausländerinnen und Ausländer kamen ins Wallis, um auf Steinbock-Trophäenjagd zu gehen. Sie bezahlten bis zu 25’000 Franken, um einen Steinbock zu schiessen. Je länger die Hörner, desto höher der Preis.
Szenen der Jagd wurden in der Rundschau und im Westschweizer Fernsehen RTS gezeigt und lösten eine heftige Debatte aus. Rund 70’000 Personen unterschrieben eine Petition, die ein Verbot von Steinbock-Safaris im Wallis forderten.
Der Kanton reagierte und führte 2021 ein Verbot ein. Personen aus dem Ausland oder aus einem anderen Kanton dürfen im Wallis seither keine Steinböcke mehr jagen. Bis jetzt: Der Kanton hebt das Verbot wieder auf.
So viele Steinböcke wie noch nie
Nicht mehr nur Jägerinnen und Jäger aus dem Wallis dürfen Steinböcke abschiessen. Ab 2025 dürfen auch wieder Personen aus anderen Kantonen oder aus dem Ausland auf Steinbock-Jagd gehen. Der Grund: Es gebe zu viele Steinböcke.
«Die Walliser Wildhüter zählten in diesem Jahr über 7000 Tiere, was einen Rekord darstellt», schreibt der Kanton Wallis. Das gehe nicht, man müsse die Bestände regulieren.
Einerseits, um die Konkurrenz mit anderen Arten wie etwa Gämsen zu minimieren. Andererseits «müssen die Schäden, die Steinböcke an Wäldern und Kulturen verursachen, verringert werden».
Steinbock-Safari soll verhindert werden
Zu den umstrittenen Steinbock-Safaris mit teuren Patenten soll es jedoch nicht mehr kommen. Die zuständige Dienststelle hat gewisse Regeln aufgestellt, um dies zu verhindern:
Jagdagenturen werden nicht mehr erlaubt.
- Wie teuer der Abschuss wird, entscheidet das Alter und nicht mehr die Länge der Hörner.
- Ausländische Personen dürfen nur männliche Tiere schiessen, die älter als 11 Jahre alt sind.
- Sie bezahlen die ganze Gebühr vor dem Abschuss direkt dem Kanton.
- Sie brauchen dazu ein anerkanntes Jagdpatent.
- Sie werden von einem Wildhüter begleitet, der entscheidet, welches Tier geschossen wird.
Der Kanton betont, dass die ausländische Kundschaft damit denselben Richtlinien unterstehe wie die Einheimischen. Walliser Jäger dürften derzeit ausserhalb des Kantons jagen, das solle umgekehrt auch wieder möglich sein. Ausländische Kundschaft bezahlt jedoch mehr für die Abschüsse als Einheimische.
Rechtsgrundlage vorhanden
Bereits vor einiger Zeit brachte der Jagdchef Nicolas Bourquin die Aufhebung des Verbots aufs Tapet.
Man müsse die Steinbock-Bestände sowieso regulieren. Wenn ausländische Jäger dafür viel Geld bezahlen würden, könne der Kanton doch willkommene Einnahmen generieren.
Er sagte jedoch bereits damals: «Wenn wir das wieder machen würden, dann nicht mehr über Reiseveranstalter, die ‹Steinbock-Safaris› anbieten.»
Trotz angekündigter Einschränkungen löste diese Aussage damals erneut Kritik aus: Die Steinbock-Regulation mit einheimischen Jägern funktioniere sehr gut, betonte die Grüne Grossrätin Brigitte Wolf. Sie reagierte empört über die Idee, die Steinbock-Trophäenjagd wieder einzuführen.
Heute sagt sie, der Vorschlag sei besser als mit den damaligen Jagd-Safaris. Man müsse aber gut hinschauen, was aus wildbiologischer Sicht Sinn mache.
Und da sieht die Biologin Brigitte Wolf ein Problem. «Der Abschuss von alten Böcken ist sehr heikel, weil sie für die Fortpflanzung und den Zusammenhalt des Rudels wichtig sind.»
Rein rechtlich gesehen darf der Kanton die Trophäenjagd für ausländische Kundschaft wieder freigeben.
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