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Bach und der Preussenkönig auf der Piazza Grande

Szene aus "Mein Name ist Bach". (Keystone) swissinfo.ch

Am Freitag-Abend erlebte in Locarno der Schweizer Film "Mein Name ist Bach" seine Premiere.

Das Werk von Dominique de Rivaz hatte bei der Produktion einen Streit ausgelöst, nicht wegen des Inhalts, sondern wegen Ruth Dreifuss.

Der Film “Mein Name ist Bach” der Westschweizer Regisseurin Dominique de Rivaz wurde am Freitag Abend auf der Piazza Grande in Anwesenheit von Bundespräsident und Kulturminister Pascal Couchepin sowie Aussenministerin Micheline Calmy-Rey uraufgeführt.

Kompositions-Genie trifft jungen König

“Mein Name ist Bach”, eine deutsch-schweizerische Koproduktion mit Gesamtkosten von 4,3 Mio. Franken, spielt vor historischem Hintergrund. Erzählt wird eine Episode aus dem Jahre 1747, als es im soeben fertiggestellten Schloss Sanssouci in Potsdam zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen dem jungen König Friedrich II. von Preussen und dem schon älteren Komponisten Johann Sebastian Bach kam.

Bach, der mit seinen beiden Söhnen Friedemann und Emanuel am Hofe weilt, erhält dabei vom jungen Friederich die launige Aufforderung, nach einer vorgegebenen Melodie eine sechsstimmige Fuge zu komponieren.

Groll und Einsicht

Düpiert lehnt der schon etwas altersschwache Komponist ab und verlässt mit seinen Söhnen unter Misstönen den Hof. Bevor er drei Jahre später stirbt, schrieb der wohl altersmilde Bach aus dem königlichen Thema “Das musikalische Opfer”.

Kräftemessen der Grössen?

In ihrem Spielfilm geht Rivaz der Frage nach, ob die zwiespältige Beziehung zwischen dem Komponisten und dem jungen König eine Art Vater-Sohn-Konflikt war. Oder ging es dem Musikvirtuosen darum zu zeigen, wer von den beiden der wahre König gewesen war? Unterstützt wurde Rivaz bei der Ergründung dieser Ansätze vom Musikwissenschafter und Philosophen Jean-Luc Bourgeois.

Gerangel in der helvetischen Filmwelt

Die ruhige deutsch-schweizerische Koproduktion hatte vor drei Jahren für heisse Köpfe in der Schweizer Filmszene gesorgt. Nachdem das Projekt vom BAK zweimal als nicht förderungswürdig abgelehnt worden war, sprach die damalige Bundesrätin Ruth Dreifuss ein Machtwort und ermöglichte mit einer Subvention von 500’000 Franken die Realisierung des Werkes.

Angesichts der leeren Film-Kassen im Bundesamt für Kultur musste sich Dreifuss darauf den Vorwurf der Vetternwirtschaft gefallen lassen. Von diesem Sturm im Schweizer “Filmglas” war an der Premiere des Werkes auf der lauschigen Piazza Grande glücklicherweise nichts mehr zu spüren.

Sowohl das Innenministerium Couchepins wie das Aussenministerium Calmy-Reys subventionieren das Filmfestival Locarno. Das Bundesamt für Kultur hat dieses Jahr rund 1,2 Millionen Franken gesprochen, die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit rund 550’000 Franken.

swissinfo und Agenturen

Das Internationale Filmfestival Locarno dauert vom 6. – 16. August 2003

Im internationalen Wettbewerb stehen 20 Filme aus 17 Ländern.

Schweizer Filme in Locarno

Internationaler Wettbewerb:
Au sud des nuages – Jean-François Amiguet

Piazza Grande:
Genève – Marseille – Frédéric Choffat
Ixième – Pierre-Yves Borgeaud, Stéphane Blok

Cinéastes du Présent:
Skinhead Attitude – Daniel Schweizer

Human Rights-Sondervorführung:
Ni Olvido Ni Perdon – Richard Dindo

All That Jazz:
Tschäss – Daniel Helfer

Der Ehrenleopard 2003 geht an Ken Loach. Der britische Regisseur ist bekannt für sein Filmschaffen über soziale Ungerechtigkeiten.

Den Preis Raimondo Rezzonico, der in Erinnerung an den verstorbenen Ex-Festivalpräsidenten verliehen wird, bekommt Ruth Waldburger. Die Schweizerin wird damit als unabhängige Produzentin ausgezeichnet.

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