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Basel im Zentrum der internationalen Kunstwelt

Heimo Zobernigs Schwarzer Würfel ist eines von 14 Werken, die während der Art Basel rund um die Stadt zu sehen sind. Keystone

Viele Blicke mögen zurzeit auf die Fussball-Weltmeisterschaft ausgerichtet sein. In Basel, der Heimat der wichtigsten Kunstmesse der Welt, steht in den nächsten Tagen jedoch die Kunst im Zentrum des Interesses.

Schweizer Galerien und Kunstschaffende hoffen, an der «Art Basel» einen guten Eindruck zu hinterlassen, wenn die internationale Kunstwelt in den nächsten Tagen in der Stadt am Rhein auftaucht, um sich über neuste Trends in der Kunstszene zu informieren, Entdeckungen aber auch Einkäufe zu machen.

Rund 300 Galerien aus 37 Ländern werden an der Art moderne und zeitgenössische Werke von 2500 Kunstschaffenden zeigen. Für das breite Publikum ist die fünftägige Messe ab Mittwoch offen.

Die Messe ist auf zwei riesige Ausstellungshallen verteilt. In der einen befinden sich die Stände der Galerien, in der anderen eine Auswahl grossformatiger Werke etablierter Kunstschaffender (Art Unlimited) sowie Ausstellungen von neueren Galerien mit Nachwuchstalenten (Art Statements).

Mit ihren 32 Galerien ist die Schweiz nach den USA und Deutschland die drittgrösste Ländergruppe. Die Messe ist für die Schweizer Kunstszene von Bedeutung, wie Annette Schönholzer, die Co-Direktorin der Messe, erklärt.

«Ich glaube, dass die Art Basel einer der vielen Faktoren ist, die interessante Kunstschaffende aus der Schweiz hervorgebracht haben», sagte Schönholzer am Dienstag, als sich Medien einen ersten Eindruck verschaffen konnten, gegenüber swissinfo.ch.

Grosse Schweizer Namen

Die Schweizer Kunstszene ist sehr international, viele grosse Namen tauchen an der Art auf. So vertritt die Zürcher Galerie Presenhuber Ugo Rondinone und Urs Fischer, die beide in New York leben.

Alle Kunstschaffenden seien sehr vorsichtig bei der Auswahl der Werke, die sie zeigen wollten, erklärte die Galeriebesitzerin Eva Presenhuber. «Sie lieben diese Messe, da man sich hier bemüht, nur wirklich professionelle Kunst und Kunsthändler einzubeziehen.» Auch kämen immer bedeutende Sammler an die Art.

Ein besonders eindrucksvolles Werk von Fischer ist in der Sektion Art Unlimited zu sehen. Schon eine Woche vor Eröffnung der Messe waren Techniker von Presenhuber damit beschäftigt, die fünf grauen, verbogenen Skulpturen aufzustellen, die zusammen rund 200m² Raum einnehmen.

Die Selektions-Standards, die eine Galerie erfüllen müsse, um einen Platz an der Art zu erhalten, seien wirklich hart, sagte Presenhuber. Sie ist Mitglied im Auswahlkomitee und nimmt seit 12 Jahren an der Messe teil.

Nicolas Krupp betreibt eine Galerie in Basel und hat es zum ersten Mal geschafft, einen der heiss begehrten Stände zu erhalten. «Dafür habe ich 10 Jahre gearbeitet. Es ist für mich jetzt ein wirklich aufregender Moment», sagte Krupp, der früher in der Sektion Art Statements mit von der Partie war.

Krise, Abschwung?

Bei der Vorbesichtigung, die auch geladenen Gästen offen stand, schien das Interesse gross zu sein. Hunderte, meist betuchte Besucher und Besucherinnen, mischten sich unter das Galerien-Personal und die Medienschaffenden.

Die Art bietet ein weites Spektrum an Kunst, darunter Werke von Picasso oder Jean-Michel Basquiat. Das teuerste Werk im Angebot soll eine Skulptur von Alberto Giacometti für 29 Millionen Franken sein.

Die Wirtschaftskrise scheint sich nicht auf die Zahl der Galerien ausgewirkt zu haben, die sich um einen der rund 300 Stände beworben hatten. Mit 1100 war sie gleich hoch wie im Jahr zuvor.

Krupp zeigte sich optimistisch, dass die Kunstbranche sich nach Einbussen bei den Verkäufen langsam wieder erholt, auch wenn die Situation noch nicht «wirklich gut» sei. Die jüngsten Auktionen seien aber recht gut gelaufen und es scheine wieder mehr Geld in den Markt zu fliessen.

Auch Presenhuber räumte ein, dass der Markt etwas langsamer sei. Aber, sagt sie «grosse Kunst findet immer ihren Platz».

Schweizer Schnappschuss

Grosse Kunst entdecken kann man auch bei einer der zahlreichen Parallelveranstaltungen. Viele davon gäben einen Einblick in die kommende Generation der Schweizer Kunstszene, sagte Claudia Jolles, Chefredaktorin des Kunstbulletins, des bedeutendsten Schweizer Kunstmagazins.

«Die Swiss Art Awards sind für junge Kunstschaffende die wichtigste Veranstaltung im Jahr. Alle sind interessiert daran wer nominiert wird, und wer einen Preis erhalten wird», erklärte Jolles im Gespräch mit swissinfo.ch.

Die Preise für den vom Bundesamt für Kultur organisierten eidgenössischen Kunstwettbewerb werden jeweils kurz vor der Eröffnung der Art Basel vergeben. Die nominierten Werke sind in der Ausstellung «Swiss Arts Awards» gegenüber dem Messegebäude zu sehen. Viel kreatives Potential zeigt sich in Video-Installationen, aber auch in Werken mit Öl und Leinwand.

Auch ein Besuch der «Liste 15», einer Schau für neue Galerien, sei interessant, sagt Jolles. «Viele der Liste-Galerien schaffen es später an die Art.»

Egal, ob man auf der Suche nach dem nächsten Kunst-Hit ist oder in Kunst investieren will, in den nächsten paar Tagen dürfte Basel allen etwas bieten. Zum ersten Mal sind zudem – im Rahmen der Sektion «Art Parcours» – eine Reihe von Kunstwerken und Performances in der historischen Altstadt zu sehen.

Während der Art, sagt Krupp, «ist Basel eine sehr geschäftige, internationale Stadt. Mit der Messe und den Begleitveranstaltungen läuft sehr viel. Es ist eine ziemlich wilde Woche.»

Isobel Leybold-Johnson in Basel, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

Die 41. Ausgabe der Art Basel dauert vom 16. bis 20. Juni 2010. Die Art Basel gilt international als die bedeutendste Kunstmesse. Hier treffen sich Kunstliebhaber, -Kenner, -Händler und –Käufer aus aller Welt, um sich einen Einblick in den Kunstmarkt zu verschaffen. 2009 hatte die Messe 61’000 Personen angelockt.

An der diesjährigen Messe nehmen rund 300 Galerien (mehr als 1100 hatten sich um einen Platz beworben) aus 37 Ländern in Nord- und Lateinamerika, Europa, Asien und Afrika teil. Präsentiert werden Werke aus dem 20. und 21. Jahrhundert von über 2500 Künstlerinnen und Künstlern.

Die fünf Spitzenplätze bei der Zahl der Galerien belegen: Die USA mit 72 Galerien, Deutschland mit 53, die Schweiz mit 32, Frankreich und Grossbritannien mit je 27 sowie Italien mit 20.

Die ausgestellten Werke umfassen Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Fotos, Video und editierte Werke.

So ist unter anderem eines der letzten Werke von Louise Bourgeois zu sehen, die im Mai im Alter von 98 Jahren in New York gestorben ist.

Neu in diesem Jahr: Der «Art Parcours» mit zehn ortsspezifischen Werken und Performances im alten Stadtkern von Basel sowie die Sektion «Art Feature», an der 20 kuratierte Galerieprojekte präsentiert werden.

Weitere Besuchs-Tips von Claudia Jolles neben der Art: Kunsthalle (zeitgenössische Kunst, spezielle Öffnungszeiten während der Art), Werke des mexikanischen Künstlers Gabriel Orozco im Kunsthaus sowie die Ausstellung «Swiss Art Awards» mit ausgewählten Werken aus dem eidgenössischen Kunstwettbewerb 2010.

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