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Bund will Filmindustrie ankurbeln

Kulturminister Couchepin (li) und "Monsieur Cinéma" Bideau wollen den Schweizer Film aus dem Winterschlaf reissen. Keystone

Wichtigste Ziele des Schweizer Films sollen "Qualität und Popularität" sein. Innenminister Pascal Couchepin hat die künftige Filmpolitik des Bundes enthüllt.

Grössere Budgets und gezieltere Promotion sollen dem heimischen Filmschaffen wieder zum Erflog verhelfen.

«Die Jungen kennen den Schweizer Film nicht mehr», erklärte Nicolas Bideau, der künftige Film-Chef des Bundes, am Freitag anlässlich des Filmfestivals in Locarno. Der Schweizer Film habe ein Image-Problem. Darum müsse man aufhören, die Subventionen breit zu verteilen. Wichtig sei die Konzentration der Mittel, sagte Bideau.

Auch in der Schweiz solle es in Zukunft möglich sein, Filme mit Budgets von drei bis vier Millionen Franken herzustellen. Bisher konnte der Bund maximal eine Million Franken beisteuern.

In Locarno stellten Bideau, der sein Amt als Leiter der Sektion Film im Bundesamt für Kultur (BAK) am 1. Oktober antreten wird, Bundesrat Pascal Couchepin, Vorsteher des Eidg. Departements des Innern (EDI) und BAK-Direktor Jean-Frédéric Jauslin neue Leitlinien für den Schweizer Film vor.

100 Millionen Franken

Als Leitlinien für den Schweizer Film nannte Couchepin «Qualität und Popularität». Zudem will er das System der Promotion effizienter gestalten.

Er betonte, dass sich der Bundesrat für den Schweizer Film engagiere. Insgesamt stünden in der Schweiz rund 100 Mio. Franken für den Schweizer Film zur Verfügung. «Das ist nicht wenig», sagte der Kulturminister.

Für den neuen BAK-Direktor Jean-Frédéric Jauslin heisst das, dass man Prioritäten setzen müsse, also das vorhandene Geld auf weniger Produktionen konzentrieren und nicht weiterhin nach dem Giesskannenprinzip vergeben solle.

Er sprach von einer globalen Vision der Kultur, die nicht zwischen elitär und populär unterscheide. «Die Kultur ist ein Ganzes», betonte er. Jauslin plädierte zudem für mehr Effizienz, auch in den Förderkommissionen.

Promotion auch im Ausland

Bideau sprach sich zudem für die Förderung des Nachwuchses aus. «Ich kenne die neuen Talente gut», sagte Bideau. Man müsse sich bei der Filmförderung auf «die besten Autorenfilmer des 21. Jahrhunderts» konzentrieren.

Sein Ziel sei, den Marktanteil des Schweizer Films, der gegenwärtig bei 2% bis 3% liegt, «auf 5% bis 10% zu erhöhen», so Bideau weiter. Es gehe um einen «Dialog mit dem Publikum». Auch im Ausland müsse der Schweizer Film erfolgreicher werden.

Um dies zu erreichen, müsse das gegenwärtige Fördersystem überdacht werden. Er werde neue Modelle prüfen, wobei er auch das Intendantensystem, bei dem eine einzelne Person über die Fördergelder entscheidet, nicht ausschliesse. Das Ziel seien «films populaires de qualité», populäre Qualitätsfilme, betonte Bideau.

swissinfo und Agenturen

Gegenwärtig stehen im Bundesamt für Kultur (BAK) 35,5 Mio. Fr. Franken für den Schweizer Film zur Verfügung.
Ab nächstem Jahr kommen 7 Mio. pro Jahr für die Förderung im Rahmen des EU-MEDIA-Programms hinzu.
Der Marktanteil des Schweizer Films liegt zurzeit bei 2 – 3%.
Er soll künftig auf 5 – 10% erhöht werden.

Im letzten Jahr hatte Kulturminister Pascal Couchepin massiv in die Filmpolitik des Bundes eingegriffen.

Am Filmfestival Locarno und in verschiedenen Interviews griff er die Sektion Film des Bundesamtes für Kultur (BAK) an und warf dem Auswahlverfahren für Produktionsbeiträge Linkslastigkeit und mangelnde Transparenz vor.

Deswegen gab Couchepin sogar eine Administrativuntersuchung über die Filmförderung des Bundes in Auftrag.

Der Streit gipfelte schliesslich im Rücktritt von BAK-Direktor David Streiff.

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