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Bundesplatz im neuen Kleid

Eingebettet in den Stein: Die 26 Wasserfontänen als Symbole der Schweizer Kantone. Keystone

Nach rund 30 Jahren Streit und Diskussionen präsentiert sich der Bundesplatz in Bern in neuer Gestaltung. Das gibt ihm mehr nationale Symbolkraft.

Die Arbeiten in der Altstadt haben neue geschichtliche Aspekte hervorgebracht. Mit einem grossen Fest wird der lange vernachlässigte Platz eingeweiht.

Der erste August eignet sich als Nationalfeiertag vortrefflich, um einen so symbolischen Ort wie den neuen Bundesplatz einzuweihen. Dieser prominente Platz liegt direkt vor dem Parlaments- und Regierungsgebäude in Bern.

Park- statt Bundesplatz

Doch hatte es zur Neugestaltung viel Mühe und Schweiss gebraucht. Seit 1968 werkelte man an Möglichkeiten, wie der symbolische Ort vom erstickenden Verkehr befreit werden könnte. Denn mit den Jahren war aus dem Bundes- ein unfreundlicher und trauriger Parkplatz geworden.

Einzige Lichtblicke für den Platz waren der wöchentliche Markttag und Demonstrationen, die Tausende von Bürgerinnen und Bürgern nach Bern führten. Oder die eher seltenen offiziellen Zeremonien, wenn ausländische Staatsoberhäupter empfangen wurden.

Urbane Herausforderung

Die Idee, vor dem Sitz der eidgenössischen Politik für einen würdigeren Rahmen zu sorgen, ist jedoch nie ganz zurückgestellt worden. Vor etwas mehr als zwei Jahren schlugen drei Architekten aus Basel ihr Projekt nochmals vor, das 1993 den ersten Preis im eidgenössischen Ideenwettbewerb «Neugestaltung Bundesplatz» gewonnen hatte.

Ein Sponsor und die finanzielle Beteiligung der Eidgenossenschaft erlaubten es nun, die sonst schon überstrapazierten Finanzen der Bundeshauptstadt nicht in weitere Mitleidenschaft zu ziehen.

Und um den Durst des innenstädtischen Gewerbes nach Parkplätzen zu stillen, wurde eine nahe unterirdische Parkanlage erweitert.

26 Wasserdüsen sorgen für dritte Dimension

Nun schmückt ein eleganter Granitstein-Teppich den Platz zwischen den Fassaden der Gebäude, die aus der letzten Jahrhundertwende stammen. Zwischen Natursteinplatten aus Valser Gneis, überraschend diskret im Boden versteckt, sind 26 Wasserdüsen oder -fontänen angebracht.

Ihre Zahl entspricht der Anzahl Kantone, ihr Wasserspiel ergänzt den Platz als dreidimensionales Element. Der Bundesplatz wird damit zum Springbrunnen. Ein weisser Streifen, der nachts zu einem Lichtstrahl wird, führt den Besucher direkt bis zum Eingang des Parlamentsgebäudes.

Architektonische Einheit

Jetzt, wo die Arbeit beendet ist, atmet man auf: «Endlich wird man sich klar, dass Bundesplatz und Bundeshaus architektonisch eine Einheit darstellen», meint dazu Andreas Blaser, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Parlamentsdienste.

Der Zugang zum symbolischen Gebäude der Schweizer Politik sei frei, offen und transparent.

Zwischen Ende Juli und Anfang August sind auch die Säle des Parlaments öffentlich zugänglich. «Uns ist klar, dass die Neugestaltung auch ein Programm für die Politik sein muss. Die Öffnung für das Publikum ist eine logische Folge davon», sagt Blaser.

Die offizielle Einweihung des Bundesplatzes wird – wie könnte es anders sein – von Reden umrahmt. Sprechen werden der Berner Stadtpräsident und der Bundespräsident. Doch eigentlich steht ein Volksfest im Vordergrund, mit Aperitif und viel Musik für jedes Alter.

Wiederentdeckte Geschichte

Die Arbeiten rund um den Platz haben auch zu neuen Entdeckungen geführt, die dem Bundesplatz eine andere Bedeutung verleihen. Während den Aushubarbeiten für die Kanalisation brachten Archäologen wichtige Zeugnisse aus der Vergangenheit der Stadt zutage.

Hier endete im Mittelalter die Stadt, damals von starken Mauern umgeben. Am äusseren Rand des Bundesplatzes von heute lag früher das jüdische Viertel.

Es fanden sich Teile eines grösseren Gebäudes, eventuell von einer alten Synagoge, Reste von Laden- und Gewerbebauten und von Strassen.

Diese neuen Erkenntnisse runden die Geschichte Berns besser ab – einer Stadt, deren Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Neues Symbol für das Land

Seit knapp über 100 Jahren dominiert an diesem Platz nun das Bundeshaus. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts war ein beträchtlicher Teil von der mittelalterlichen Architektur allmählich beseitigt worden. Heute säumen vor allem Bankengebäude mit eleganten Fassaden aus Sandstein die Ecken des Bundesplatzes.

«Diese Nachbarschaft dürfte dem Image der Schweiz kaum schaden», sagt dazu Andreas Blaser, «es mag eher eine Mahnung an die Politik sein, den Kontakt zu Wirtschaft und Wirklichkeit nicht zu verlieren».

Der neugestaltete Bundesplatz eröffnet nun im Stadtzentrum etwas Fläche zum Leben. Das neue Symbol, im nüchternen Stil gehalten, sorgt also sowohl für den Alltag als auch für die nötige Repräsentativität.

swissinfo, Daniele Papacella
(Übertragen aus dem Italienischen: Alexander Künzle)

Der Bundesplatz wurde mit 3600 Natursteinplatten und 600 Tonnen Material neu gestaltet.
Kosten: 8 Mio. Fr.
Die Stadt Bern und der Bund teilen sich die Rechnung.
Die Einweihung kostet 700’000 Franken und wird von einem Sponsor bezahlt.

1993 haben die Visuellen Gestalter Christian Stauffenegger und Ruedi Stutz zusammen mit dem Architekten Stephan Mundwiler den 1. Preis für ihre Idee der Neugestaltung gewonnen.

Der Bundesplatz wurde vom Verkehr befreit und mit Granitplatten aus Graubünden bedeckt.

Ein Stahlband umfasst die Fläche. 26 Wasserdüsen – soviel wie Kantone – formen den Platz zum Springbrunnen um.

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