Schweizer Alpenmaler erhält eigenes Museum
Seine alpinen Landschaften waren ursprünglich vom Tourismus beflügelt. Später halfen sie Glaziologen, den Klimawandel zu dokumentieren. Und nun haben die Werke des Schweizer Künstlers Caspar Wolf einen festen Platz in einem nach ihm benannten Museum erhalten.
Geboren wurde Caspar Wolf (1735-1783) im nordschweizerischen Aargau. Im Kloster Muri begann er seinen künstlerischen Werdegang mit der dekorativen Malerei. Dazu gehörten auch Dutzende von Miniaturen auf einer Truhe, die heute im umgebauten Klostergebäude ausgestellt ist.
«Er hat hier ein Jahrzehnt lang gearbeitet und sich wahrscheinlich ein wenig gelangweilt», sagt Kurator Peter FischerExterner Link. Wolf wagte sich nach Paris, um mit Philip James de Loutherbourg, einem Star der französischen Kunstszene, zusammenzuarbeiten. «Dort lernte er die Freilichtmalerei – unverzichtbar für Landschaften.» Nach seiner Rückkehr in die Schweiz entwickelte er seine Landschaftstechnik weiter. Beispiele sind nun in Muri zu sehen.
«So muss Abraham Wagner ihn entdeckt haben», sagt Fischer und verweist auf den Berner Verleger, der Wolf mit 150-200 Gemälden beauftragt hatte, um ein Handbuch der Schweizer Berge zu illustrieren. Zwischen 1773 und 1777 unternahm Wolf in Begleitung von Schriftstellern und Forschern mehrere Ausflüge ins Hochgebirge.
Wolfs Gemälde wurden verwendet, um Kupferplattenillustrationen für Bücher von Jakob Samuel Wyttenbach zu schaffen. Wagner nahm die Originalöle mit auf Tournee – mit begrenztem Erfolg. Der markanteste Raum des Museums verfügt über eine Wand voller Alpenlandschaften von Wolf und über eine interaktive Karte, auf der die Besucher je nach Motivstandort Bilder seiner anderen Werke ansehen können.
«Es ist bemerkenswert, dass ein ungebildeter Junge aus der Provinz sich mitten im Kreis der Aufklärung befand», sagt Fischer. Er weist darauf hin, dass der Schweizer Gelehrte Albrecht von HallerExterner Link seinem Gedicht «Die Alpen» eine Notiz hinzugefügt hat, in der er Wolfs Talent erwähnt, die Berge auf der Leinwand einzufangen.
Aber Wolf hatte nie wirklich Erfolg, weder beruflich noch gesundheitlich. Mit Nierenproblemen verbrachte er seine späteren Jahre in Deutschland als Auftragsmaler. Er starb dort im Alter von 48 Jahren. Seine Frau und er hatten sich entfremdet und sie erfuhr erst zwei Jahre später von seinem Tod.
In den letzten Jahren ist das Interesse an dem Künstler wiederaufgekommen – insbesondere innnerhalb der MurikulturExterner Link, einer lokalen Kulturinstitution seiner Heimatstadt. Diese Galerie zeigt das Museum in Muri, das unter der Leitung von Fischer eingerichtet wird.
Ein Superstar der Gletschermalerei
Zu Wolfs Zeiten wurden die Alpen und vor allem ihre Gletscher zu einer Touristenattraktion. Heute gilt Wolf als Pionier der alpinen Landschaftsmalerei.
«Wolf hatte Glück, dass sein Verleger einen Blick auf die Alpen wollte, und Glück, dass der Grindelwaldgletscher damals im Rahmen der Kleinen Eiszeit wuchs», sagt Heinz ZumbühlExterner Link. Er ist emeritierter Professor am Institut für Geographische der Universität Bern.
«Er ist wirklich der Superstar der Gletscher- und Landschaftsmalerei! Er war damals der beste Maler unserer Berge», sagt Zumbühl, der die Werke mehrerer Künstler als Forschungshelfer genutzt hat. Aus eigener Erfahrung erinnert er sich, dass die oberen und unteren Grindelwaldgletscher bis in die 1980er-Jahre noch eisig waren. «Seit dem Jahr 2000 ist der Rückgang dramatisch. Dank der Gletscher sieht man den Klimawandel besonders gut.»
Fischer stimmt zu: «Wir können nicht auf Wolfs Gletschermalereien schauen, ohne an die globale Erwärmung zu denken.» Das neue Museum gebe den Besuchern die Möglichkeit, die «heroische Alpenlandschaft unseres Landes, wie sie sich vor 250 Jahren präsentiert hat, zu betrachten und sich der Unterschiede bewusst zu werden».
Diese für Wolf vielleicht unvorstellbaren Unterschiede machen Zumbühl Sorgen. «Die Landschaft wird jetzt hässlich. Das wird zum Problem. In der Schweiz werden wir bald keine Gletscher mehr haben.»
Das Museum Caspar WolfExterner Link öffnet seine Tore am 6. April auf dem Gelände des ehemaligen Klosters in Muri, nahe Zürich.
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